Von der am Mittwoch gestarteten Auktion von Mobilfunkfrequenzen verspricht sich die Bundesregierung von den drei Bietern nicht nur Geld für den Breitbandausbau, sondern auch eine bessere technische Versorgung dünn besiedelter Gebiete.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Bund, Länder und Gemeinden hoffen auf einige zusätzliche Milliarden für den Breitbandausbau vor allem in ländlichen Regionen. Für die drei großen Telekommunikationsanbieter Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica geht es um die Infrastruktur und die Marktanteile im schnellen Mobilfunknetz der Zukunft.

 

Am Mittwoch hat in Mainz unter der Federführung der Bundesnetzagentur die sechste Auktion von Mobilfunkfrequenzen seit dem Jahr 2000 begonnen. Seit Mittwoch, 10 Uhr, reichen die drei zugelassenen Bieter in der Mainzer Zentrale der Bundesnetzagentur die verschlossenen Umschläge mit ihren Geboten für einzelne Pakete an den Auktionator. Dann geht es so lange weiter bis alle nach Frequenzen und Regionen untergliederten Blocks an den Höchstbietenden vergeben sind. Das Ganze dürfte sich über mehrere Wochen hinziehen.

Das digitale Fernsehen muss weichen

Versteigert werden einerseits von 2016 an frei werdende Frequenzen für den klassischen Mobilfunk, also in den Frequenzbändern 900, 1500 und 1800 MHz. Vor allem aber geht es um Kapazitäten in einem Bereich, der bisher von dem über Antennen übertragenen, digitalen Fernsehen DVB-T belegt wurde. Dank einer weiterentwickelten Technologie namens DVB-T2 werden rund 150 Rundfunksender bis spätestens zum Jahr 2025 das Frequenzband von 700 MHz sukzessive räumen müssen. Ziel ist es aber, diesen Prozess zu beschleunigen, sodass die neuen Frequenzen bundesweit im wesentlichen schon 2018 zur Verfügung stehen. „Klar ist: 2018 sind dann auch alle lästigen Funklöcher in Deutschland geschlossen“, kündigte Infrastrukturminister Alexander Dobrindt (CSU) optimistisch schon vor Beginn der Auktion an.

Die entsprechenden Funkzellen werden nun in rund 200 Blocks zu einem Mindestgebot von jeweils 75 Millionen Euro versteigert. Am Mittwochabend summierten sich die ersten, eher vorsichtig abgegebenen Gebote auf 1,57 Milliarden Euro. Die Bundesregierung erhofft sich allerdings einen deutlich höheren, mindestens dreifachen Betrag, der dann in die Förderung des Breitbandausbaus fließen soll. Dies liegt aber am oberen Ende der Erwartungen. „Die Frequenzen sind knapp und extrem wertvoll“, sagte Rüdiger Hahn, Projektleiter der Frequenzauktion bei der Bundesnetzagentur. Das Geld soll zur Hälfte zwischen Bund und Ländern aufgeteilt werden, die dann wiederum ihre Kommunen daran teilhaben lassen sollen. Die letzte Versteigerung von Frequenzen 2010 hatte fast 4,4 Milliarden Euro eingebracht.

Bieter müssen Versorgung garantieren

Die beteiligten Unternehmen müssen nach der Auktion garantieren, dass sie bundesweit 98 Prozent der Haushalte mit besseren Übertragungsraten von mindestens zehn Megabit pro Sekunde versorgen können – also auch dünn besiedelte Gebiete. Das hat die potenziellen Bieter von vorneherein reduziert. Auch ohne rechtlich streng verbotene Absprachen wird die kleine Zahl der Teilnehmer dafür sorgen, dass die Auktion nicht so ausufert wie die erste Versteigerung von Breitband-Mobilfunkfrequenzen. Im Jahr 2000 trieben sich sechs Firmen und Konsortien gegenseitig zu Geboten in Höhe von 50,8 Milliarden Euro. Damals gab es die Angst, bei der zukunftsträchtigen UMTS-Technologie abgehängt zu werden (siehe Infokasten).

Heute geht es um pragmatischere Ziele. So zielen Deutsche Telekom und Vodafone darauf, bei den klassischen Mobilfunkfrequenzen wieder näher an Telefónica heranzurücken. Seit der im vergangenen Jahr genehmigten Fusion der einst unabhängigen Anbieter E-Plus und O2 ist dieser dritte Anbieter auf dem Markt mit Frequenzen gut versorgt.

Der Bereich um die 700 MHz eignet sich gut für die Versorgung ländlicher Gebiete. Diese Frequenz ist niedriger als die bisherigen Mobilfunk-Frequenzbereiche – und je niedriger die Frequenz, umso niedriger ist die Antennenleistung, um dieselbe Fläche versorgen zu können. Das könnte auf dem Land einige Mobilfunkmasten sparen. Die neuen Frequenzen sollen aber vor allen Dingen Kapazitäten für den künftigen ultraschnellen, mobilen Breitbandstandard 5G bieten. Deutschland hinkt nämlich nicht nur bei festen Breitbandanschlüssen, sondern auch im mobilen Bereich im internationalen Vergleich hinterher.

Die UMTS-Rekordversteigerung des Jahres 2000

Bietermarathon
– Drei Wochen und 173 Bieterrunden brauchte es im Jahr 2000, um in Mainz die Lizenzen für den damals modernsten Mobilfunkstandard UMTS unter sechs Bietern aufzuteilen. Sogar die Schwelle von 100 Milliarden Mark wurde zur Freude des damaligen SPD-Bundesfinanzministers Hans Eichel (SPD) überschritten – nach heutiger Rechnung 50,8 Milliarden Euro.

Milliarden
– Die Lizenzen kosten die Unternehmen und Konsortien zwischen 8,37 und 8,48 Milliarden Euro. Beteiligt waren damals Mannesmann Mobilfunk, die Telekom-Tochter T-Mobil, Viag Interkom, E-Plus/Hutchison, Mobilcom/France Télécom und die so genannte Group 3G aus der spanischen Telefongesellschaft Telefónica und der finnischen Sonera. Eine Woche lang hatten Mannesmann und Telekom vergeblich einen Bieter herauszudrängen versucht, was den Preis in astronomische Höhen schraubte.