Auf dem am Montag beginnenden Mobile World Congress in Barcelona stehen Smartphones und Tablets im Rampenlicht – doch die Mobilfunkbranche treibt viel stärker die Frage um, wie die Netze den wachsenden Datenhunger verkraften sollen.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Barcelona - Zum Start des Mobile World Congress (MWC) in Barcelona, dem wichtigsten Branchentreffen der Mobilfunkbranche, hat die Gerüchteküche wie üblich gebrodelt. Stellt der koreanische Hersteller Samsung am Montagabend die fünfte Inkarnation seines Smartphones Galaxy S vor? Wird der Bildschirm des Geräts größer? Ersetzt ein Aluminiumgehäuse die Standardhülle aus Plastik?

 

Bei Nokia steht die Frage im Mittelpunkt, ob der inzwischen zu Microsoft gehörende Smartphone- und Handyhersteller sich für das konkurrierende Google-System Android öffnet und nicht mehr nur mühsam versucht, den Microsoft-Standard Windows Phone auf den Markt zu drücken. Der japanische Hersteller Sony und der südkoreanische Anbieter LG werden mit dem Xperia Z2 und der dritten Generation des Smartphones der L-Reihe neue Versionen ihrer Flaggschiffe vorstellen. Und chinesische Hersteller wie Huawei, Lenovo oder ZTE wollen auf einem hart umkämpften Markt nicht mehr nur über den Preis, sondern auch mit Technologie punkten. Doch nach acht Jahren Smartphone-Revolution scheint die Zeit der Überraschungen vorbei. Sollte Samsung beispielsweise tatsächlich wie vermutet eine Identifikation per Fingerabdruck einführen, wäre das nur die Kopie eines technischen Features, das Apple schon im vergangenen Herbst auf seinem iPhone 5S präsentiert hat.

Smartphone-Nutzer sind immer schneller im Netz unterwegs

Während die Geräteanbieter das Vorhandene perfektionieren, wird in Barcelona die technische Revolution der kommenden Jahre in Form von Kürzeln und Fachbegriffen wie 5G, „small cells“ oder „virtual networks“ debattiert. Die meisten Nutzer ahnen nichts von diesem Umbruch – doch von ihm hängt ab, wie schnell sie mit ihren neuen Smartphones im Internet unterwegs sein werden. Vom neuen Telekomchef Timotheus Höttges über Randall Stevenson, den Chef des US-Telekommunikationsgiganten AT&T, bis zu Michel Combes, Chef des Netzwerkausrüsters Alcatel-Lucent, haben sich deshalb führende Köpfe der Branche zu Podiumsdiskussionen und Fachtagungen angemeldet.

Weltweit ächzen die Mobilfunkanbieter unter den wachsenden Anforderungen der Nutzer an ihre Infrastruktur. 5G steht hier für den nächsten Technologiesprung der Mobilfunkübertragung. Während in Deutschland noch nicht einmal der 2010 eingeführte Hochgeschwindigkeitsstandard 4G/LTE flächendeckend vorhanden ist und Datensurfer teilweise auf den veralteten Standard GPRS zurückfallen, hat Südkorea im Januar den Ausbau eines hyperschnellen drahtlosen Netzes der fünften Generation angekündigt. Gegenüber dem heutigen LTE-Standard wird dieses Netz die Datengeschwindigkeit verzehnfachen. Ein Kinofilm mit 1 Gigabyte könnte dann in nur einer Sekunde heruntergeladen werden.

„Kleine Zellen“ verhindern den Zusammenbruch des Netzes

Der zweite Innovationssprung sind die sogenannten kleinen Zellen (small cells), die verhindern sollen, dass etwa in Innenstädten die Mobilfunknetze wegen des zu großen Andrangs zusammenbrechen. Während traditionelle Mobilfunkmasten im Umkreis von bis zu 35 Kilometern senden, haben die kleinen Zellen nur eine Reichweite von wenigen Metern bis zu etwa einem Kilometer. Diese kleinteilige Infrastruktur kann die Nutzer gezielter versorgen und die Belastung für die Mobilnetze verringern. Die Leistungsfähigkeit der Mobilfunknetze wird dabei immer weniger von der Hardware definiert, also den Kabeln, Masten und Servern. Immer wichtiger wird die darin steckende Intelligenz. Virtuelle Netzwerke (virtual networks) verlagern die Steuerung der Datenströme von der Hardware auf die Software – und auch in die Cloud im Internet.

Anders als man angesichts der deutschen Debatte der vergangenen Monate denken könnte, wird das Thema Sicherheit in Barcelona zwar präsent sein, aber die traditionell von Wachstumsfantasie und Optimismus getriebene Show nicht überlagern. Für die Anbieter von Sicherheitslösungen geht es weniger um radikale Innovationen als um die Frage, ob die Konsumenten bereit sind, im Mobilbereich vorhandene Technologien besser zu nutzen.