Das städtische Rad-Verkehrskonzept ist fertig: Mit mehr weißen Schutzstreifen und anderen Ideen will man den Umstieg aufs umweltfreundliche Zweirad erleichtern.

Weil der Stadt - Andernorts leuchten schon längst die Streifen in rot, grün oder weiß und weisen den Radlern den Weg. In Weil der Stadt ist die Fahrrad-Infrastruktur noch nicht so weit ausgebaut. Zwischen E-Center und der Stuttgarter Straße gibt es einen wenige Meter langen Radstreifen – mehr Appetitanreger als praktische Alltagshilfe für Zweirad-Sportler.

 

Das soll sich aber ändern. Die Stadtverwaltung hat ein Radverkehrs-Konzept erstellen lassen, das nun vorliegt. Mit orangefarbenen, roten und grünen Linien hat der Ingenieur Malte Novak vom Stuttgarter Büro „Brenner-Plan“ in einer Stadtkarte markiert, wo man in der Stadt überall Änderungen vornehmen könnte, damit die Radler einfacher durchkommen.

Und er hat gleich mehrere Ansatzpunkte: Flächendeckend im Stadtgebiet sieht Malte Novak den Bedarf nach weiteren Schildern für Radfahrer. Auch mehr weiße Schutzstreifen schlägt er vor, zum Beispiel für die Josef-Beyerle-Straße im Industriegebiet, für ein Stück auf der Leonberger Straße beim Friedhof oder für die Max-Caspar-Straße zum Gymnasium. Dritter Vorschlag sind Querungshilfen, also Verkehrsinseln oder Ampeln, die Menschen helfen, hochfrequentierte Straßen zu kreuzen. Bedarf hierfür sieht der Experte rund um den Bahnhof. Laut seinem vierten Vorschlag könnte man auch Landwirtschafts- und Gehwege für Radfahrer freigeben. Malte Novak würde dies zum Beispiel in der Grabenstraße zwischen Feuerwehr und Judentor oder bei der Nordumfahrung tun.

Große Problemstelle am Bahnhof

„Eine der größten Problemstellen ist der Bereich zwischen Paul-Reusch-Straße, dem Bahnhof und der Merklinger Straße“, berichtet der Verkehrsexperte den Gemeinderäten im Technischen Ausschuss, als er seine Studie vorstellte. „Dort hat es sehr viel Autoverkehr und keinen Gehweg, auf den wir ausweichen könnten.“ Als Maßnahme bleibe nur der Vorschlag, die Geschwindigkeit der Straßen dort auf Tempo 30 zu reduzieren. Dasselbe gelte auch für die Mittlere Straße in Merklingen.

Das freilich zeigt, dass das Konzept schnell an Grenzen stößt. Denn die Hauptverkehrsstraßen in der Stadt sind Bundes-, Landes- oder Kreisstraßen. Die Stadt selbst kann sich dort eine Tempo-Verminderung allenfalls wünschen – umsetzen müssten sie übergeordnete Behörden. „Der Radverkehr könnte in dieser Diskussion ein weiteres Argument sein“, findet auch Jürgen Katz. Der Beigeordnete macht aber auch klar: „Wir machen das Radverkehrskonzept nicht in erster Linie, um Tempo 30 zu bekommen.“

Bislang ist dieses Konzept ohnehin nur ein Stück Papier. „Das ist eine Grundlage, mit der wir jetzt in die weitere Diskussion gehen“, kündigt Katz an. Mit Experten, zum Beispiel den Radfahrvereinen, will er diskutieren, aber auch alle Bürger sollen die Möglichkeit bekommen, sich einzubringen. Bis Juni soll das passieren.

Frage der Kosten muss erst geklärt sein

Was dann am Ende wirklich realisiert wird, steht noch nicht fest. Einfachere Maßnahmen, zum Beispiel Schilder, kämen dann früher als große Projekte wie komplett neue Radwege. Ohnehin müsste das finanziell klamme Weil der Stadt zunächst die Frage der Kosten klären. In den Haushalten 2018 und 2019 sind – Stand jetzt – jeweils nur 25 000 Euro für den Radausbau eingeplant.

Unterdessen haben die Gemeinderäte im Technischen Ausschuss begrüßt, dass auch der Landkreis Böblingen vor Kurzem ein Radkonzept vorgelegt hat (wir berichteten). Dabei soll einer der Radschnellwege – quasi die Autobahn unter den Radlerwegen – von Weil der Stadt über Renningen, Leonberg bis nach Korntal-Münchingen führen. „Dieses Konzept endet vor den Städten und wird dann ungenau“, erklärte der Radexperte Malte Novak. Daher hatte das Landratsamt angekündigt, mit den Kommunen kooperieren zu wollen – genau das sichert Weil der Stadt jetzt zu.

Einen ersten Vorschlag für die neue Radautobahn gibt es schon. Vom Bahnhof soll der Weg über die Daimlerstraße, die Josef-Beyerle-Straße und die Kläranlage Richtung Malmsheim führen. „Einen Feldweg gibt es dort schon, geeignet als Radweg ist er aber noch nicht“, berichtete Christopher Wetzel, der Radverkehrsbeauftragte im städtischen Bauamt. Denn nach den Vorstellungen des Landkreises sind die Radschnellwege fünf Meter breit.

Das allerdings ist bei den Weiler Stadträten umstritten. „Geld und Hirnschmalz bräuchten wir momentan woanders“, sagt Bernd Laure (Freie Wähler). „Das kostet viel Geld, das wir nicht haben“, ergänzt Josef Weber (SPD). „Von uns verlangt niemand, dass ein Radweg fünf Meter breit ist“, findet Michael Borger (Freie Wähler). Dagegen meint der Grüne Alfred Kappler: „Jeder Radler entlastet auch die Straße vom Autoverkehr – wie man dagegen sein kann, erschließt sich mir nicht.“ Jürgen Katz kündigt an, für Feldwege, die ohnehin saniert werden, zu erwägen, dies im Sinne des Landkreises zu tun.