Auf Stuttgarts Straßen geht es eng zu – oftmals zu eng aus Sicht vieler Radfahrerinnen und Radfahrer. Wo es besonders gefährlich ist, wollen wir mithilfe der Kesselbox herausfinden und suchen dafür Freiwillige. Hier lesen Sie, wie Sie mitmachen können.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Seit vergangenem Jahr gilt für Autofahrer beim Überholen von Radfahrern ein Mindestabstand von anderthalb Meter innerorts. Dass dieser Abstand oftmals nicht eingehalten wird, dokumentierte bereits 2018 das „Radmesser“-Projekt. Der Berliner „Tagesspiegel“ schickt dafür Radler mit einem Abstandsmesser auf die Straßen. Das Projekt sorgte innerhalb der Radfahrcommunity für Aufsehen. Weil die Zeitung zudem eine Anleitung zum Nachbau der Sensoren ins Netz stellte, machten sich seither etliche Gruppen die Idee und die dahinterliegende Technik zunutze.

 

Seither wurden nicht nur die Messgeräte weiterentwickelt. Auch wegen der Coronapandemie liegt Radfahren im Trend. Es wird enger auf Stuttgarts Straßen – wie eng, das wollen wir in einem Projekt herausfinden. Dafür nutzen wir die „Kessselbox“. Das ist ein Abstandsmesser, den Studierende der Dualen Hochschule Baden-Württemberg im Rahmen eines Studienprojekts auf Grundlage des „Tagesspiegel“-Sensors entwickelt haben. Erste Ergebnisse im Herbst zeigten, dass auch in Stuttgart vielerorts zu eng überholt wird.

Wie Sie mitmachen können

Damals wurden nur exemplarisch Daten erhoben. Mit unserem Projekt wollen wir für viel mehr Stuttgarter Straßen ermitteln, wo Radfahrer zu eng überholt werden. Dafür suchen wir Freiwillige, die sich die Box eine Woche lang aufs Fahrrad klemmen. Los geht’s im Mai. Es ist völlig ausreichend, die üblichen Strecken zu fahren – sie sollten lediglich durch das Stuttgarter Stadtgebiet führen. Ultraschallsensoren ermitteln automatisch, wann ein Auto überholt und mit welchem Abstand. Die Daten können hinterher ausgelesen und ausgewertet werden – je mehr Menschen mitfahren und je mehr Überholvorgänge erfasst werden, desto besser der Datensatz.

Die Auswertung und Darstellung der Ergebnisse erfolgt anonym. Die Teilnahme ist kostenlos: wir schicken den Freiwilligen die Kesselbox nach Hause; nach einer Woche Datenerhebung schicken Sie die Box in einem bereits frankierten Paket wieder an uns zurück. Wer teilnehmen möchte, schreibt bitte eine Mail an radfahren@stzn.de – geben Sie bitte an, welche Strecken Sie typischerweise fahren und zu welcher Uhrzeit.

Was wir mit den Daten vorhaben

Die Daten werden wir statistisch auswerten: wie breit ist der durchschnittliche Überholabstand von Radfahrern in Stuttgart? Dank der ebenfalls in der Kesselbox eingebauten GPS-Sensoren können wir die Überholabstände außerdem auf einzelnen Straßen verorten und damit eine Karte mit sicheren und weniger sicheren Straßen in Stuttgarter zeichnen.

Dafür kooperieren wir mit einer zweiten Stuttgarter Radfahrergruppe namens „Open Bike Sensor“. Sie hat ebenfalls einen Sensor zur Abstandsmessung bei Überholmanövern entwickelt, der technisch aber etwas anders funktioniert und bei unserem Projekt nicht zum Einsatz kommt.