Geld freut die Beschäftigten, aber es gibt auch noch andere Anreize als Mitarbeiterprämien. Diese sind möglichgerweise sogar wichtiger, meint Ulrich Schreyer.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christkind. Auch im Frühjahr gibt es eine schöne Bescherung für viele Beschäftigte: bei den Autobauern, aber auch bei ihren Zulieferern. Liegen die Bilanzen vor, können sich die Mitarbeiter vieler Unternehmen wieder über eine Prämie freuen. Bei den Autobauern gibt es mehr, bei ihren Zulieferern weniger. Die Prämie, die etwa Daimler zahlt, reicht mindestens für einen Urlaub, Mitarbeiter der Autozulieferer können sich eine Anschaffung leisten, für die sie möglicherweise nicht monatelang gespart hätten.

 

Prämien sind auch ein Signal

Dies alles gilt in guten Zeiten. Doch gerade weil die Konjunktur nun schon seit Jahren auf hohen Touren läuft, wird der zweischneidige Charakter der Prämien leicht vergessen. Sie sind eine rein freiwillige Leistung der Unternehmen, können also auch wieder gekürzt oder gar gestrichen werden. Dies ist unerfreulich für die Beschäftigten, dies kann aber auch eine für Unternehmen fatale Außenwirkung haben. Lieferanten und Kunden könnten den Eindruck gewinnen, dem Unternehmen gehe es schlecht. Es ist ähnlich wie mit der Präsenz auf Messen: So mancher Aussteller geht auch deswegen auf Präsentationsveranstaltungen, weil er nicht gefragt werden möchte, weshalb er denn plötzlich durch Abwesenheit glänzt.

Auf Freizeit muss keine Steuer bezahlt werden

Natürlich sollen Erfolgszulagen auch zu einer stärkeren Identifikation der Mitarbeiter beitragen, zudem sie Belohnung für Fleiß und Engagement sein sollen. Die Frage muss aber erlaubt sein, ob etwa Beschäftigte der Autobauer fleißiger sind als die ihrer Zulieferer. Dass höhere Prämien auch höher besteuert werden müssen, gleicht die gravierenden Unterschiede nicht im Geringsten aus.

Möglicherweise sind diese Zulagen zwar stets erfreulich, aber den Arbeitnehmern gar nicht mehr so wichtig – etwa im Vergleich zu flexibleren Arbeitszeiten oder mehr Freizeit. Holger Bonin vom Institut zur Zukunft der Arbeit formuliert dies lapidar: „Auf Freizeit muss man keine Steuer zahlen.“ Ein bedenkenswerter Aspekt.