Neue Fahrzeuge bieten Raum für die Hilfsgeräte. An Standorten sollen sie auf Gäste warten oder bestellt werden können. Doch das Angebot ist noch beschränkt.

S-Mitte - Die Nummer der Stuttgarter Taxi-Zentrale mussten sich auf den Rollstuhl angewiesene Menschen in der Vergangenheit nicht merken, sagt Jutta Pagel-Steidl vom Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg (LVKM).

 

Das soll sich künftig ändern. An 17 über das Stadtgebiet verteilten Standorten soll eine Beschilderung darauf aufmerksam machen, dass in Stuttgart Rollstuhlfahrer für sie entsprechend ausgebaute Taxis vorfinden oder bestellen können.

Rollstühle benötigen Platz

Herkömmliche Taxis sind zu klein, um einen Menschen samt Rollstuhl zu transportieren. Sogenannte Rolli-Taxis verfügen hingegen über ausreichend Platz für einen Rollstuhl. Sie sind außerdem mit einer Rampe ausgerüstet und die zum Fixieren nötigen Sicherheitsgurte. Jeder könne unter der Rufnummer 07 11 / 55 10 000 an einer Rufsäule ein barrierefreies Taxi bestellen, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.

Sieben Fahrzeuge sind unterwegs

Laut Angaben der Stadt sind in Stuttgart, Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt derzeit sieben rollstuhlgerechte Taxis unterwegs. Das erste geförderte Rolli-Taxi habe 2019 seine Fahrt aufgenommen, erklärt eine Sprecherin der Stadt. Zuvor hätten einige Stuttgarter Taxiunternehmen bereits barrierefreie Fahrzeuge in ihrem Fuhrpark gehabt.

Inzwischen seien vier Fahrzeuge mit Hilfe der städtischen Fördermittel umgebaut worden, meint die Sprecherin. „Die Umrüstung wird mit 95 Prozent der Nettoumbaukosten, maximal 10 000 Euro je Fahrzeug gefördert“, erklärt sie. Es werde um einen weiteren Umbau von Fahrzeugen bei den Taxiunternehmen geworben, fügt die Sprecherin hinzu.

Ruftaxis für Rollstuhlfahrer gibt es nicht

Laut der Stuttgarter Taxi-Auto-Zentrale ist eine flächendeckende Versorgung mit barrierefreien Taxis rund um die Uhr in Stuttgart derzeit nicht möglich. Dietmar Plag von der Taxi-Auto-Zentrale rät aufgrund der beschränkten Verfügbarkeit zu einer Vorbestellung. „Direktbestellungen vor allem nachts können wir mit sieben Rolli-Taxis noch nicht garantieren“, erklärt er.

Für Ruftaxis im öffentlichen Nahverkehr könnte es noch weniger eine Gewähr geben, da die Bestellzeit zu knapp vor der eigentlichen Taxifahrt liege. „Deshalb müssen wir ein Rolli-Taxi bei einem SSB-Taxiruf momentan noch ablehnen“, meint Plag. LVKM-Geschäftsführerin Jutta Pagel-Steidl bedauert es, dass rollstuhlgerechte Ruftaxis derzeit noch Zukunftsmusik sind. Ruftaxis seien für Menschen wichtig, die in den Randbezirken wohnen und am gesellschaftlichen Leben in der Innenstadt teilnehmen möchten, betont sie. Sie begrüßt den Einsatz der Stadt für mehr barrierefreie Taxis. Pagel-Steidl stellt aber klar, dass die Stadt damit lediglich ihren Verpflichtungen entsprechend der 2008 in Kraft getretenen UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung nachkomme. „Es geht um den gleichen Zugang zur Mobilität für alle“, sagt sie.

Verband übt Kritik

Da bisher auf den Rollstuhl angewiesene Menschen das Taxi in Stuttgart nicht als Option betrachtet hätten, müsse die Stadt nun umfassend informieren, fordert Pagel-Steidl. „Wenn ich am Hauptbahnhof bin und zum Taxistand gehe, muss der Standort für die barrierefreien Taxis sofort sichtbar sein“, sagt sie. Auch die Taxifahrer, die keine Rolli-Taxis fahren, sollten in der Lage sein, Fragen zu dem barrierefreien Angebot zu beantworten, meint Pagel-Steidl. Sie geht davon aus, dass es einige Zeit dauern wird, bis sich das neue Angebot unter Rollstuhlfahrern in Stuttgart herumspricht: „Der Bedarf wird sich mit der Zeit entwickeln.“