Immer wieder werden Senioren Opfer von Betrügern, sei es durch den Enkeltrick, falsche Polizisten oder andere Schockanrufe. Um über die Maschen der Kriminellen aufzuklären, spielen zwei Polizisten die Szenarien vor Heimsheimer Senioren nach.

„Hallo Oma, ich brauch Geld.“ Oft genug steckt hinter dem Anrufer nicht der echte Enkel. Vielmehr kann es sich um den inzwischen weithin bekannten „Enkeltrick“ handeln, wenn Betrüger am Telefon Geld von älteren Menschen abzocken wollen. Doch längst sind alle Altersgruppen von diesen fiesen Maschen bedroht, sei es durch Anrufe, SMS oder über Chatprogramme wie Whatsapp. Wie raffiniert die Betrüger ihre potenziellen Opfer um den Finger wickeln, zeigten jetzt zwei Schauspieler den Heimsheimer Senioren im evangelischen Gemeindehaus. Margot Ritz teilte bei der Gelegenheit mit, dass dies die letzte Veranstaltung unter ihrer Regie sei. „Da dachte ich mir, das muss ein interessantes Thema sein und habe dazu Profis eingeladen.“

 

Schauspielernde Polizisten

Werner Mast und Paul Mejzlik spielen zwar bei den „Theater-Experten“ einen Telefonbetrüger und einen älteren Mann, der bestohlen werden soll. Doch als Polizisten haben sie auch Erfahrungen mit diesen Betrugsmaschen. Den gut 50 Seniorinnen und Senioren demonstrieren sie eindrücklich, wie überzeugend der Anrufer auf sein Opfer einwirken kann, sodass dieses bereit ist, größere Geldbeträge zu übergeben.

„Rate mal, wer dran ist“, fragt der Anrufer den älteren Herrn am Telefon. Dieser vermutet nach einigem Raten seinen Enkel und fragt: „Rickie, bist du es?“ Mit dieser Information kann der Betrüger weiterarbeiten und dem Opa eine haarsträubende Geschichte von unverschuldeter Not auftischen, die keinen Aufschub dulde und die zum Ziel hat, dass der Opa eine größere Geldsumme an einen Boten übergibt, um dem Enkel aus der Patsche zu helfen.

Besonders fies seien Schockanrufe, vermeintlich von einem „Arzt“ oder aus einem Krankenhaus, so die Polizisten. Damit gelinge diese Betrugsmasche immer wieder. „Während wir hier Theater spielen, gibt es wahrscheinlich Dutzende solcher Anrufe“, sagt Werner Mast. Es gebe ganze Callcenter – die sich häufig im Ausland befinden –, die auf so etwas spezialisiert seien.

Die Schauspieler zeigen nun einen Anruf durch falsche Polizeibeamte, bei dem auf dem Telefondisplay sogar die Notrufnummer 110 erscheint. „Lassen Sie sich davon nicht täuschen“, warnt Werner Mast. Der vermeintliche Polizist spricht von geplanten Einbrüchen und bietet an, zur Sicherheit die Wertgegenstände des Opfers zu verwahren. Manchmal wird auch behauptet, dass selbst Bankangestellte an kriminellen Vorgängen beteiligt seien, weswegen man sein Geld von der Bank abheben und dem „Polizisten“ übergeben solle.

Nicht die Rückruftaste nutzen

Wer jetzt unsicher wird und lieber mal bei der Polizei nachfragen will, sollte auf keinen Fall auf die Rückruftaste des Telefons drücken, weil er dann wieder bei den Betrügern lande. Besser sei es, den Hörer aufzulegen und erst, wenn das Freizeichen ertönt, das Polizeirevier oder die 110 zu wählen oder aber mit einem zweiten Telefon wie dem Handy zu telefonieren. Grundsätzlich sollte man keinem Fremden Wertgegenstände herausgeben und auch keine persönlichen oder Bank-Daten nennen.

