Die Mitarbeiter der Mobilen Jugendarbeit in Stuttgart-Sillenbuch klagen über gesundheitliche Probleme. Schuld soll ein Mangel am Gebäude sein. Die Lokalpolitiker werfen der Stadt Untätigkeit vor und machen jetzt Druck.

Sillenbuch - Kopfschmerzen, Nasenbluten, trockene Augen, Erkältungen – es ist eine ganze Latte an gesundheitliche Beeinträchtigungen, über die Mitarbeiter der Mobilen Jugendarbeit für Sillenbuch seit geraumer Zeit klagen, und das Problem soll hausgemacht sein. Schuld ist offenbar ein Mangel an der Lüftungsanlage. Sie soll zu trockene Luft in die Räume an der Bernsteinstraße 3 blasen. Teilweise unter 30 Prozent liegt der Feuchtigkeitsanteil laut dem Bezirksbeirat Ulrich Storz (SPD), „das darf nicht sein“, sagte er in der jüngsten Sitzung des Gremiums. Empfohlen wird ein Wert von rund 50 Prozent.

 

Die Stadt ist die Vermieterin, und offenbar ist das Raumklima-Problem beim Liegenschaftsamt bekannt. Bereits im vergangenen Jahr soll die Evangelische Gesellschaft Stuttgart (Eva), der Verwaltungsträger der Jugendsozialarbeit im Bezirk, das Gespräch gesucht haben, „passiert ist nichts“, berichtete Ulrich Storz.

Der Arbeitsschutz ist eingeschaltet

Die Eva-Fachkraft für Arbeitsschutz ist mittlerweile eingeschaltet, erklärt Wolfgang Riesch, der stellvertretende Bereichsleiter. „Von Anfang an hat das Lüftungs- und Heizkonzept nicht funktioniert“, moniert er. Im Sommer herrschten teils über 30 Grad, im Winter sei es kalt, Fenster ließen sich schlecht öffnen. Den Effekt beschreibt Johannes Bucher so: „Nach acht Stunden in den Räumen fühlt man sich schwummrig im Kopf.“ Er ist erst seit sechs Wochen im Team der Mobilen Jugendarbeit – und wacht jeden Morgen mit Nasenbluten auf, wie er sagt. Über trockene Schleimhäute und Unwohlsein klagt auch der Student Raphael Génevé. Er zeigt auf einen kleinen Tischbrunnen. Damit und mit Luftbefeuchtern habe man es schon probiert. Ohne Wirkung. „Wir kommen mit der Luftfeuchtigkeit nicht über 30 Prozent“, sagt er.

Auffällig: Laut Knut Küger (FDP) gibt es in der Kita, mit der sich die Mobile Jugendarbeit ein Gebäude teilt, derartige Probleme nicht. Dort seien dieselben Materialien verbaut und würden dieselben Putzmittel benutzt, allerdings verfüge die Kita im Gegensatz zu den Nachbarn über eine Klimaanlage. Martin Thronberens, ein Rathaussprecher, bestätigt, dass aus Gründen der Energieeinsparung eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung verbaut wurde. Die Konsequenz ist aber verheerend. „Die Mitarbeiter sind mittlerweile so ängstlich, dass sie erwägen, neue Räume zu suchen. Das wäre ein Armutszeugnis hoch drei“, wetterte Knut Krüger in der Bezirksbeiratssitzung „Das sich die Stadt nicht kümmert, ist eine Katastrophe“, sagte er.

Die Mängel sollen dringend behoben werden

Das Gremium macht jetzt Druck. In seiner jüngsten Sitzung hat es einen interfraktionellen Dringlichkeitsantrag verabschiedet. Die Stadtverwaltung wird darin aufgefordert, „unverzüglich“ aktiv zu werden, die Ursachen zu untersuchen und Mängel zu beheben, um sowohl die Sozialarbeiter als auch die Jugendlichen, die in dem Gebäude ein- und ausgehen, zu schützen. Eile ist auch deswegen geboten, weil schon im Mai die fünfjährige Gewährleistungsfrist abläuft. Das Gebäude war im Mai 2013 bezogen worden, „und man muss klären, ob das ein Planungsfehler ist“, sagt Ulrich Storz. Und der Antrag zeigt bereits Wirkung. In dieser Woche wird der Unternehmer, mit dem ein Wartungsvertrag besteht, die Anlage überprüfen, teilt Martin Thronberens mit, „die Stadt wird die Überprüfung durch das Hochbauamt begleiten“.