Die Tarifrunde 2017/2018 verspricht brisant zu werden. Südwestmetall-Chef Stefan Wolf weist auf der Mitgliederversammlung in Böblingen die Forderungen der IG Metall nach einer individuellen Arbeitszeitverkürzung zurück.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Böblingen - Das ist mit uns nicht machbar“, betont Stefan Wolf. Zwei Wochen nach dem Arbeitszeitkongress der IG Metall in Mannheim holt der Südwestmetall-Chef zum Gegenschlag aus. „Betriebe sollen auf Arbeitsvolumen verzichten und dafür auch noch überproportional bezahlen“, empört er sich über die neuesten Vorstellungen der IG Metall zur nächsten Tarifrunde. Das geht so nicht in seinen Augen, was er auf der Mitgliederversammlung von Südwestmetall am Mittwochnachmittag in Böblingen deutlich zu verstehen gibt.

 

In Mannheim hatte der Gewerkschaftsvorsitzende Jörg Hofmann präzisiert, dass Beschäftigte einen individuellen Anspruch erhalten sollen, ihre Arbeitszeit bis zu zwei Jahre lang vorübergehend auf 28 Stunden abzusenken – verbunden mit einem Rückkehrrecht zur 35-Stunden-Woche. Bei einer Arbeitszeitreduzierung zur Pflege von Angehörigen soll der Beschäftigte vom Unternehmen zudem eine Lohnaufstockung erhalten, damit er sich dies überhaupt leisten kann – je niedriger die Entgeltgruppe, desto höher der Ausgleich. Hofmann bezeichnete dies als „Sozialleistung der Arbeitgeber“, weil Pflege eine gesellschaftliche Notwendigkeit sei. Wenn die IG Metall die Notwendigkeit sehe, diese Arbeitszeitverkürzung zu bezuschussen, „müssen die Beschäftigten solidarisch selbst für die Finanzierung sorgen – indem sie zum Beispiel auf Sonderzahlungen verzichten“, kontert Wolf. „Von uns kann es das ,on Top’ nicht geben angesichts unserer schwierigen Kostensituation.“

„Flexibilität darf keine Einbahnstraße sein“

Er zeigt sich besorgt, dass „die IG Metall extrem hohe Erwartungen bei ihren Mitgliedern weckt, die wir jedoch so nicht erfüllen können“. Denn auch Schichtarbeiter sollen Hofmann zufolge entlastet werden – etwa durch mehr Freiräume bei der Festlegung von Freischichten. Die IG Metall hat eine Kündigung des Manteltarifvertrags in Aussicht gestellt – „ein schwerwiegender Schritt“, wie Wolf meint, der sich gleichwohl zum „konstruktiven Dialog“ bereit zeigt. Denn auch die Metallarbeitgeber sehen „dringenden Handlungsbedarf“ bei der Arbeitszeit.

Vor dem Hintergrund einer digitalen Arbeitswelt mit modernen Kommunikationslösungen werde manches denkbar, was früher unmöglich gewesen wäre. „Allerdings kann und darf diese Flexibilität keine Einbahnstraße sein“, betont Wolf. „Wenn wir bei der Arbeitszeit Flexibilität nach unten ermöglichen wollen, benötigen wir auch einen Ausgleich – nach oben.“ Die Unternehmen benötigten um das „starre Modell“ der 35-Stunden-Woche herum mehr Abweichungsmöglichkeiten. „Das heißt also auch, mehr Möglichkeiten für einzelne Beschäftigte, länger zu arbeiten.“ Immerhin hatte der Verbandschef auch gute Nachrichten, die die IG Metall für ihre Lohnforderung freilich ebenso registrieren wird: „In unseren Betrieben brummt das Geschäft, die Auftragsbücher sind voll.“