Auch zur Remstal-Gartenschau erwartet Pendler und Besucher an dem Verkehrsknoten eine schmuddlige, zugige Unterführung – und ein immer wieder defekter Aufzug zu den Gleisen. Reisende mit Handicap sind an Bahnsteig 3 und 4 aufgeschmissen.

Rems-Murr: Eva Schäfer (esc)

Fellbach - Er ist nun wirklich kein für die Stadt als Visitenkarte tauglicher Bahnhof. Auch nicht zur Remstal-Gartenschau, die ja Gäste aus der ganzen Region nach Fellbach locken soll. Die Unterführung ist auch im Frühling ein kalter, zugiger Ort, Wasserpfützen sammeln sich auf dem Boden, die grauen Wände sind mit Graffiti beschmiert. Es riecht streng an manchen Ecken. Und dazu kommt noch ein störanfälliger Aufzug. Er ist wie an vielen anderen Bahnhöfen ein Sorgenkind.

 

Am Mittwochnachmittag sah man in genervte Gesichter von Müttern

Bereits am Mittwochmorgen vor einer Woche prangte wieder der rote, runde Kleber an der Tür: Defekt! Dann werden die mehr als 30 Treppen, um auf die Bahnsteige 3 und 4 zu gelangen, für viele zur Hürde. Am Mittwochnachmittag sah man in genervte Gesichter von Müttern, die dann den Kinderwagen entweder selbst oder mit Hilfe von anderen Fahrgästen über die Treppen nach oben schleppten. Auch Karin Mink, die aus Plüderhausen nach Fellbach zur Arbeit pendelt, kann nur den Kopf schütteln: „Es ist der einzige Zugang auch für Menschen, die behindert sind.“ Die Frau aus der Gemeinde östlich von Schorndorf hat deren Anliegen besonders im Blick, da sie selbst in einem Unternehmen mit Behinderten arbeitet.

Und nicht genug. Dass die Feuerwehr ausrücken musste, um im Aufzug Eingeschlossene aus ihrer misslichen Lage zu befreien, das kam in der Vergangenheit immer wieder vor. Beispiel September 2017: Da rückte die Fellbacher Feuerwehr am 1., 7., 13. und 14. September an. 2019 lief es für die Feuerwehr in diesem Punkt bisher entspannter: „In diesem Jahr hatten wir noch keine Personenbefreiung und mussten nicht an den Bahnhof kommen, weil jemand feststeckte“, berichtet der Fellbacher Kommandant Christian Köder.

Zur Behebung des aktuellen Schadens kann er noch keine Perspektive abgeben

Aber falls jemand in dem Lift eingeschlossen werde, sei die Feuerwehr bereit, zur Hilfe zu eilen: „Das machen wir auf jeden Fall.“ Wann der Aufzug wieder läuft, das kann der Sprecher der Deutschen Bahn, Werner Graf, nicht sagen. Ein technischer Dienstleister sei beauftragt worden, um den Aufzug zu prüfen. Am Mittwoch vor einer Woche sei der Aufzug dann ausgepumpt worden. „Das Wasser stand 40 Zentimeter hoch“, berichtet Werner Graf. Da die Dachabläufe verstopft waren, seien bei dem massiven Regen in den vergangenen Tagen die Wassermassen in den Aufzugschacht gelaufen. Zur Behebung des aktuellen Schadens kann er noch keine Perspektive abgeben. Auch nicht nach erneuter Nachfrage. Ganz allgemein dauere bei einer kleineren Störung eine Reparatur in der Regel „höchstens ein, zwei Tage“. Bei massiven Schäden – etwa einer Zerstörung der Scheiben – könne es zwei, drei Wochen dauern, bis Ersatzteile da sind.

Ob ein Aufzug läuft, dass kann auch online geschaut werden

Der Bahnsprecher sieht das Ganze etwas gelassener: „Der Aufzug in Fellbach macht viel weniger Ärger als diejenigen in Problembahnhöfen.“ So gebe es auch kein Datum, wann der Aufzug, Baujahr 2001, ausgetauscht werden soll. Betroffene indes sehen das anders. Und auch anliegende Händler. Sonja Zielke, die Sprecherin der Werbegemeinschaft nördliche Bahnhofstraße, weiß, dass die Stadt viel unternehme, um in verschiedenen Bereichen Barrierefreiheit zu schaffen. „Da sollten dann die Anlagen am Bahnhof auch funktionieren.“

Ob ein Aufzug läuft, dass kann auch online geschaut werden. Das Live-Überwachungssystem der Deutschen Bahn firmiert unter dem Namen Adam (Ausbau der Digitalisierung im Anlagenmanagement) und meldet selbstständig, wenn Störungen an Aufzügen und Fahrtreppen auftreten. In der Liste der überwachten Aufzüge befindet sich auch der Aufzug in Fellbach zu Gleis 3 und 4. Ein roter Punkt mit weißem Balken in der Mitte meldet dann „Außer Betrieb“ – viele kennen das Zeichen auch als „Einfahrt verboten“.