Zum 450. Geburtstag des Astronomen und Naturphilosophen Johannes Kepler will eine Mitmach-Ausstellung im Stuttgarter Haus der Wirtschaft kleinen und großen Besuchern den Tausendsassa näherbringen.

Stuttgart - Ohne ihn gäbe es heute wohl weder Navi noch Handy, seine Gesetze der Planetenbewegung halten jede Raumfahrtmission auf Kurs: Die Rede ist von Johannes Kepler. Dabei hatte der 1571 in Weil der Stadt geborene Mann in Tübingen Theologie studiert. Er fühlte sich allerdings nicht so sehr der Religion, sondern der Schöpfung verbunden. Als Naturphilosoph verband er Mathematik, Musiktheorie und Astronomie zu einem kompakten Gedankengeflecht. Die Erkenntnisse, die er aus seinen Forschungen gewann, bildet nun die Ausstellung „himmelwärts“ im Haus der Wirtschaft ab. Kuratiert haben sie Mitglieder des 5. Physikalischen Instituts der Uni Stuttgart, der Kepler-Gesellschaft e.V. Weil der Stadt sowie der TU Darmstadt. Dass Kepler in diesem Jahr streng genommen 451. Geburtstag hätte – geschenkt.

 

Die „göttliche Proportion“ der Sonnenblumensamen

Die Ausstellung führt auf 700 Quadratmetern in vielfältigen Stationen das unbändige und breit gefächerte Schaffen des Mannes vor, der „die Mathematik in die Naturwissenschaften gebracht“ habe, wie es der Matheprofessor Burkhard Kümmerer von der TU Darmstadt formuliert. Dargeboten nicht nur, wie etwa Keplers Lebensstationen, auf großen Schautafeln, sondern auch in Form von unterschiedlichsten Mitmachangeboten. So können kleine und große Besucher etwa ausprobieren, wie sich der Klang einer Saite verändert – und mittels des daneben liegenden Maßbands die Gesetzmäßigkeiten der Komposition erfahren. Oder die „göttliche Proportion“ anhand der Betrachtung von Sonnenblumen und der Anordnung ihrer Samen mathematisch nachvollziehen. Natürlich lohnt auch ein Blick durch die Fernrohre: eines, das Galilei gebaut hat, und eines von Kepler, bei dem das Betrachtete auf dem Kopf stehend erscheint, da er eine andere Optik entwickelt hatte. Und ohne Fernrohr keine Sicht auf die von Kepler so stark in den Fokus gerückten Planeten und ihre Bahnen, denen weitere Stationen in der Ausstellung gewidmet sind.

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Doch Kepler konnte auch schreiben. In seiner Somnium-Geschichte bietet er quasi wie in einem frühen Fantasy-Roman einen Traum von einer Fahrt zum Mond samt dessen lunarer Zivilisation, die in der Ausstellung als hübsch illustrierte Hörgeschichte erlebt werden kann. Dass der Mann wirklich ein Tausendsassa war, belegt nicht zuletzt Keplers Erlebnis mit Weinfässern. Denn bezahlt werden mussten die damals danach, was die Messrute anzeigte, unabhängig von der Form des Fasses. Da wollte der Schwabe Kepler natürlich wissen, mit welcher Fassform er am günstigsten davonkam, erforschte die zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten – und erfand die Differenzial- und Integralrechnung. Holzrute und halbiertes Fass verdeutlichen das Schmankerl.

Die Ausstellung

Info
„himmelwärts“ ist noch bis 26. Februar im Haus der Wirtschaft in Stuttgart zu sehen: Montag bis Samstag 10 bis 18, Donnerstag bis 20 Uhr. Eintritt 6, ermäßigt 3 Euro. Der empfehlenswerte Begleitband zur Ausstellung mit 32 Aufsätzen auf 231 Seiten ist dort für 20 Euro zu erhalten. Online ist er ab Ende Februar unter https://uni-stuttgart.de/kepler verfügbar.

Begleitprogramm
Zwei Vorträge im Stuttgarter Planetarium ergänzen das Programm: Am 17. Februar, 19 Uhr, berichtet Dietrich Lemke vom Max-Planck-Institut für Astronomie aus Heidelberg über das James-Webb-Space-Telescope; am 25. Februar, 20 Uhr, referiert Wolfgang Riede vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt über die Ortung und Analyse von Weltraumschrott. ja