Nach personellen Wechseln hat sich die Mobile Jugendarbeit in Stuttgart-Sillenbuch neu aufgestellt. Die Arbeit beim Streetwork, in der Schulsozialarbeit und der Einzelfallhilfe läuft gut. So gut, dass dem Förderverein Spenden und Mitglieder fehlen.

Sillenbuch - Alles im grünen Bereich an der Bernsteinstraße 3 in Heumaden. Die Stimmung bei der Mobilen Jugendarbeit für den Bezirk Sillenbuch ist gelöst. Nach dem Weggang von Team-Urgestein Andrea Wollmann sowie Simon Fregin haben sich die Neuen schon bestens eingelebt und mit den Jugendlichen bekannt gemacht. Die Sozialarbeiter Laura Reichert (23) und Johannes Bucher (26) haben im März losgelegt, Sarah Koch (23) ist seit Oktober 2017 dabei. Mit Britta Reinhart (46) und Sonja Lengerer (35) haben sie zwei erfahrene Kolleginnen an ihrer Seite, die sich schon jahrelang in die Strukturen im Bezirk hineingefuchst haben und auf ein engmaschiges Netzwerk bauen können, „und das Team macht es einem leicht, sich einzugliedern“, sagt Sarah Koch. Im September wird noch ein weiterer neuer Kollege hinzukommen und eine 50-Prozent-Stelle bekleiden. Und seit diesem Doppelhaushalt übernimmt die Stadt etwa 90 Prozent der Mietkosten für das Gebäude, in dem „die Mobilen“ untergebracht sind. Also: alles im grünen Bereich.

 

Sozialarbeit wird öffentlich kaum wahrgenommen

Von einer Insel der Glückseligen kann man dennoch nicht sprechen. „Sillenbuch hat wenige Probleme. Es ist fast paradiesisch, wenn man den Bezirk mit anderen vergleicht. Das ist Segen und Fluch“, sagt Ulrich Storz. Der 71-Jährige ist der stellvertretende Vorsitzende des bereits 1994 gegründeten Fördervereins Mobile Jugendarbeit in Sillenbuch. Dessen Aufgabe ist, finanzielle Unterstützung bereitzustellen. 10 000 Euro sind das aktuell im Jahr, aber die zu beschaffen wird zunehmend schwieriger. „Es läuft so gut, dass viele sagen: Leut’, wozu brauchen wir das?“, erklärt Storz. Sprich: Da die Sozialarbeit so erfolgreich ist, wird sie öffentlich kaum wahrgenommen. In der Konsequenz kommen seit Jahren zu den 70 Vereinsmitglieder keine neuen Förderer hinzu, Spenden werden rarer. Und auch einige Richter und Schöffen, die die Sillenbucher stets auf dem Schirm hatten, wenn es um die Verwendung von Bußgeldern für soziale Zwecke ging, haben sich altershalber zurückgezogen. „Wir hatten da eine gute Struktur, aber die bröckelt“, sagt Storz und fügt hinzu: „Im Moment leben wir etwas von der Substanz.“

Die Arbeit lebt von engem Kontakt zu den Jugendlichen

Dabei ist die kontinuierliche Arbeit der Mobilen Jugendarbeit wichtig. Neben der Schulsozialarbeit an allen städtischen Schulen im Bezirk außer der deutsch-französischen Grundschule in Sillenbuch stemmt das fünfköpfige Team unter der Trägerschaft der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart in unterschiedlichen Stellenprozenten und Zuständigkeiten unter anderem auch die Einzelfallhilfe für Jugendliche und junge Erwachsenen – von Familienarbeit über Suchtberatung bis Unterstützung beim Übergang in die Berufswelt – und macht viel Streetwork.

„Wir verfolgen einen aufsuchenden Ansatz. Davon lebt unsere Arbeit, dass wir in Beziehung treten“, sagt Sonja Lengerer. Das Konzept scheint aufzugehen. Die Vornamen der Teammitglieder sind den meisten Jugendlichen im Bezirk ein Begriff, die Sozialarbeit ist durch die flächendeckende Arbeit in den Schulen gut vernetzt. „Das ist ein brutaler Vertrauensvorschuss, den wir haben“, sagt Britta Reinhart.

Kontakt zum Förderverein aufnehmen kann man über foerderverein.mobile.jugendarbeit@web.de oder unter 0711/441  15 22.