Auf die S-Bahn ist kein Verlass. Aber ohne ein funktionierendes S-Bahn-System lässt sich der Autoverkehr in Stuttgart nicht verringern, meint StZ-Redakteur Wolfgang Schulz-Braunschmidt.

Stuttgart - Auf die Stuttgarter S-Bahn ist Verlass: Eben in dem Moment, als Oberbürgermeister Fritz Kuhn bei der Vorstellung seines Mobilitätskonzepts einen pünktlichen S-Bahn-Verkehr einforderte, fuhr auf der Stammstrecke wegen einer Weichenstörung (siehe unten) fast zwei Stunden lang kein Zug mehr.

 

Die seit drei Jahren anhaltende S-Bahn-Misere ist mit Abstand das größte Hindernis für die von Kuhn mit Verve vertretene Verkehrswende. Denn wenn sich das Rückgrat des Nahverkehrs in der Region nicht rasch wieder stabilisiert, dürfte sein schöner Plan, den Autoverkehr in Stuttgart um 20 Prozent zu verringern, nur noch Makulatur sein. Das nahezu tägliche Chaos auf der Schiene führt dazu, dass VVS-Kunden wieder aufs Auto umsteigen und noch mehr Feinstaub am Neckartor abladen.

Mobilitätsfrage ist Chefsache

Abgesehen davon, hat der grüne OB gestern kein umsetzbares Aktionsprogramm, sondern ein höchst vages Handlungskonzept inklusive eigenem Arbeitskreis vorgestellt. Bis auf wenige bekannte Punkte – etwa die Umsetzung des Parkraummanagements in der ganzen Innenstadt – gibt es viele Absichtserklärungen, die zudem noch unter Finanzierungsvorbehalt stehen.

Kuhn hat aber mit großem persönlichem Engagement klar gemacht, dass er die Mobilitätsfrage als ureigene Aufgabe, als Chefsache, sieht. Im Herbst muss er bei den Haushaltsberatungen und beim Mobilitätskongress mit Arbeitgebern aber zeigen, dass er seine Ideen auch umsetzen kann.