Der Bauantrag für einen Mobilfunkmasten am Spechtweg wurde eingereicht. Anwohner protestieren weiter.

Böblingen: Leonie Schüler (lem)

Weilimdorf - Die Deutsche Telekom rückt nicht von ihrem Vorhaben ab: „Wir werden den Standort realisieren“, sagt der Unternehmenssprecher Markus Jodl. Der Bauantrag für einen 25 Meter hohen Mobilfunkmasten auf dem firmeneigenen Gelände am Spechtweg 25 wurde inzwischen eingereicht. Werde er nicht genehmigt, errichte die Telekom stattdessen auf dem bestehenden Betriebsgebäude eine 9,9 Meter hohe Antenne. Diese Variante ist für das Unternehmen genehmigungsfrei. „Immissionstechnisch wäre das die schlechtere Wahl“, räumt Jodl ein, wenngleich der zulässige Grenzwert auch bei der Antenne weit unterschritten werde. In Zahlen: Beim Masten liegen die prognostizierten Immissionswerte an verschiedenen Punkten im Wohngebiet zwischen 7,4 und 11,4 Prozent, bei einer Antenne zwischen 8,0 und 24,1 Prozent des zulässigen Grenzwertes.

 

Für die Anwohner Julia Mohr und Hans Klingel, die eine Bürgerinitiative Spechtweg gegründet haben, wären beide Varianten ein Albtraum. „Die prognostizierte elektromagnetische Strahlung liegt zwar unter den derzeit gültigen Grenzwerten, ist aber dennoch so hoch, dass für die Anwohner, insbesondere für Kinder, große irreparable gesundheitliche Schäden zu erwarten sind“, schreiben sie in einer Petition an den Landtag. Beigefügt haben sie die Unterschriften von rund 400 gleichgesinnten Anwohnern. Im April überreichten sie einen Teil der Listen bereits an Baubürgermeister Matthias Hahn (wir berichteten). Den Gegnern des Standorts geht es dabei nicht um ein Verbot von Mobilfunk, sondern vielmehr darum, Sendemasten mindestens 300 Meter entfernt von Wohnbebauung aufzustellen.

Schule und Kindergarten legen Protest ein

Auch das Solitude-Gymnasium sowie der Evangelische Wolfbuschkindergarten, die beide unweit des geplanten Sendemasten liegen, haben sich mit einem gemeinsamen Schreiben an Bürgermeister Hahn gewandt. „Von Elternseite wurde Besorgnis an mich herangetragen“, erklärt Schulleiter Bruno Stegmüller den Schritt. Und auch die Pfarrerin Guntrun Müller-Enßlin hat mit besorgten Anwohnern gesprochen, die kritisieren, dass es noch keine Langzeitstudien über die Auswirkungen von Mobilfunkwellen gebe. In dem Schreiben wird Hahn gebeten, mit der Telekom über einen alternativen Standort zu verhandeln, „der deutlich weiter von unseren Einrichtungen entfernt ist“. Begründet wird die Bitte mit einer Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), welche Mobilfunkwellen als „möglicherweise Krebs erregend“ einstufe. Solange die gesundheitlichen Folgen unklar seien, „sollte man auf der sicheren Seite sein“, sagt Stegmüller auf Nachfrage. Ein neuer Standort wäre zwar immer ein Kompromiss, „aber es gibt bestimmt bessere Kompromisse als mitten im Wohngebiet.“

Das sieht Hans Klingel von der Bürgerinitiative genauso. „Es gibt Platz, man muss sich eben nur bemühen“, sagt er. Er habe keinerlei Verständnis dafür, dass die Stadt sich nicht aktiv an der Suche nach einem Alternativstandort beteilige. „Die Stadt hat eine Fürsorgepflicht“, betont Klingel. Er ärgert sich über ein Schreiben von Matthias Hahn an die Bürgerinitiative, in dem es heißt: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass es nicht Aufgabe der Stadtverwaltung sein kann, entsprechend Ihrem Vorschlag jetzt vermeintlich geeignete Grundstücke im Außenbereich von Weilimdorf für die Errichtung eines Mobilfunkmasts zu suchen.“ Hierfür seien die städtischen Mitarbeiter nicht ausgebildet, außerdem fehle der Einblick in die Funknetzplanung der Mobilfunkbetreiber. Dies könne eine Stadtverwaltung nicht leisten. Hans Klingel sieht das anders: „Es gibt Beispiele von anderen Gemeinden, die durchgesetzt haben, dass kein Mast aufgestellt wird. Die Stadt kann mitreden, wenn sie will.“ Klingel hat nun einen Fachmann damit beauftragt, zu prüfen, wo ein geeigneter Standort sein könnte. Das sei nicht ganz billig, „aber das ist es mir Wert“.

Laut Telekom kein Spielraum bei Standortwahl

Seitens der Deutschen Telekom gibt es wenig Verständnis für die Suche nach einem anderen Platz für den Masten. „Man kann einen Mobilfunkstandort nicht beliebig wählen, sondern er muss in die Netzstruktur passen“, sagt Markus Jodl. Für ein leistungsfähiges Netz müssten vielerlei Kriterien erfüllt werden. Der von der Bürgerinitiative vorgeschlagene Alternativstandort an der Bundesstraße 295 sei vom Versorgungsziel – dem Stadtteil Wolfbusch – zu weit weg. Außerdem stünde er dann zu nah an einem anderen Sendemasten, was zu Funkstörungen führen könne. Den Einwand der Anwohner, das bestehende Netz sei gut und völlig ausreichend, kann Jodl nicht gelten lassen: „Man baut perspektivisch, weil man sieht, dass man an seine Kapazitätsgrenzen stößt, und nicht erst, wenn ein Netz zusammengebrochen ist.“ Die Telekom baue nur dann neue Standorte, wenn es notwendig sei, versichert Jodl.

Bevor die Stadt den Bauantrag für den Mobilfunkmasten bearbeitet, will sie laut einem Pressesprecher erst noch das Ergebnis der Landtagspetition abwarten und in die Entscheidungsfindung einbeziehen. Der Petitionsausschuss wird seine Empfehlung voraussichtlich im August oder September bekannt geben.