Die Chefin der Rathaus-Grünen, Anna Deparnay-Grunenberg, bemängelt die Pläne möglicher Seilbahnlinien in Stuttgart. Das kritisierte Papier stammt von ihrem Parteifreund Peter Pätzold.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Die im Vorfeld bekannt gewordenen Pläne für eine Studie, die gleich vier Seilbahntrassen in der Stadt untersuchen soll, haben Verärgerung ausgelöst. Für Anna Deparnay-Grunenberg, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Rathaus, ist der Untersuchungsauftrag überfrachtet. „Der Gemeinderat hat aber eigentlich die konkrete Machbarkeitsstudie für das anvisierte und realistische Pilotprojekt ,urbane Luftseilbahn im Synergiepark Stuttgart-Vaihingen‘ in Auftrag gegeben und nichts anderes“, mokiert sich Anna Deparnay-Grunenberg und macht ihrem Unmut in den sozialen Netzwerken Luft. „Als Initiatorin des Antrages wundert mich diese Entwicklung.“

 

Vier Linien im Visier

Die Kritik bezieht sich auf eine Beschlussvorlage, die Deparnay-Grunenbergs Parteifreund Peter Pätzold unterzeichnet hat. Das Papier des Baubürgermeisters wird am 10. Juli dem Gemeinderat zum Beschluss vorgelegt. Die Stadträte entscheiden dann aber nicht etwa über den Bau einer oder mehrerer Linien, sondern lediglich über den Auftrag, das neue Verkehrssystem in einer Studie untersuchen zu lassen. Neben der von Deparnay-Grunenberg beschriebenen Verbindung auf den westlichen Fildern sollen Experten aber auch Trassen von Degerloch nach Plieningen, vom Wasen in die Innenstadt und vom Pragsattel an den Ostendplatz untersuchen.

„Man kann auch alles verzögern, indem man das Projekt zu sehr erweitert und alle Bürger erst mal kirre macht“, schreibt die Fraktionsvorsitzende in der von SÖS-Linke-Stadtrat Luigi Pantisano im Netz angestoßenen Diskussion. Der kann sich einen kleinen Seitenhieb gegen die Grünen an der Rathausspitze dabei nicht verkneifen. Er finde die Idee der Seilbahnen für Stuttgart „einen sympathischen Gedanken“, und Deparnay-Grunenberg habe damit „eine spannende Idee in die Verkehrsdiskussion eingebracht. Jetzt müssen nur noch OB Kuhn und Baubürgermeister Pätzold aus ihrem Winterschlaf aufwachen“, schreibt Pantisano.

Kritik an „Vermischung“

In einem gemeinsamen Antrag, den Grüne und SPD im Rathaus im Juli 2017 vorlegten, verlangten die Stadträte eine Untersuchung eines „Seilbahn-Systems zum Vaihinger Regionalbahnhalt, zum ehemaligen Eiermann-Campus und gegebenenfalls zu Flughafen und Stuttgart Airport Terminal (SAB)“ . Diese Linie findet sich nun auch im Pätzold-Papier – aber eben nicht mehr alleine. „Die anderen Trassen, die hier erwähnt werden, haben die Forscher der Meta-Studie ,hoch hinaus Ba-Wü‘ hineingenommen, diese wurden aber nie vom Gemeinderat diskutiert. Ich finde es seltsam, dass jetzt irgendwie alles vermischt wird“, schreibt Deparnay-Grunenberg und nimmt Bezug auf eine im April im Auftrag des Landesverkehrsministers Winfried Hermann (Grüne) fertiggestellte Untersuchung. Auf deren Ergebnissen baut nun die Ausschreibung der Stadt für eine weitere Untersuchung auf.