Die größte Park-and-Ride-Anlage der Region wird noch größer: In Vaihingen an der Enz gibt es für Autofahrer, die in den Zug wechseln, bald 992 Plätze. Kann das kostenlos bleiben?

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Vaihingen an der Enz - Wer nach acht Uhr morgens anrollt, kommt in die Bredouille: 750 Stellplätze für Umsteiger auf die Schiene gibt es rund um den Vaihinger Bahnhof – mehr als in irgendeiner anderen Kommune in der Region Stuttgart. Und doch guckt mancher Autofahrer, der mit der Bahn weiterwill, in die Röhre, wenn er nicht rechtzeitig da ist. Dass dann Feldwege und nahegelegene Anliegerstraßen fürs Parken zweckentfremdet werden, verursacht in der knapp 30 000 Einwohner zählenden Stadt regelmäßig Ärger.

 

Stadt hätte Gebühren für vertretbar gehalten

Ein neues Parkhaus auf dem Bahnhofsgelände soll künftig Abhilfe schaffen und den Tausender nahezu voll machen. Wenn es im September 2019 stehen wird, bietet die Vaihinger Park-and-Ride-Anlage exakt 992 Stellplätze. Und: Das Auto dort abzustellen, wird weiterhin nichts kosten. „Wenn der Verband Region Stuttgart nicht eingestiegen wäre, hätten wir das kostenlose Angebot aber nicht halten können – und auch nicht wollen“, sagt Gerd Maisch, der Vaihinger Oberbürgermeister (Freie Wähler). „Wir hätten Parkgebühren grundsätzlich für vertretbar gehalten. In der Innenstadt verlangen wir sie den Autofahrern ja auch ab.“ Zudem kommen einer Erhebung zufolge rund zwar 60 Prozent der Nutzer aus Vaihingen und seinen Teilorten, doch der Rest fährt aus anderen Kommunen an – beispielsweise elf Prozent aus Illingen im benachbarten Enzkreis.

Der Verkehr soll aus Stuttgart ferngehalten werden

Doch der Verband Region Stuttgart (VRS) greift der Stadt Vaihingen kräftig unter die Arme, um den Autofahrern das Umsteigen auf den Schienenverkehr so attraktiv wie möglich zu machen und möglichst viel Individualverkehr aus der Landeshauptstadt herauszuhalten. Den Bau des 3,5 Millionen Euro teuren neuen Parkhauses bezuschusst die Region mit 915 000 Euro, dieselbe Summe steuert das Land bei. Außerdem gibt der VRS für jeden Stellplatz 150 Euro pro Jahr. Bewirtschaftet wird die Anlage von Vaihingens Städtischem Versorgungsbetrieb. Diese Woche hat der Vaihinger Gemeinderat den Kooperationsvertrag abgesegnet, der auf 20 Jahre angelegt ist.

Die Grundlage dafür ist ein Beschluss, den der VRS-Verkehrsausschuss im September 2018 gefasst hat. Er sieht die finanzielle Beteiligung am Betrieb und am Ausbau von Park-and-Ride-Anlagen in der Region vor und hat Vaihingen neben Sersheim, Remseck, Waiblingen und Gäufelden in die erste Fördertranche aufgenommen. Summa summarum gibt der Verband 2,2 Millionen Euro Baukostenzuschüsse und 400 000 Euro als Einnahmegarantie für Bestandsparkplätze. „Die zweite Tranche des Förderprogramms behandelt der regionale Verkehrsausschuss voraussichtlich im Frühjahr“, sagt die VRS-Sprecherin Uta Hörmann.

Attraktiver Bahnhof

Dass sich in Vaihingen besonders viele Umsteiger drängeln – der Oberbürgermeister spricht von durchschnittlich 6000 bis 8000 Menschen am Tag – liegt daran, dass an dem Bahnhof nicht nur die S-Bahn hält, die zwischen Karlsruhe und Bietigheim-Bissingen verkehrt. Auch etliche Regionalzüge, ICs, und selbst einige ICEs stoppen an dem an der Schnellfahrstrecke Stuttgart – Mannheim gelegenen Bahnhof.

Im Vertrag mit dem Verband heißt es, mindestens 90 Prozent sollten dem Zweck „Park and Ride“ zuzuordnen sein. Dies zu überwachen dürfte allerdings schwierig sein: Das Parken ist kostenlos und die Stadt nicht zum Kontrollieren verpflichtet. Es gibt auch keine Höchstparkdauer: Wer die Anlage für eine Bahnreise nutzt, darf sein Auto länger stehen lassen – eine komfortable Sache im Vergleich zu Stuttgart-nahen Parkplätzen, in denen teils satte Monats-, Halbjahres- und Jahrespauschalen für Umsteigende fällig sind. „Sollte sich bei Überprüfungen herausstellen, dass P+R-Anlagen in hohem Maße fehlbelegt sind“, kündigt der VRS für alle Fälle schon mal Kontrollen und Ahndungen an.

Parken und Umsteigen

Gesamt
Im Gebiet des VVS stehen an 111 Stationen auf 218 Park-and-Ride-Anlagen 17 355 Stellplätze in unterschiedlichen Betreiber- und Gebührenmodellen zur Verfügung.

Detail
In Vaihingen an der Enz gibt es mit Abstand die meisten Park-and-Ride-Stellplätze. Waiblingen zählt 568, in Backnang gibt es 518, in Bietigheim-Bissingen 495, in Weil der Stadt 407, in Filderstadt 350, in Remseck 266, in Oberesslingen 124 und in Göppingen 99 Parkplätze, um in die Bahn umzusteigen.