Holperiges Pflaster, Schwellen und schmale Gehwege: In Weissach gilt es etliche Mobilitätshindernisse zu beseitigen. Es gibt aber auch positive Angebote für die Bürger.

Elisabeth Häußermann lebt seit mehr als 50 Jahren in Unterweissach und sagt, sie wolle nirgendwo anders wohnen. Jeden Tag ist sie mit ihrem Rollator im Ort unterwegs: „Wenn ich den nicht hätte, würde ich mich nicht getrauen, ins Dorf zu gehen.“ Der Gehwagen gibt ihr Sicherheit, macht sie besser sichtbar und dient als Sitzgelegenheit, wenn die Kräfte schwinden. Ein gutes Hilfsmittel, um mobil zu bleiben.

 

Dass Elisabeth Häußermann dennoch nicht sorglos in ihrem Heimatort unterwegs sein kann, hat viele Gründe: zum Beispiel holperiges Kopfsteinpflaster, schmale Gehwege, Treppen, extreme Neigungen und Stolperfallen aller Art. Grund genug für Claudia Fischer und Silke Müller-Zimmermann vom Projekt „Prima Klima im Täle“ bei einem Rundgang mit einer kleinen Gruppe zu erkunden, wie es um die Barrierefreiheit in Weissach bestellt ist. Mit von der Partie ist Jürgen Wagner, der beim Stuttgarter Verein Kubus arbeitet, der bei seinen Projekten einen Schwerpunkt auf Inklusion legt.

Auf holperigem Untergrund verkanten sich die Räder

Jürgen Wagner hat bereits auf der Anreise von Stuttgart die ersten Hindernisse überwinden müssen. „Es gab keine Ansage der Haltestellen in der S-Bahn, das war extrem unangenehm“, erzählt der 58-Jährige, dessen Sehvermögen nach einer allergischen Reaktion auf ein Medikament seit Jahren stark beeinträchtigt ist.

Von der Bushaltestelle Lindenplatz geht es nun gemeinsam zum Rathaus. Den Weg beschreibt Elisabeth Häußermann so: „Richtung Rathaus ist es eine Katastrophe.“ Kurz hinter der Bushaltestelle verengt sich der Gehweg auf etwa einen Meter, links die Treppe eines Geschäfts, rechts eine Bauminsel mit erhöhter Umrandung. Die Rollatoren von Elisabeth Häußermann und Heide Rivoir hoppeln über den gepflasterten Untergrund, ab und zu verkanten sich Räder, sodass die Gehwagen abrupt stoppen und fast kippen.

Der gepflasterte Marktplatz ist „eine Katastrophe“

Der Weg über den Zebrastreifen führt über glatten Asphalt – eine kurze Auszeit, bevor es wieder anstrengend wird. Denn wenige Meter weiter fehlen auf der Brücke gleich mehrere Knochensteine im Belag, eine Stolperfalle nicht nur für Rollator-Nutzer. Schließlich erreicht die Gruppe den Marktplatz. Er ist durchgehend gepflastert. Die Rollatoren schlingern bedenklich hin und her. „Ich hab’ auf dem Markt mal Eier gekauft, aber bis ich zu Hause war, waren alle kaputt“, berichtet Elisabeth Häußermann. Eine Rollatorspur mit glattem Untergrund wäre angebracht, ist sich die Gruppe einig.

Zum Eingang des Rathauses geht es sechs Stufen hoch. „Es gibt einen barrierefreien Nebeneingang“, sagt Claudia Fischer – nur leider kein Schild, das auf diesen hinweist. Und die hellbraune Klingel am Fuß der Treppe erkennen selbst Menschen, die gut sehen, erst auf den dritten Blick. Eine knallige Farbe könnte hier viel bewirken, finden die Spaziergänger.

Der kostenlose Bürgerbus ist eine Bereicherung

Nun führt die Route auf der anderen Seite der Welzheimer Straße zurück Richtung Bushaltestelle. Auch hier holpern die Rollatoren über unterschiedlichste Pflastersteine. Vor einer Metzgerei parken die Kundenautos bis zur Straße, Fußgänger müssen einen Schlenker machen, denn es gibt keinen Gehweg entlang der Straße. Stattdessen heißt es in einen schmalen Gang ausweichen, der am Eingang der Metzgerei vorbeiführt. Der Durchlass wird durch einen Aufsteller halb versperrt.

Zurück an der Bushaltestelle ist Jürgen Wagners Fazit: „Auf dem Weg habe ich mich nicht wohlgefühlt. Es gibt viele Schrägen, und der Verkehr fährt sehr nah an Fußgängern vorbei.“ Es gibt also einiges zu tun. „Wir wollen da am Ball bleiben, dass es Bedarf gibt, ist klar“, sagt Silke Müller-Zimmermann. Denkbar wäre ein ähnlicher Rundgang als Perspektivenwechsel beim nächsten Ortsfest. Und bei aller Kritik gebe es auch gute Konzepte, etwa den kostenlos buchbaren Bürgerbus: „Das ist ein hilfreiches Angebot, da sind wir in Weissach gut aufgestellt.“