Der Regionalverband fördert drei Projekte für nachhaltige Mobilität mit insgesamt einer Million Euro.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Der Regionalverband Stuttgart fällt derzeit vor allem durch negative Schlagzeilen auf: Bei der Standortsuche für Windkraftanlagen mahnt die Landesregierung Tempo an, bei der Nürtinger Biogasanlage kabbelt man sich mit dem Regierungspräsidium, und die Fehlzeit der Regionaldirektorin dürfte sich weiter verlängern, was zu einer Art politischem Vakuum führt. Da tut es gut, dass der Verband jetzt mit seinem Förderprogramm in Sachen Mobilität wieder etwas Fahrt aufnehmen kann: Zum ersten Mal hat die Region nun drei Projekte benannt, die sie bis 2015 mit rund einer Million Euro bezuschusst.

 

Der Verband hat wenig Spielräume

Der Verband Region Stuttgart (VRS) hat finanziell nur wenig Spielraum; der Großteil des Etats ist fest für den Betrieb der S-Bahn verplant. Insofern kommt diesem neuen Förderprogramm politische Signalfunktion zu, soll es doch zeigen, dass Stuttgart und sein Umland bei der nachhaltigen Mobilität eine Rolle spielen wollen. Für den VRS ist diese Förderung, neben der Unterstützung von Naturprojekten mit jährlich 1,5 Millionen Euro, das fast einzige frei entscheidbare Projekt.

Kritik hatte es dennoch im Vorfeld gegeben: Mit jährlich 1,5 Millionen Euro – dieser Betrag soll künftig jährlich ausgeschüttet werden – könne man in diesem Segment, in dem Unsummen benötigt werden, nur wenig bewegen, hieß es. Der Topf des Bundesprogramms „Schaufenster Elektromobilität“, in das Baden-Württemberg vor wenigen Monaten aufgenommen worden ist, enthält zum Beispiel insgesamt 180 Millionen Euro.

Im Herbst soll es eine zweite Förderrunde geben

Jürgen Wurmthaler vom VRS hält die Förderung aber auf jeden Fall für sinnvoll: Das Programm könne vorhandene Ideen voranbringen. Er zeigte sich regelrecht begeistert, dass in der kurzen Zeit seit März elf Anträge eingegangen sind: „Das beweist das Interesse und das Potenzial in der Region.“ Der Wirtschaftsausschuss muss der Förderung der drei Projekte am 11. Juli noch zustimmen. Dieses Plazet gilt aber als Formsache. Im Herbst soll es bereits eine zweite Runde geben – die acht nicht zum Zuge gekommenen Projekte können bis dahin ihre Anträge nacharbeiten.

Horst Stammler, der Geschäftsführer des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS), ist jedenfalls froh über das Geld. Seit Langem arbeitet er an dem Konzept für eine Mobilitätskarte, aber bisher scheiterte die Einführung an der Finanzierung: „Wir hätten ohne den Zuschuss der Region in diesem Jahr nicht loslegen können“, sagt er. Allerdings ist der Start bescheiden – die neue Karte wird keine E-Ticket-Funktion haben, es wird noch keine Aufladeplattform geben, und man kann nur Bahn und Bus fahren sowie Leihautos und Fahrräder mieten. Für die weiteren Schritte hofft Stammler auf Geld aus dem genannten Schaufenster-Programm des Bundes: „Da geht es dann um Millionen.“

