Der Modelleisenbahnclub Stuttgart wird 75. Zum Jubiläum öffnet der Verein seine Räume im Zwischengeschoss der S-Bahnhaltestelle Universität in Vaihingen an zwei Sonntagen im März für Publikum.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - In dem Dreivierteljahrhundert hat sich viel getan beim Modelleisenbahnclub Stuttgart. Gegründet wurde der Verein am 15. März 1947, die Gründungsversammlung unter der Leitung des verstorbenen Ehrenvorstandes Franz Spielhoff war damals in der Gaststätte „Spittaecke“ in Stuttgart-West. „Anfangs war es ein Gaststättenverein, in dem sich Modelleisenbahnbegeisterte getroffen haben“, sagt Peter Anhalt, der Geschäftsführer des MECS. Viele Mitglieder hätten sich in der Nachkriegszeit durch die Mitgliedschaft Vergünstigungen bei der Beschaffung von Bastelmaterial erhofft.

 

„1959 dann hatte der Club sein erstes Vereinsheim in einem Mehrfamilienhaus in Stuttgart-Nord“, sagt Anhalt. Allerdings wurde das Gebäude nur zwei Jahre später abgerissen. Der MECS zog in den Bahnhof Untertürkheim, „dort waren wir 30 Jahre lang“. 1993 folgte der Umzug in das Zwischengeschoss der S-Bahnhaltestelle Universität in Vaihingen, die ersten zweieinhalb Jahre seien die Mitglieder fast nur mit dem Bauen der Vereinsräume beschäftigt gewesen, berichtet Anhalt; vom Einziehen einer Zwischendecke bis zu den Elektroinstallationen. „Aus Baubeton pur haben wir unsere Räume geschaffen.“

Die Modellbauwerke sind oft Unikate

Seither ist die Anlage stetig gewachsen. „Auch in der Coronapandemie haben wir erweitert – natürlich immer gemäß der aktuellen Abstands- und Hygieneregeln“, sagt der Geschäftsführer. Neu ist nun die „Paradestrecke/2“, die über einen Fluss führt. Die Liebe zum Detail der Modelleisenbahner erkennt man in den Beschreibungen Peter Anhalts zum neuen Streckenabschnitt, von den Schaumkronen auf dem Wasser bis zur Hundesportgruppe, die neben der Strecke übt. „Für eine Brücke haben wir einen handelsüblichen Bausatz angepasst“, erzählt er. „Den gibt es eigentlich nur eingleisig, wir haben ihn zweigleisig gestaltet – ein absolutes Unikat“, schwärmt Anhalt.

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Er ist seit mehr als 50 Jahren im Verein, die Leidenschaft für den Modellbau ebbt nicht ab. „Das Hobby ist unheimlich vielfältig“, sagt Anhalt. Gestalter kämen ebenso auf ihre Kosten wie Technikfans. Statik und Elektrik seien ebenso Bestandteil des Hobbys wie Fingerspitzengefühl für den Landschaftsbau. „Man braucht ein gutes Auge, um die Natur möglichst detailgetreu nachzubilden“, sagt Anhalt.

Vom Weltrekord bis zum Besuch eines Fernsehteams

In den 75 Jahren hat der Verein einige Höhepunkte gehabt. 1993 etwa haben die Mitglieder zusammen mit der Modellbaugruppe des BSW Stuttgart einen Weltrekord aufgestellt: Zehn Güterzug-Lokomotiven der Baureihe 194 schleppten einen schweren Zug von 2108 zweiachsigen Containertragwagen mit der Gesamtlänge von 242,42 Metern über eine Distanz von exakt 35,14 Metern, gemessen am letzten Wagen. Der „längste Modellbahnzug der Welt“ fuhr damals am Gleis 1 des Stuttgarter Hauptbahnhofs vor Fernsehteams und mehreren Tausend Zuschauern – die kleine Schiene war mit Kabelbinder auf der großen Schiene befestigt, auf der normalerweise die echte Bahn fährt. Den Weltrekord konnten die Modelleisenbahner bis 2011 halten. „2014 hatten wir die Bavaria Filmstudios zu Gast in unseren Räumen“, berichtet Anhalt weiter. Die „Soko Stuttgart“ ermittelte in einem Mordfall auf der Modelleisenbahnanlage.

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Aktuell habe der Verein etwa 40 Mitglieder, sagt der Geschäftsführer. Neue seien immer willkommen, „wir wollen auch die Jugend begeistern“, sagt Anhalt. Wer sich vom Hobby Modelleisenbahn inspirieren lassen will, hat an zwei Sonntagen im März dazu Gelegenheit. Anlässlich des Jubiläums öffnet der MECS seine Vereinsräume am 13. und 20. März. Die Modelleisenbahnanlage wird in Betrieb sein, der Club kündigt neue Ausstattungsdetails an. Wer mag, kann sich am Basar vieles rund um den Modellbahnbau kaufen, das Café-Team versorgt die Gäste mit Speisen und Getränken.

Die Tickets müssen vorab online gebucht werden

Wegen der Coronapandemie müssen Besucher online Tickets kaufen, die Zahl der Besucher ist begrenzt. Pro Öffnungstag gibt es zwei Zeitslots, von 9.30 bis 12 Uhr und von 14 bis 16.30 Uhr. Mit dem jeweiligen Ticket können sich die Besucher die vollen zweieinhalb Stunden in den Räumen bewegen. Es gelten die aktuellen Coronaregeln.

Nach den Vorführtagen im März verabschiedet sich der MECS wieder aus dem Fahrbetrieb. „Dann beginnt wieder unsere Bauphase, sodass wir im nächsten Advent wieder Neues zeigen können“, sagt Anhalt.

Mehr Informationen und Tickets unter www.mec-stuttgart.de