Die Stuttgarter Band Schmutzki bringt ihre erste Platte auf Four Music heraus. Dem Mob, wie Schmutzki ihre Fans nennen, wird’s gefallen - nicht nur wegen der Namensgebung. Die EP bietet Punk für Leute, denen Punk sonst nicht so gefällt. Und Schmutzki haben schon angekündigt, nachzulegen.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Es gibt im Wesentlichen drei Wege ins Popgeschäft. Nummer eins: ein Internetphänomen mit einer Million Followern und zehnmal so vielen Youtube-Klicks zu werden – die Plattenfirmen kommen von alleine auf dich zu. Nummer zwei: die richtigen Kontakte haben – du wirst groß werden, zumindest großformatig plakatiert. Ob’s gefällt? Keiner weiß es.

 

Der dritte Weg ins Business ist der sympathischste. Wer ihn geht, spielt sich die Finger wund, muss Bühnenexzesse überstehen und klebt sogar die Plakate selbst. Nach gefühlt 300 Gigs im Jahr rennt man zu einem Label – zwar völlig abgerockt, dafür aber mit einem funktionierenden Sound und einer treuen Fanbasis, die nachweislich nicht nur klickt, sondern ihren Hintern auf Konzerte bemüht.

Die Stuttgarter Band Schmutzki, der geübte Leser ahnt es bereits, ist diesen dritten Weg gegangen. Hat sich durch Bandwettbewerbe gerockt, ist auf dem Southside mit tausenden Aufklebern vormittags über den Zeltplatz gezogen, hat auf Unifesten gespielt, im Daimlerstadion vor 200 Anzugträgern und auf einem Punkrock-Familienfest; am Donnerstag eröffnete das Trio gemeinsam mit Wizo deren Tour im Stuttgarter LKA.

Die EP heißt „Mob“ und sie zeigt genau das

Jetzt ist die erste Schmutzki-Veröffentlichung auf ihrem Plattenlabel Four Music draußen. „Mob“ heißt die EP mit sechs Songs, und das sechsseitige Inlay zeigt genau diese inzwischen gar nicht mehr so überschaubare Gruppierung in ihren roten T-Shirts. Ja, über die Jahre ist der Mob ziemlich gewachsen, und er hat Bilder von sich an die Band geschickt, die damit jetzt ihre EP verschönert.

Das mit der Fanbase läuft also schonmal für Beat, Dany und Flo. Und musikalisch? Geht’s mit „Backstage“ los, dem fantastisch selbstironischen Song, der sicherlich auch von der Schmutzki-Ochsentour auf dem Weg zum Plattenvertrag erzählt. Auch „Hey Du“ kennt der Schmutzki-Mob längst live und von Demo-CD oder Youtube. Der Song zeigt, zumal im Kontrast zu dem tanzbaren Opener, auf eine ganz fantastische Weise, wie Pop und Rock’n’Roll-Attitüde zusammengehen. Ohne jeden Pathos übrigens.

Beim dritten Song, „Krass gut“ hat Mathias Bloech von Heisskalt mitgemacht. Das passt gut, passte auch schon kürzlich beim Vierfachkonzert von Heisskalt. „Das geht raus an die Leute in der ersten Reihe“, singt der Schmutzki-Frontmann Beat. Und auch die anderen Songs auf der EP thematisieren im Grunde das Bandleben in allen Facetten: zwischen Rockstar und Exzess, Schwärmerei und Kater sowie dem Leben als „Partyproletariat“ (so zu hören im schön trocken produzierten Tanzsong „Disko Diktatur“). Die EP endet mit dem Siebzehnsekünder „Punk ist tot“.

Sie haben es selbst in der Hand

Musikalisch haben Schmutzki, das ist ihnen wichtig, auch bei ihrer ersten vom Label veröffentlichten EP alles selbst in der Hand. Warum sollten sie ihren Sound auch ändern? Die drei Stuttgarter haben eine angenehme Mischung aus klassischem deutschem Rock, Punk und Pop kreiert: Der Frontmann Beat kann wahrscheinlich noch frühmorgens spontan seine Punkrock-Stimme aufsetzen, einen so schön schnarrenden Bass wie Dany spielt in Stuttgart sonst keiner und der Pop-Drive kommt nicht zuletzt von Schlagzeuger Flo. Die beiden Produzenten Thomas Harsem und Marten Thielges (bei „Hey Du“) finden die richtige Mischung zwischen verzerrter Gitarre und dem großen Melodiebogen: So geht Punk für Leute, denen Punk sonst nicht so gefällt.

Schmutzki berichten, dass ihr Album, das fürs Frühjahr angekündigt ist, ebenfalls nach diesem Prinzip entstehen soll. Der Mob wird es lieben, und es besteht berechtigte Hoffnung, dass die jetzt vorgelegte EP den Mob ganz schön wachsen lassen wird. Es macht Spaß, dieser Band zuzuhören: live und eben auch auf Platte.

"Mob" von Schmutzki ist am 24. Oktober 2014 bei Four Music erschienen. Vertrieb: Sony.