Das Votum der Jungen Union für eine Urwahl des Kanzlerkandidaten ist ein Affront gegen die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer. Doch eine Volkspartei sollte in Zeiten schwindenden Vertrauens gegenüber politische Eliten auch dem eigenen Parteivolk Gehör schenken, meint StZ-Autor Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Wenn Deutschland die Kanzlerschaft per Urwahl bestimmen würde, dann hätte die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer nach aktueller Stimmungslage wohl keine Chance. Im direkten Vergleich mit denkbaren Konkurrenten von den Grünen und selbst von der SPD kann sie laut einschlägigen Umfragen nur wenige überzeugen. Das muss eine Partei als Schmach empfinden, die seit jeher ihre Existenzberechtigung darin sieht, das Land zu regieren. Mit dem politischen Marktwert schwindet auch das Ansehen der CDU-Frau Nummer 1 und der Respekt vor ihr. Vor diesem Hintergrund verwundert es kaum, dass die Idee aufkommt, den Kanzlerkandidaten der C-Parteien von allen Mitgliedern wählen zu lassen. Die Junge Union spricht sich dafür aus. Die meisten CDU-Anhänger fänden es auch gut.