Auch wer den Begriff „weiße Flecken“ nicht kennt, hat sich bestimmt schon einmal darüber geärgert: meist unterwegs im Auto beim Telefonieren oder wenn das Navi plötzlich die Strecke nicht mehr findet. „Weiße Flecken“ sind im Sinne des Mobilfunkförderprogramms der Bundesregierung Gebiete, in denen „keine Versorgung mit einer mobilen und breitbandigen Sprach- und Datenübertragung durch mindestens ein öffentliches Mobilfunknetz besteht“.
Auch im Landkreis Esslingen gibt es solche Gebiete, beispielsweise auf dem Schurwald. „Das ist das Grundproblem in Aichelberg und in Lobenrot“, verweist Aichwalds Bürgermeister Andreas Jarolim auf die beiden nördlichen Ortsteile oberhalb des Remstals. Dort gebe es teilweise gar keinen Mobilfunkempfang. Doch jetzt zeichnen sich Verbesserungen ab. In Aichelberg plant die Telekom, auf einem kommunalen Grundstück unterhalb der Alten Kelter am Baacher Weg einen Antennenmast zu errichten, und in Lobenrot hat ein Mobilfunkdienstleister Interesse an einem Standort in der Nähe des Stettener Bachs signalisiert. Darüber hinaus ist die Gemeinde Aichwald gerade dabei, bis zum Jahresende von einem Planungsbüro eine Mobilfunkkonzeption für die ganze Gemarkung erstellen zu lassen. Im Rahmen dieser Konzeption sollen laut Jens Korff, dem Leiter des Aichwalder Bau- und Umweltamts, nicht nur Schwachstellen der Mobilfunkversorgung ausfindig gemacht werden, sondern es soll vor allem auch untersucht werden, welche Standorte sich besonders gut für weitere Mobilfunkantennen eignen. „Dabei geht es um eine optimale Versorgung bei einer möglichst niedrigen Strahlenbelastung“, sagt er. Doch das Konzept bietet noch einen weiteren Vorteil. Mobilfunkanbieter können künftig auf Voruntersuchungen zurückgreifen, die sie selbst nicht mehr anstellen müssen.
Krummhardter Wasserturm fällt mittelfristig als Antennenstandort weg
Vor dem Hintergrund, dass der Krummhardter Wasserturm mittelfristig als Antennenstandort wegfallen wird, ist eine solche Konzeption trotz der sich inzwischen abzeichnenden Verbesserungen für Aichelberg und Lobenrot dringend notwendig. Weil die Landeswasserversorgung aus Sicherheitsgründen die entsprechenden Verträge mit den Mobilfunkanbietern Ende 2022 gekündigt hat, müssen die Antennen – je nach Laufzeit der einzelnen Verträge – schrittweise bis zum Jahr 2035 vom Turm ganz verschwinden.
Hatten dort bis vor kurzem noch vier Anbieter ihre Funkantennen installiert, so sind es seit Anfang vergangenen Jahres nur noch drei. Nachdem ihr Vertrag ausgelaufen war, musste die Vodafone GmbH ihre Antenne nach 28 Jahren als erste abbauen. Zwar hat das Unternehmen in unmittelbarer Nachbarschaft auf einem Grundstück des Neuwieshofs eine mobile Funkantenne aufgestellt, doch läuft die Genehmigung für diese Interimslösung im nächsten Jahr aus. Laut Bürgermeister Andreas Jarolim ist derzeit noch unklar, ob der Sendemast an der Uhlandstraße in Schanbach, von wo aus fast ganz Aichwald mit Mobilfunk versorgt wird, weitere Antennen tragen kann. „Es ist offen, ob dort die Statik ausreicht“, sagt Jarolim.
Forstarbeiter können in Notfällen nicht telefonieren
Der letzte Anlauf eines Mobilfunkanbieters, in Aichelberg die Mobilfunkversorgung zu verbessern, war im Jahr 2011. Damals musste O2 ihre kurz zuvor auf dem Dach das Gasthauses Löwen aufgestellte Antenne nach massiven Bürgerprotesten wieder abbauen. Als einen Grund dafür, weshalb nach so langer Zeit jetzt wieder Bewegung in das Thema gekommen ist, nennt Jarolim die Bereitschaft der Telekom, in Aichelberg inzwischen auch einen Standort außerhalb des Ortes zu akzeptieren. Die Gemeinde hätte innerorts nur das Dach des alten Rathauses, wo aber die Kernzeitbetreuung der Gemeinde untergebracht ist, oder das der Schule als geeigneten Standort anbieten können. Doch ist das laut Jarolim und Korff wegen der Nähe zu den Kindereinrichtungen nicht in Frage gekommen. Beide rechnen damit, dass der neue Funkmast unterhalb der Alten Kelter im nächsten Jahr in Betrieb gehen kann. „Bislang sieht es so aus, dass wir noch in diesem Jahr die Planung hinbekommen und im nächsten Jahr in die Umsetzung gehen“, sagt Jarolim. Ob es mit dem Funkmast in Lobenrot klappt, steht indes noch nicht endgültig fest. Den hat die Forstverwaltung ins Gespräch gebracht, weil Forstarbeiter im Wald kein Netz haben und in Notfällen nicht telefonieren können. Nachdem die Aichwalder Gemeindeverwaltung von den Plänen erfahren hat, machte sie sich ihrerseits auf die Suche nach einem Standort, von wo aus nicht nur der Wald entlang des Stettener Bachs, sondern der gesamte Ortsteil Lobenrot versorgt werden kann.
Suche nach geeigneten Standorten
Topografie
Wegen der topografischen Lage des Aichwalder Ortsteils Aichelberg gibt es dort ebenso wie im Ortsteil Lobenrot im Mobilfunknetz derzeit noch große Lücken, sogenannte Weiße Flecken. Deshalb hat die Schurwaldgemeinde ein Ingenieurbüro beauftragt, das geeignete Standorte für Mobilfunkanlagen untersuchen soll. Die Mobilfunkkonzeption soll bis zum Jahresende vorliegen.
Pläne
Die Telekom will im nächsten Jahr am Ortsrand von Aichelberg einen Funkmasten aufstellen, der zumindest in Aichelberg die Situation verbessern soll. Ob davon aber auch jene Ortsteile profitieren können, die etwas weiter unterhalb des Hanges in Richtung Remstal liegen, muss sich zeigen. Dort könnte die Netzabdeckung auch weiterhin lückenhaft sein.