Seit drei Monaten ist die Familie Schmider aus Korb nun in Afrika unterwegs. Namibia hat sie schon hinter sich gelassen, jetzt führt der Weg durch Südafrika nach Mosambik.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Kapstadt/Korb - Tausende Straßenkilometer sind auch an einer Techniklegende nicht spurlos vorübergegangen. Der Auspuff des 50 Jahre alten Magirus-Deutz-Lastwagens mit dem Spitznamen „Onkel Deutz“ musste geflickt, die Innenausstattung befestigt werden. Ansonsten sind Menschen und Maschine aber guter Dinge. Seit rund drei Monaten reist die Familie Schmider – zwei Erwachsene, drei Kinder – nun in dem Oldtimer-Truck durch das südliche Afrika. Nachdem die Reise im namibischen Walvis Bay begonnen hat, sind die Schmiders derzeit auf der südafrikanischen Garden Route unterwegs. Die Abenteurer aus Korb-Kleinheppach bereuen ihren Trip nicht – im Gegenteil: „Montagu gehört für uns zu den lebenswertesten Orten, die wir bis jetzt auf unserer Reise besucht haben“, schreibt Kerstin Schmider über eine Stadt in der Provinz Westkap, wo die Korber seit einer knappen Woche ihr Lager aufgeschlagen haben. Dem Familienvater Jochen Schmider ist vor allem ein zufällig entdeckter Übernachtungsplatz an einem Wasserfall in den Cedarbergen in Erinnerung geblieben. Die kleine Mio schwärmt noch immer von den Walen, die sie auf der Ausflugsfahrt nach Robben Island gesehen hat. Im März, zu Mios siebtem Geburtstag, kam sogar die Großmutter Schmider vorbei, um zehn Tage mit ihren Lieben zu reisen.

 

Die Reise soll noch mehrere Monate dauern und ist weit mehr als nur eine Sight-Seeing-Tour. Als Familie mehr gemeinsame Zeit verbringen, etwas fürs Leben lernen – das waren Ziele, die die Schmiders sich für ihre Auszeit gesetzt hatten. „Wir arbeiten noch daran, ein Team zu werden, bei dem alle sich für die Reise verantwortlich fühlen“, schreibt Mutter Kerstin. Eltern und Kinder hatten sich deswegen durchaus schon in den Haaren. Ein Pluspunkte-System am Küchenschrank soll jetzt aber Besserung bringen. Auf den Stationen der Reise gibt es jede Menge zu tun. Drei Wochen lang hat sich die Familie in einem Backpacker-Zentrum in Kapstadt nützlich gemacht: Für Kost und Logis Ställe ausgemistet oder in der Küche geholfen.

Noch heute gibt es Spuren der Apartheid

Auf ihrer Reise stoßen die Schmiders immer wieder auf Spuren des ehemaligen Apartheidsregimes. „Als Weiße werden wir hier beispielsweise oft mit „Ma’am“ oder mit „Sir“ angesprochen“, berichtet Schmider. „Egal, wo wir bisher hingekommen sind, die Besitzer waren immer Weiße, die Arbeiter immer Schwarze.“

Die Kinder im Alter von sieben bis zwölf Jahren genießen die Zeit fernab der Heimat. Um die Schule kommen sie dennoch nicht ganz herum: Die Familie hat eine Erlaubnis für Homeschooling bekommen, wie sie baden-württembergische Schulleiter in Ausnahmefällen erteilen können. Jeder Tag beginnt um acht Uhr mit drei Stunden Unterricht. „Die Kinder machen echt gut mit, weil die Regeln ganz klar sind. Das heißt natürlich nicht, dass sie immer Lust zum Lernen haben und immer voll bei der Sache sind“, schreibt Kerstin Schmider. Aber auch nebenher gibt es viel zu lernen, zum Beispiel auf den Fahrten, wenn im Führerhaus von „Onkel Deutz“ nur Englisch gesprochen werden darf.

Wenn die Schmiders die Garden Route, eine der größten Touristenattraktionen in Südafrika, verlassen haben, soll die Reise weiter die Ostküste hinaufgehen, bis nach Mosambik. Dort hoffen sie, auf Elefanten zu treffen – große Tiere haben die Korber bislang nämlich noch keine gesehen.