Viele Modellbahn-Läden gibt es nicht mehr. Aber das Leonberger Unternehmen Walter ist kein herkömmlicher Einzelhändler. Neben ihrem Versandhandel öffnen sie regelmäßig ihren Pop-up-Store. Bald ist es wieder soweit – erwartet werden hunderte Besucher.

Leonberg: Marius Venturini (mv)

Die Preisspanne ist enorm. „Es beginnt bei 30 Euro, es gibt aber auch Loks für mehr als 4000 Euro“, sagt Till Walter. Wie fast überall sind die monetären Grenzen auch bei den Modelleisenbahnen nach oben weitgehend offen. Wenn das einer weiß, dann der 33-Jährige, der gemeinsam mit seinem Vater Hans-Willi Walter den Modelleisenbahnhandel im Leonberger Längenbühl betreibt. Dort können Sammler – oder Menschen, die tatsächlich damit spielen möchten – aus mehr als 1000 Loks und 3000 Waggons sämtlicher Spurbreiten wählen. „Das ist etwas, was es sonst nicht gibt“, sagt Till Walter.

 

Die fünfte Ausgabe des „Lok Out Lets“ steht noch in diesem Jahr an

Das An- und Verkaufsgeschäft läuft bei Walter zwar zu guten Teilen online und telefonisch. Einige Male im Jahr öffnen sich bei Walter aber die Türen zum großen Outlet-Verkauf. So auch an diesem Samstag, 14. September, von 8 bis 13 Uhr. Originalverpackte Eisenbahnen in sämtlichen Varianten, Schnäppchen, Zubehör wie Häuser und Figuren – Modellbahnfans dürften sich schon lange auf den Termin freuen, den die Macher mit dem Titel „Lok Out Let“ versehen haben. Im Dezember 2023 haben die Walters die Verkaufsveranstaltung initiiert, nun naht der vierte Termin. „Da kommen Kunden aus einem Umkreis von bis zu 100 Kilometern“, weiß Till Walter. Am 30. November schließlich ist noch in diesem Jahr die fünfte Ausgabe des „Lok Out Lets“ geplan t.

Sein Vater Hans-Willi hat den Betrieb vor 43 Jahren gegründet. Schon als 18-Jähriger begann er im Keller seines Elternhauses in Stuttgart-Rohr mit dem Verkauf von Eisenbahnen. Er erlebte in den vergangenen Jahren die Höhen und Tiefen der Modellbahnbranche. Der größte Anbieter Deutschlands, Märklin, meldete aufgrund von jahrelangen roten Zahlen im Jahr 2009 Insolvenz an – 400 Stellen wurden gestrichen. Das Unternehmen wurde von Sieber & Sohn übernommen. 2015 musste auch der Konkurrent Fleischmann Insolvenz anmelden – konnte aber ebenfalls gerettet werden. Einen neuen Frühling erlebten die kleinen Züge durch die Coronapandemie. Viele Modellbahneinzelhändler erlebten diesen Aufschwung jedoch nicht mehr.

Was nun im Gewerbegebiet Leonberg-West steht, ist jedoch kein herkömmlicher Laden. Ein solcher ist aufgrund des Standorts dort nicht erlaubt. Anfang 2020 zog die Firma in ihr neues Gebäude im Längenbühl. 1983 war Vater Walter nach Leonberg gezogen, 1988 hatte er mit seinem ersten Unternehmen Räume am Leonberger Marktplatz bezogen. Später eröffnete das Unternehmen noch eine Außenstelle in Warmbronn.

Mit 26 Jahren steigt der Sohn bei Walter Eisenbahnen ein

Till Walter sagt: „Ich bin da so reingewachsen.“ Mit 26 Jahren steigt er im Jahr 2016 mit ein. Die Modellbahn-Begeisterung bekam er quasi schon mit in die Wiege gelegt. Sie hat ihn bis heute nicht losgelassen – und am liebsten würde er auch mit seinem kleinen Sohn schon Eisenbahn spielen. „Der ist aber erst ein halbes Jahr alt“, sagt Walter junior und lacht.

Till (links) und Hans-Willi Walter vor einer der beeindruckenden „Märklin-Wände“. Foto: Walter Eisenbahnen

Aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch bei Till Walter irgendwann der Augenblick kommt, in dem er seinem Filius ein klassisches Märklin-Starterpaket unter den Weihnachtsbaum legt. „Das wären dann ein Zug, ein Trafo, Gleise und ein bis zwei Weichen“, weiß der Experte. Das Schöne an Modelleisenbahnen – wenn sie wirklich benutzt werden – sei ja, dass es sich dabei um ein wunderbares Systemspielzeug handele. „Man ist nie fertig. Und man hat im besten Fall für die Kinder für mehrere Jahre Geschenke zum Beispiel zum Geburtstag, weil immer etwas dazukommen soll.“

So werden auch einige der Besucher denken, die am Samstag beim „Lok Out Let“ vorbeischauen. „Jüngere, Ältere, Väter mit ihren Kindern, Opas mit ihren Enkeln“, zählt Till Walter auf – um hinzuzufügen: „Und auch Mütter.“ Erfahrungsgemäß sei zum Beispiel das Zusammenbasteln der kleinen Häuschen häufig Muttersache. Dass es die Outlet-Termine bei Walter überhaupt gibt, hat einen einfachen Grund. „Es gibt immer weniger klassische Märklin-Läden“, so Till Walter, „und deshalb machen wir hier regelmäßig quasi einen Pop-up-Store auf.“ Und das sei stets ein Ereignis. Der Erfolg gibt ihm Recht, auch bei anderen, ähnlichen Veranstaltungen: Zur „Leo Lok“, quasi der Walter-Hausmesse, kamen in der Vergangenheit schon mehr als 600 Menschen.

Nicht nur Märklin, sondern auch Fleischmann oder Roco

Und die interessieren sich nicht nur für Märklin, sondern auch für andere Hersteller wie zum Beispiel Fleischmann oder Roco. Damit die Modellbahn-Fans ganz sicher gehen können, gibt es im Hause Walter natürlich auch Teststrecken für sämtliche Spurweiten. Wer eine Eisenbahn verkaufen möchte, für den haben Till oder Hans-Willi Walter garantiert auch ein offenes Ohr. Schließlich kauft das Unternehmen auch Bahnen an. „Das unterscheidet uns von anderen“, sagt Till Walter. Dabei sei es unerheblich, ob die Bahn ein Jahr oder 120 Jahre alt sei, um welche Spur es sich handele oder in welchem Zustand sich Loks und Waggons befänden. „Wir haben Kunden auf der ganzen Welt“, so Till Walter.