Das Ziel: Pedelecs an 50 Bahnhöfen

Das Pedelec-Projekt an Bahnhöfen in der Region hätte, ebenso wie das VVS-Vorhaben, sicherlich auch ohne Hilfe des Regionalverbandes realisiert werden können – aber eben nicht so schnell. „Wir können so früher das Ziel erreichen, flächendeckend in der Region vertreten zu sein“, sagte Rainer Gessler, der Leiter der Geschäftsstelle „Nachhaltig mobile Region Stuttgart“. Am Schluss sollen 50 Bahnhöfe mit Pedelecs ausgestattet sein.Die fünf Landkreise der Region Stuttgart planen ebenfalls einen Pedelec-Verleih, der sich aber nicht an Pendler, sondern vorrangig an Sonntagsausflügler und Touristen wendet. An ÖPNV-Haltestellen, aber auch in touristischen Einrichtungen kann jeder Pedelecs mieten, die er vorher auch auf einem Service-Portal im Internet buchen kann. Gaststätten, Hotels oder Fahrradhändler dürfen mitmachen und ihren Kunden ebenfalls Pedelecs anbieten. Auf den Internetseiten finden die Ausflügler Vorschläge für Touren. Insgesamt ist das neue Angebot mit Kosten in Höhe von rund 285 000 Euro verbunden; auch in diesem Fall übernimmt der Regionalverband die Hälfte. Dieses Projekt „E-Bike-Region Stuttgart“ unterstütze die Weiterentwicklung des sanften, umweltschonenden Tourismus, so heißt es in der Erklärung der Region.

Förderprojekt 1 – Der VVS setzt alles auf eine Karte

Schon seit längerem tüftelt der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) an der Mobilitätskarte: Mit ihr soll man künftig nicht nur mit Bussen und Bahnen fahren können, sondern auch ein Leihauto mieten, ein Stadtpedelec ausleihen oder irgendwann sogar den Eintritt in ein Museum lösen können. Noch in diesem Jahr, so der Plan, bekommen die 150 000 Inhaber einer ÖPNV-Jahreskarte die Mobilitätskarte zugeschickt. Der Gemeinderat der Stadt Stuttgart hat noch Bedenken wegen des Datenschutzes. Rund eine Million Euro kostet die Einführung, die Hälfte davon übernimmt jetzt der Verband Region Stuttgart (VRS). Bisher seien in Deutschland keine vergleichbaren Ansätze für eine Vernetzung der Mobilität erkennbar, so die Begründung des VRS, weshalb eine Förderung angemessen sei.

Förderprojekt 2 – Pedelec kann man am Bahnhof mieten

Was tun, wenn man abends mit dem letzten Zug nach Bietigheim-Bissingen kommt und kein Bus mehr bis Löchgau fährt? Schon im Oktober kann sich der gestrandete Fahrgast ein Pedelec am Bahnhof ausleihen und damit nach Hause fahren. Am nächsten Morgen bringt er es zurück. Die Vereinigung „Nachhaltig mobile Region Stuttgart“, hinter der Land, Stadt Stuttgart und Regionalverband stehen, führen dieses Angebot demnächst in Bietigheim-Bissingen, Schwieberdingen und Kirchheim/Teck ein. Zwölf weitere Städte sollen folgen; Interesse haben Nürtingen, Herrenberg und Winnenden. Der Regionalverband übernimmt 390 000 Euro der Kosten – die andere Hälfte bezahlen die Kommunen. Die Gebühr ist noch unklar. Bei den Pedelecs der Bahn in Stuttgart zahlt der Fahrer pro Tag 22,50 Euro.

Förderprojekt 3 – Sonntagsauflug per E-Bike

Die fünf Landkreise der Region Stuttgart planen ebenfalls einen Pedelec-Verleih, der sich aber nicht an Pendler, sondern vorrangig an Sonntagsausflügler und Touristen wendet. An ÖPNV-Haltestellen, aber auch in touristischen Einrichtungen kann jeder Pedelecs mieten, die er vorher auch auf einem Service-Portal im Internet buchen kann. Gaststätten, Hotels oder Fahrradhändler dürfen mitmachen und ihren Kunden ebenfalls Pedelecs anbieten. Auf den Internetseiten finden die Ausflügler Vorschläge für Touren. Insgesamt ist das neue Angebot mit Kosten in Höhe von rund 285 000 Euro verbunden; auch in diesem Fall übernimmt der Regionalverband die Hälfte. Dieses Projekt „E-Bike-Region Stuttgart“ unterstütze die Weiterentwicklung des sanften, umweltschonenden Tourismus, so heißt es in der Erklärung der Region.