Das Smartphone hat jeder in der Tasche. Nun soll die Elektronik ins Uhrenarmband – oder sogar in die Zahnbürste. Die neuesten Trends auf dem Mobile World Congress in Barcelona.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Barcelona - Die auf dem Mobile World Congress in Barcelona versammelten Elektronikhersteller kämpfen inzwischen um die letzten Lebensbereiche, die bis jetzt noch nicht in Reichweite ihrer Geräte sind. Der neueste Trend: smarte Elektronik, die direkt an den Körper drapiert wird und die den Nutzer beispielsweise dazu bringen soll, seine Körperdaten so akribisch zu protokollieren, als sei er selbst seine höchstpersönliche Datenkrake. Der koreanische Hersteller Samsung beispielsweise hat nicht nur in sein neues Smartphone Galaxy S5 einen Pulsmesser eingebaut, sondern präsentierte eine intelligente Uhr und ein Fitnessband namens Gear Fit. Beide Geräte sollen Herzschläge, Schritte und verbrauchte Kalorien zählen. „Ich kenne meinen Körper besser als irgendjemand sonst“, war der Slogan auf der Präsentation in Barcelona.

 

Auch der chinesische Konkurrent Huawei warb in Barcelona mit einer Smartuhr namens Talkband B1. Wem der Smartphone-Teil des Geräts am Handgelenk noch zu weit entfernt ist, der kann ihn vom Armband lösen und sich hinter das Ohr stecken – und dann damit freihändig telefonieren. Die Geräte sollen mit dem bereits vorhandenen Smartphone eine enge Symbiose eingehen und es erlauben, auch im Sportstudio oder beim Waldlauf keine Kurznachricht und keinen Anruf zu verpassen. Die Frage, ob eine solche Dauerablenkung die Fitness tatsächlich fördert, lassen die Hersteller offen.

Das Smartphone hat die Kunden konditioniert

Zwar hat es schon vor Jahren Testläufe für Handyuhren gegeben – diese Produkte scheiterten allesamt am Markt –, doch das Smartphone scheint die Kunden nun tatsächlich darauf konditioniert zu haben, dass sie sich ohne griffbereite, intelligente Elektronik nackt fühlen. So haben in der neuen großen Marktstudie des Marktforschungsinstituts GWI immerhin 24 Prozent der befragten Amerikaner gesagt, dass sie mit dem Kauf von Googles Datenbrille liebäugeln, wenn dieses Gerät voraussichtlich in ersten Quartal 2014 auf den Markt kommen sollte. Nur 20 Prozent zeigten sich an der Brille desinteressiert, die Google am Mittwoch in Barcelona noch einmal vorführen will.

Auf die Spitze getrieben hat die Körpervermessung der Zahnbürstenhersteller Oral B. In Barcelona präsentierte er eine Bürste, die sich mit dem Smartphone oder Tablet verbinden soll, wo dann eine App die Putzresultate statistisch auswertet. „Beim Zähneputzen bietet sie Pflegeanleitung in Echtzeit und speichert die Putzvorgänge, die als Diagramme für den Nutzer oder für den Zahnarzt angezeigt werden können“, so preist der Hersteller die Bürste für das Smartphone-Zeitalter. Auch das ist ein Indiz für die Suche nach der letzten unerschlossenen Marktnische. Der Computerhersteller Lenovo, der nach der Übernahme von Motorola große Pläne im Smartphone-Geschäft in Europa hat, plant etwa Kleinserien, die vor allem imagefördernd sein sollen. Man wolle kurzfristige Modetrends mit wenigen Zehntausend Geräten bedienen können, hieß es in Barcelona. Die Zukunft gehört dann etwa Smartphones in schrillen Modefarben, die für den Strand wasserdicht ausgeführt sind.