Mode aus Stuttgart: Lisa Gordikowa Mode einer Tänzerin

In dieser Reihe stellen wir Mode und Designer aus Stuttgart vor. Dieses Mal: Lisa Gordikowa, die ihre Kreationen in einer kleinen Boutique im Stuttgarter Gerberviertel präsentiert – seit Kurzem sogar im ganz neuen Look.
Stuttgart - Federleichte, bauschige Röcke, Kleider aus Spitze, feine Strickjacken mit eingearbeiteten Ketten oder Goldfäden, weiche Lederjacken, sportliche Übergangsjacken, kuschelige Pullis, elegante Hosen – in der kleinen Boutique von Lisa Gordikowa reihen sich von ihr handgefertigte Kleidungsstücke auf Bügeln auf. Bis vor kurzem war der Laden im Stuttgarter Gerberviertel von Außen unscheinbar, nun hat Gordikowa mit prachtvollem Blumenschmuck nachgelegt – um der Boutique auch von Außen so viel Aufmerksamkeit zu verleihen, wie sie den Stücken im Inneren zuteil werden läßt.
„Ich vergleiche meine Arbeit mit der Bildhauerei“, so Gordikowa. Jedes Kleidungsstück, das sie verkauft, hat sie designt und selbst gefertigt. „Ich muss etwas mit den Händen machen. Mode ist für mich wie malen mit Garn“, sagt sie. Kunst hat in ihrem Leben schon immer eine große Rolle gespielt. Bevor die in Estland geborene Frau 1990 aus der ehemaligen Sowjetunion nach Stuttgart kam, machte sie eine Tanz- und Musikausbildung und war am Revuetheater in Estland als Tänzerin engagiert. „Dann wollte ich nach London um Tanz zu studieren. Sattdessen habe ich meinen Mann kennengelernt und bin mit ihm nach Stuttgart gezogen“, erzählt die strahlende Frau mit leiser Stimme. Heute sei die Mode für sie ihre Art der Ausdrucksform. „Ich versuche mit meinen Entwürfen weg vom Konventionellen zu kommen. Dafür muss man auch manchmal Gelerntes wieder vergessen“, sagt Gordikowa.
Zeit und Laune geben den Takt vor
Dass die heute Anfang 50-Jährige ein Händchen für die Mode hat, hat sie schon früh gemerkt. „Mit vier Jahren habe ich mir eine Hose genäht. Meine Mutter hatte eine eigene Schneiderin, die hatte natürlich haufenweise Stoffe dabei, wenn sie bei uns war und da habe ich mich als Kind einfach selbst ans Werk gemacht, weil ich etwas Schönes anziehen wollte“, erzählt sie. Später habe sie von ihrer Oma das Stricken und Häkeln gelernt – die Grundlagen für ihre Strickjacken. Jedes Kleidungsstück und Accessoire, das sie in ihrer Boutique verkauft, geht von Anfang bis Ende durch ihre Hände. „Ich arbeite hauptsächlich mit Seide, Baumwolle, Wolle und pflanzlich gegerbtem Leder. Natürliche Stoffe sind mir wichtig“, sagt sie. Anders als die meisten Designer fertigt Gordikowa nicht kollektionsweise an, sondern produziert ein Einzelstück nach dem anderem, wie es ihr gerade in den Sinn kommt. Trotzdem wirkt alles wie aus einem Guss.
Dass sie die Tanz- und Theaterwelt auch noch heute beschäftigt, sieht man Gordikowas Mode teilweise an, vor allem ihre Röcke und Kleider aus Tüll und Spitz erinnern an das Ballett. Ihr schlichter, filigraner Stil vermischt sich mit mal aufwendigen, mal rauen Details wie offenen Lederkanten oder eingearbeiteten Schmuckstücken. Apropos: Auch Schmuck, Taschen sowie Portemonnaies fertigt die Designerin an.
Dabei bewegt sie sich mit ihrer Mode im hochpreisigen Bereich. Ist dafür das Gerberviertel die richtige Umgebung? „Als ich den Laden vor vier Jahren aufgemacht habe, war die Umgebung noch etwas anders in Stuttgart. Inhabergeführte Läden werden immer seltener. Ich wünsche mir wieder mehr kleine Läden und schöne Cafés“, holt sie aus. Trotzdem sei das Gerberviertel eine gute Umgebung für ihre Boutique. „Ich finde es gut, dass der Laden ein bisschen versteckt ist, interessierte Menschen finden den Weg in die Gerberstraße“, sagt Gordikowa. Wer doch mal Zweifel hat, sollte die Ohren spitzen und immer dem Klang nachgehen: Wenn Lisa Gordikowa einmal nicht entwirft, näht, häkelt oder strickt spielt sie auf dem Flügel in ihrer Boutique Klavier.
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