Der Bahnhof wird zum Dienstleister für Pendler.

Sindelfingen - Wie sich die Menschen künftig fortbewegen, das kann man sich momentan im im Foyer des Sindelfinger Rathauses anschauen. Dort stehen die Entwürfe, die fünf Architekturbüros aus der Region eingereicht haben für die Umgestaltung des momentan noch engen, unübersichtlichen Sindelfinger S-Bahnhofs in ein modernes Dienstleistungszentrum für Pendler aller Art.

 

Mobilitätspunkt nennt sich dieses Konzept – und es liegt im Trend. Überall in der Region rüsten die Städte ihre Bahn- und Busbahnhöfe auf. Ähnliche Projekte wie in Sindelfingen gibt es beispielsweise in Fellbach (Rems-Murr-Kreis) und Eislingen (Kreis Göppingen).

Güterschuppen wird abgerissen

In Sindelfingen soll auf dem Bahnhofsgelände an der Stelle des dort noch stehenden Güterschuppens ein Pavillon gebaut werden. Dieser vereint unter einem Dach Wartezonen für Fahrgäste, Fahrradabstellplätze und Serviceeinrichtungen wie Toiletten, Schließfächer, einen Kiosk und sogar Automaten mit Ersatzteilen für das Fahrrad. Daneben sollen Ladestationen für Elektroautos und E-Bikes entstehen, eine Mietstation für Räder sowie Taxistände. Eine große elektrische Tafel informiert die Fahrgäste aktuell über die Abfahrts- und Ankunftszeiten der Busse. So wissen die Pendler, die zu Fuß von der S-Bahn ein paar Meter weiter zum Busbahnhof gehen, ob sie rennen müssen oder gemächlich bummeln können.

„Unser Ziel ist es, die unterschiedlichen Fortbewegungsarten so zu vernetzen, dass die Pendler alles an einem Ort finden“, sagt die Baubürgermeisterin Corinna Clemens. So kann der Sindelfinger morgens beispielsweise sein Fahrrad am Bahnhof abstellen und dort in die S-Bahn oder den Bus steigen. Ankommende S-Bahn-Fahrer mieten sich am Bahnhof ein Auto des Car-Sharings oder ein E-Bike für die Weiterfahrt. Im ersten Schritt wurden vor zwei Jahren Pendler und Passanten nach ihren Wünschen für einen Mobilitätspunkt befragt. Diese Anregungen flossen in die Vorgaben für die Architekten ein, die nun die ersten Entwürfe für einen Mehrzweck-Pavillon eingereicht haben.

Transparentes Gebäude

Am meisten überzeugt hat die Jury mit Stadt- und Verkehrsplanern von der Stadt und der Region sowie Gemeinderäten der Entwurf von Liza Heilmeyer vom Stuttgarter Architekturbüro Birk, Heilmeyer und Frenzel. Sie sieht einen sehr luftigen leichten Pavillon vor. Das Dach aus Holz und transparentem Polycarbonat lässt das Tageslicht durch und erinnert mit seinem Aussehen an umgedrehte Regenschirme. Darunter ist Platz für 35 Fahrradabstellplätze, eine Wartezone für Buspassagiere sowie zwei Service-Boxen mit Toiletten, Schließfächern und einem Kiosk. „Uns hat besonders die Transparenz des Gebäudes gefallen. Es ist hell, so fühlt man sich darunter sicher“, sagte die Baubürgermeisterin Corinna Clemens.

1,7 Millionen Euro kostet der Umbau

Freilich handle es sich bei diesem Entwurf nur um einen Versuch. „Den werden wir nicht genau so umsetzen“, betonte Clemens. In den kommenden Tagen steht er – wie auch die vier anderen Entwürfe – im Foyer des Rathauses zur Besichtigung. An zwei Tagen steht außerdem die Baubürgermeisterin Clemens für Informationen und Gespräche zur Verfügung. In der kommenden Woche gibt es dann einen Workshop mit Taxibetreibern, Busunternehmen und Car-Sharing-Anbietern, um mit diesen über den Vorschlag zu diskutieren und zu schauen, wie deren Angebote an den Pavillon angebunden werden können. Der überarbeitete Entwurf soll dann bei einem neuen Termin direkt vor Ort am Bahnhof vorgestellt werden.

Insgesamt knapp 1, 7 Millionen Euro soll die Einrichtung des Mobilitätspunkts kosten, davon sind etwa 600 000 Euro für den Pavillon vorgesehen. Die Stadt rechnet damit, dass sie bis zu 70 Prozent davon von der Region bekommt. Frühestens 2020 wird der Umbau fertig. Denn noch steht der Güterschuppen, den die Bahn abreißen muss. Das dazugehörige Grundstück hat sie schon an die Stadt verkauft.