Die Finanzierung für den Mittagstisch der Jugendfarm Elsental läuft aus. Das von der Mahle-Stiftung gespendete Geld ist im Sommer aufgebraucht. Die Mitarbeiter der Farm hoffen auf Unterstützung von der Stadt oder einen Anschluss-Sponsor.

Kaltental - Die drohend am Horizont aufziehenden Gewitterwolken der Ganztagsschulen waren der Auslöser. „Wir haben uns an die Mahle-Stiftung gewandt und unter dem Motto ‚Change Management’ nach einem Konzept für die Zukunft gesucht“, erzählt Sabine Boehm, hauptamtliche Mitarbeiterin der Jugendfarm Elsental. Denn wenn die Schulkinder den ganzen Tag in der Schule betreut werden, wer soll dann auf die Jugendfarm kommen?

 

Es entstand die Idee des warmen Mittagstischs sowie der Plan, den Garten der Farm umzugestalten, sodass er von Eltern mit Kleinkindern barrierefrei genutzt werden kann. Letzteres soll in den nächsten Wochen gemacht werden; den Mittagstisch gibt es seit dem Schuljahr 2012/13. Im ersten Halbjahr startete er mit einem Wochentag, inzwischen findet er an drei Tagen statt.

Gemeinsam essen und Hausaufgaben machen

Der Ablauf ist klar strukturiert: Nach der Schule kommen die Kinder auf die Farm, werden von einer pädagogischen Fachkraft empfangen und verspeisen gemeinsam ein frisch gekochtes Mittagessen. Im Anschluss erledigen die Kinder ihre Hausaufgaben, unterstützt von den Betreuern. Danach nehmen sie am normalen Farmbetrieb teil. Zukünftig wolle man auf fünf Tage in der Woche aufstocken, erzählt Sabine Boehm.

Noch fehlt es aber an der Finanzierung. Die 10 000 Euro der Mahle-Stiftung, die als Anschub dienen sollten, werden im Sommer aufgebraucht sein. „Wir haben dann eine Deckungslücke von circa 600 bis 800 Euro im Monat, je nachdem, wie viele Kinder kommen“, sagt die Diplom-Sprecherzieherin und Reitpädagogin. Derzeit nehmen circa 20 Kinder am Tag teil, Kapazitäten habe man für bis zu 30 Schüler. Um den Mittagstisch fortführen zu können, hoffen die Mitarbeiter der Jugendfarm zum einen darauf, dass zukünftig noch mehr Kinder am Mittagstisch teilnehmen.

Hilfe von der Stadt erwartet

Zum anderen bauen sie auf die Stadt. Man sei mit der Jugendhilfeplanung im Gespräch, berichtet Sabine Boehm, die Abteilung Förderung wisse Bescheid. „Die Stadt Stuttgart muss sich entscheiden, ob sie solche alternativen Betreuungsangebote wie bei uns will. Und dann muss sie diese auch fördern“, sagt sie. Denn alleine könne es die Farm definitiv nicht stemmen.

Als das Thema Ganztagsschulen damals aufgekommen sei, habe es zunächst so ausgesehen, als gebe es überhaupt keine Alternativen, erinnert sich Boehm. Ein schwerer Schlag für Einrichtungen wie die Jugendfarmen und Aktivspielplätze „Viele Eltern sind dann aber auf die Barrikaden gegangen“, sagt sie. Inzwischen gebe es glücklicherweise ein Umdenken. „Daher leben wir hier unsere alternative Betreuungsform und beweisen, dass es funktioniert und dass der Bedarf da ist“, sagt die Pädagogin. Flexible Betreuung sei bei vielen Eltern erwünscht und keine starren Formen, verdeutlicht Sabine Boehm. „Und genau das ist bei uns möglich.“

Spielen in der freien Natur

Die Argumente sprächen für sich: „Die Kinder finden bei uns einen Ausgleich. Sie können in der freien Natur spielen, sich ausprobieren und lernen und müssen nicht im Klassenzimmer oder auf dem Schulhof ihren Nachmittag verbringen“, schildert sie. Einen vorgegebenen Rahmen gebe es auf der Farm natürlich trotzdem. Dieser sei aber freier. „Die Kinder dürfen bei uns sie selbst sein. Sie sind nicht so eingetaktet in die schulischen Beziehungen und Altersstufen“, erklärt sie.

Sponsor gesucht

Um die Farm „in die nächste Dekade führen zu können“, wünsche man sich nun Planungssicherheit. „Wir hoffen auf ein Entgegenkommen der Stadt. Andere Mittagstische werden auch unterstützt, warum also nicht unserer?“ Freilich freue man sich aber auch, wenn sich ein Anschluss-Sponsor finde, der den Mittagstisch weiterfinanzieren wolle, sagt Boehm.