Der Vaihinger Unicampus soll autofrei werden. Bezirksbeiräte befürchten, dass damit Parkdruck für die Anwohner entsteht. Überlegungen für ein Parkhaus über dem Johannisgraben lösen auch Unbehagen aus.

Vaihingen - Angesichts des Klimawandels ist jede Verringerung des CO2-Ausstoßes an und für sich eine gute Nachricht. In Stuttgart-Vaihingen regt sich jedoch Unmut über ein Projekt der Universität. Die Universität Stuttgart hat nämlich für ihren Vaihinger Campus große Pläne. Mit Fördermitteln von Bund und Land soll es in den kommenden Jahren gelingen, das gesamte Areal im übertragenen Sinne frei vom klimaschädlichen CO2-Ausstoß zu bekommen.

 

Damit dies Wirklichkeit werden kann, gibt es das Projekt Mobilab, in dem Wissenschaftler verschiedener Fachbereiche die technischen Lösungen dafür ausarbeiten. Das Ganze, so hofft die Uni, könnte einmal eine Blaupause dafür werden, wie man Stadtquartiere frei von CO2 und von Staus produzierendem Individualverkehr bekommt. Zu den Details gehören elektrisch betriebene Shuttle-Busse, die sich während der Fahrt durch Induktion aufladen können, und E-Scooter, die von den Wissenschaftlern technisch so ausgerüstet werden, dass sie sich selbstständig aufrichten und dann automatisch zum Ort der Ausleihe zurückrollen. Die Technik dazu steht bereit. Weil man dafür Strom braucht, soll dieser mit Fotovoltaik-Anlagen auf den Uni-Dächern und vor allem auf dem Dach eines großen Parkhauses, das sich über den Johannisgraben spannen soll, gewonnen werden.

Bezirksbeiräte fühlen sich von der Uni vernachlässigt

Soweit die Pläne der Universität Stuttgart, die jüngst im Vaihinger Bezirksbeirat präsentiert worden waren. Dort geriet jedoch niemand über das Projekt der Universität vor Begeisterung aus dem Häuschen. Stattdessen formierte sich fraktionsübergreifend eher Unmut über das Projekt Mobilab. Weil der Campus autofrei werden soll, befürchten die Bezirksbeiräte nämlich erhöhten Parkdruck in den angrenzenden Wohngebieten. Für diese fordert das Gremium seit Langem ein Parkraummanagement. Dessen Einführung ist jüngst von den städtischen Verkehrsplanern vorerst abgelehnt worden, weil die Auslastung der Straßen noch zu niedrig war.

Auch am geplanten Parkhaus über den Johannesgraben nehmen die Vaihinger Bezirksbeiräte Anstoß. Dieses falle zu wuchtig aus, und die Anwohner seien nicht in die Pläne der Universität eingebunden gewesen. Außerdem fühlen sich die Bezirksbeiräte von der Universität überfahren. Der Uni-Campus gehöre zum Stadtbezirk Vaihingen, dennoch handele die Uni autonom, ohne die örtlichen Gremien rechtzeitig in ihre Pläne einzubinden und damit auf die Ängste der Anwohner Rücksicht zu nehmen, so die Kritik der Bezirksbeiräte.

Das land war bisher nicht verpflichtet, das Gremium zu informieren

„Ich teile die Sorge, dass in den Anwohnerstraßen geparkt wird, sagt der Vaihinger Bezirksvorsteher Kai Jehle-Mungenast. Parkdruck in Anwohnergegenden entstehe auch am Synergiepark, in dem beständig öffentliche Parkplätze abgebaut werden, oder im Umfeld von S-Bahnstationen. Man müsse ständig prüfen, wann die Kriterien für das Parkraummanagement erfüllt seien. Darüber, dass der Bezirksbeirat einzubeziehen sei, gebe es unterschiedliche Erwartungen: „Das Land, das die Flächen bewirtschaftet, hat bisher nicht die Pflicht gehabt, das Gremium zu informieren, obwohl dies aus unserer Sicht wünschenswert wäre. Jeder kann ja erst einmal planen, was er will.“ Sehr frühe Informationen könnten kontraproduktiv sein, gibt er zu bedenken: „Dann beklagt man sich, dass das Konzept nicht ausgereift ist.“