Polizeihauptkommissarin Yvonne Schwarz-Tron von der Polizeidirektion Pforzheim rät den Zuhörern, bei solchen Anrufen, wenn man etwa unsicher ist, wer dran ist, wenn Geld gefordert oder Druck ausgeübt werde, am besten gleich aufzulegen, „dann kann Sie auch niemand zu etwas überreden.“ Sie betont, dass es keinesfalls zum Service der Polizei gehöre, Geld und Schmuck mitzunehmen.

Bankmitarbeiter werden geschult

Ebenso wenig würden Bankmitarbeiter anrufen und nach der Kontonummer und der PIN fragen, betont Silke Claußen von der örtlichen Sparkasse. „Unsere Kollegen werden extra geschult, um solche Betrugsmaschen zu erkennen“, erklärt sie. Obwohl der größte Teil der Trickanrufe ins Leere laufe, seien solche Betrügereien immer wieder mal erfolgreich, auch mit sehr hohen Summen, so Yvonne Schwarz-Tron von der Polizei. Wenn einem so etwas doch einmal passieren sollte, obwohl man gut vorbereitet sei, sollte man sich nicht schämen und gleich die Polizei informieren.

Innerhalb von nur fünf Jahren ist laut Behörden die Zahl der Schockanrufe in Baden-Württemberg von 17 bekannt gewordenen Fällen im Jahr 2017 auf zunächst 319 Fälle im Jahr 2020 und dann, innerhalb eines Jahres, auf 2157 registrierte Fälle hochgeschnellt. Eine Ende ist nicht in Sicht. Der Polizei zufolge dürfte die Dunkelziffer noch weit höher liegen, da viele Opfer sich schämen und keine Anzeige erstatten.

Von Enkeltrick bis Schockanruf: Es kann jeden treffen

In der Nachbarschaft
 Kaum eine Woche vergeht ohne eine Nachricht über Betrüger, die über Maschen wie Enkeltrick oder Schockanrufe von ihren Opfern vier-, manchmal sogar fünfstellige oder noch höhere Summen ergaunern. Und das nicht irgendwo weit weg, sondern in direkter Umgebung.

Enkeltrick
 Vor rund drei Wochen brachte ein Unbekannter eine Frau im östlichen Enzkreis dazu, ihr etwa 1500 Euro zu überweisen. Durch geschickte Gesprächsführung ergaunerte er sich außerdem noch vertrauliche Kreditkartendaten. Besonders schlimm hat es vor knapp einem Jahr eine 60-Jährige aus Leonberg erwischt. Da ihre eigene Tochter sich zu der Zeit im Ausland aufhielt, hatten die Betrüger mit ihrer Masche leichtes Spiel. Sie überwies ihnen rund 40 000 Euro.

Schockanruf
 Noch einmal Glück hatte eine Seniorin in Leonberg vor zwei Wochen, die 20 000 Euro an Betrüger überweisen wollte. Ein angeblicher Polizist hatte sie angerufen und angedeutet, ihre Tochter habe einen schweren Verkehrsunfall verursacht, sie sollte die Kaution bezahlen. Eine Bankmitarbeiterin wurde misstrauisch und konnte Schlimmeres verhindern. Eine andere Art von Schockanruf erhielt vor einem Jahr eine 24-Jährige aus Leonberg. Ein falscher Bankbeamter machte ihr glaubhaft, ihre Konten seien gehackt worden. Sie gab vertrauliche Daten weiter und wurde so um rund 3000 Euro gebracht.

Aufklärung
 Um vor allem Senioren, die am häufigsten Opfer dieser Betrugsmaschen werden, für das Thema zu sensibilisieren, gibt es immer wieder Infoveranstaltungen zu dem Thema. Am Mittwoch, 22. März, organisieren die Landfrauen Renningen ebenfalls einen informativen und unterhaltsamen Nachmittag mit der Holzgerlinger Theatergruppe „Haus am Ziegelhof“. Vertreter der Polizei und der Volksbank geben wichtige Tipps. Beginn ist um 15 Uhr in der Aula im Schulzentrum Renningen.