Mit einer Boxershort statt einer Strumpfmaske auf dem Kopf versucht ein 33-Jähriger eine Gaststätte in Dortmund auszurauben – und erlebt dabei sein blaues Wunder.

Dortmund - Es ist kurz vor Mitternacht, als Dieter Rösner ungebetenen Besuch bekommt. Der 71-Jährige betreibt im Dortmunder Stadtteil Brackel eine nach ihm benannte Gaststätte – eine gemütliche Eckkneipe der Rubrik „urig“. In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich eine Aral-Tankstelle, ein Friseurgeschäft, ein Salon für Brautmoden und ein Seniorenwohnheim. Einer der Ladenbesitzer raunt: „In die Kneipe würde ich keinen Fuß reinsetzen.“

 

Im „Rösner“ sitzt am Mittwochabend nur noch ein Gast. Der Wirt steht hinter der Theke, als plötzlich ein Mann mit einer Unterhose auf dem Kopf auftaucht, mit einem Schlachtermesser herumfuchtelt und Bargeld fordert. Doch Rösner ist ein alter Hase, der seit 1975 als Wirt arbeitet und den so schnell nichts erschüttern kann. „Der schrie die ganze Zeit: ‚Geld, Geld Geld’, erzählt der 71-Jährige. „Da hab ich ihm erst mal ein paar in die Fresse gegeben“, sagt Rösner in der dem Ruhrpott eigenen Direktheit. Rösner bearbeitet den Dieb so lange, bis dieser selbst nach der Polizei ruft. „Der hat gedacht, ich schlag’ ihn tot“, sagt der Wirt. „Ich glaube, der hatte die Hosen ziemlich voll.“

Das 20 Zentimeter lange Messer des Räubers hatte Rösner gar nicht bemerkt: „Mein Gast rief: ‚Dieter, der hat ein Messer!’ aber ich hab’ nicht lange nachgedacht, sondern einfach reagiert. Das ging alles so schnell, der wusste gar nicht, was er mit dem Messer anfangen soll.“ Auch dass der Räuber sein Gesicht nicht mit einer Strumpfmaske verdeckt, sondern mit einer schwarzen Boxershort, in die er zwei Sehschlitze geschnitten hatte, entdeckt Rösner erst, als der Räuber am Boden liegt. Nach Polizeiangaben handelt es sich bei dem verhinderten Räuber um einen 33-jährigen Mann. Die Polizei sei blitzschnell dagewesen: „Wir haben den Notruf gewählt, da tauchte schon eine Zivilstreife auf“, erzählt Rösner. Warum sich der Mann mit einer Unterhose maskierte, ist derzeit noch unklar. „Das hat er uns nicht verraten“, sagt Polizeisprecherin Nina Vogt, die Beamten hätten aber auch nicht danach gefragt. „Bisher dachte ich, das gibt’ s nur im Fernsehen“, sagt Rösner, „aber so ist das Leben“.

Schon vor wenigen Wochen spielt eine Unterhose eine tragende Rolle

Es ist nicht der erste Fall der Dortmunder Polizei, in dem eine Unterhose eine prominente Rolle spielt. Erst vor wenigen Wochen war ein 55-Jähriger nur mit einem Handtuch bekleidet bei der Polizei aufgetaucht und hatte angegeben, ausgeraubt worden zu sein. Er sei auf dem Weg zum Arzt gewesen, aber so müde geworden, dass er sich auf eine Parkbank gesetzt habe und eingeschlafen sei. Als er wieder aufgewacht sei, sei er nackt gewesen. Selbst seine Unterhose sei gestohlen worden. Zum Glück habe er auf der Wiese ein altes Handtuch gefunden, um sich zu bedecken. Die Frage der Beamten, ob er getrunken habe, bejahte der Mann: „Aber nicht viel“. An den Namen des Arztes, den er an einem Sonntag aufsuchen wollte, konnte er sich allerdings nicht erinnern.