Korntal-Münchingen hat sich etwa 80 kleine Elektroroller der Firma Zeus Scooters in die drei Stadtteile geholt. Es ist ein Trend – den manche trotzdem ablehnen.

Immer mehr Kommunen bieten E-Scooter an, mit denen die Bürgerinnen und Bürger von A nach B fahren können. Im Idealfall ziehen gerade Autofahrer die Miet-Elektroroller ihrem Kraftfahrzeug vor. Darauf hofft ebenfalls Korntal-Münchingen, wo nun in allen drei Stadtteilen insgesamt etwa 80 E-Scooter stehen. Die Stadt kooperiert mit Zeus Scooters. Das Unternehmen hat sein Verleihsystem zunächst testweise eingeführt. Bewährt es sich innerhalb des nächsten halben Jahres, bleibt es und wird vielleicht sogar ausgebaut.

 

„Das Angebot ist ein weiterer Schritt zur klimafreundlichen und modernen Mobilität in unserer Stadt und ein Mehrgewinn an individueller Mobilität“, sagt Alexander Bagnewski. Der Bauamtschef hat am Freitag schon eine Runde gedreht. Er ist von Münchingen nach Korntal gedüst und berichtet von einem „guten Fahrgefühl“ – bei einer Höchstgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern. Circa zwölf Minuten dauerte die Fahrt.

Um einen E-Scooter zu mieten, brauchen die Nutzer die Zeus-App. Wer registriert ist, findet in der App den jeweils nächsten E-Scooter, feste Standorte haben sie nicht. Die Grundgebühr kostet einen Euro, um den Scooter freizuschalten, jede weitere Minute 28 Cent. „Wir hoffen, dass alles gut funktioniert“, sagt Alexander Bagnewski. Denn E-Scooter findet nicht jeder gut.

Gehweg als Parkplatz mit Einschränkungen

Immer wieder passiert es, dass Nutzer die Regeln missachten, etwa trotz Verbots auf dem Gehweg fahren oder die Roller so abstellen, dass andere fast drüber fallen. Als Parkplatz ist der Gehweg zwar erlaubt, allerdings darf man niemanden behindern. Manche Menschen stören die herumstehenden Roller, auch wenn sie korrekt parken.

Korntal-Münchingen hat mit Zeus Parkverbotszonen eingerichtet. Dazu gehören Fußgängerzonen, Brücken, Grünflächen, Friedhöfe, Naturschutzgebiete, Parks, Wälder oder Spielplätze. In diesen Gebieten können die Nutzer ihre Fahrt nicht beenden. Stellen sie dort den Mietroller ab, läuft die Uhr weiter, und für diese Zeit werden auch Mietkosten berechnet. „Der Verkehr darf nicht blockiert werden, Straßen, Fußgängerüberwege und Radspuren müssen freigehalten werden, Privatgrundstücke sind tabu“, betont der Bauamtsleiter Bagnewski.

Renninger rollern sehr oft von und zu den Bahnhöfen

Das Free-Floating-Prinzip – abgeben ist erlaubt, wo es nicht verboten ist – gilt auch in den Nachbarorten Hemmingen und Schwieberdingen. Die Gemeinden nutzen das Verleihsystem seit November. Sie sind mit je 30 Rollern als gemeinsamer Bereich definiert und zufrieden. Im ersten Monat gab es insgesamt 826 Fahrten, im Dezember 650. Im Januar sind es bislang 224 Fahrten. Die durchschnittliche Fahrtstrecke beträgt 650 Meter, sagt der Rathaussprecher David Rohnert.

In Hemmingen ende ein Großteil der Fahrten im Wohngebiet Schauchert, im Gewerbegebiet Nord nahe Helukabel und im Bereich Wohnpark Schlossgut. Weitere Ziele seien das Gewerbegebiet Saarstraße, der Alte Schulplatz und der Bahnhof. Eine „kleine Anzahl an Beschwerden“ gebe es von Leuten trotz korrekt abgestellter Roller. „Zeus Scooters reagiert hier allerdings sehr schnell und zuverlässig und weist entsprechende Bereiche dann gegebenenfalls auch in der App als Abstellverbotszone aus“, sagt David Rohnert. Das sei einmal geschehen, nachdem „ständig“ die Ausfahrt zugestellt worden sei.

In Renningen rollern die Menschen laut der Rathaussprecherin besonders häufig von und zu den Bahnhöfen. „Es gibt eine sehr gute Entwicklung der Ausleihzahlen, aber jetzt im Winter witterungsbedingt weniger“, sagt Theresa Finkenauer. Wegen der „insgesamt überwiegend positiven Erfahrung“ hat die Stadt das Verleihsystem mit maximal 75 Rollern dauerhaft eingeführt. In der Testphase über sechs Wochen verzeichnete sie 3064 Ausleihen, im Schnitt täglich zwischen 30 und 100 Fahrten sowie eine durchschnittliche Fahrtentfernung von 1,32 Kilometern. Allerdings gebe es auch Bürger, die sich an den Rollern stören, sagt Theresa Finkenauer. Im Monat erhalte die Stadtverwaltung zwei bis drei Beschwerden über Falschparker. Die würden dann sanktioniert.

Leonberg bleibt weiter ablehnend

Auch Ditzingen holt E-Scooter, um das Mobilitätsangebot zu erhöhen. Gerade die „letzte Meile“ sei dabei in den Fokus gerückt, also etwa der Weg vom Bahnhof zum Arbeitgeber, sagt der Rathaussprecher Jens Schmukal. „Durch das Angebot kann diese Wegstrecke verkürzt werden und gegebenenfalls dazu führen, dass mehr Bürgerinnen und Bürger den ÖPNV statt des Autos nutzen.“ Die Ausschreibung des Projekts soll noch im ersten Quartal erfolgen.

In Weil der Stadt kann man vielleicht bald E-Scooter mieten. „Wir stehen im Kontakt mit Anbietern“, sagt die Rathaussprecherin Katharina Schaible. Es gebe aber noch keine konkreten Pläne.

Derweil bleibt die Stadt Leonberg bei ihrer ablehnenden Haltung. Sie befürchtet negative Folgen wie Vandalismus, dass die abgestellten E-Scooter zu oft Geh- oder Radwege blockieren, Autofahrer weiter Auto fahren. Jedoch sei das Referat für innovative Mobilität grundsätzlich offen für neue Modelle und prüfe regelmäßig, ob diese sinnvoll und umsetzbar seien, sagt der Rathaussprecher Sebastian Küster.

In Gerlingen ist das Thema bisher keins. Weder in der Stadtverwaltung noch bei der Bevölkerung. Beim Bürgerforum im September habe jedenfalls keiner den Wunsch nach E-Rollern geäußert, sagt die Rathaussprecherin Sofie Neumann.