Der Markt für Lokführer ist leer gefegt, der Nachwuchs rar. Die Bahn setzt ihre Hoffnung daher auf eine bislang vernachlässigte Gruppe: Sie bildet Flüchtlinge aus. Das scheint erfolgreich zu sein.

Stuttgart - Die Bahn setzt im Kampf gegen die Personalnot im Lokführerstand weiter auf Flüchtlinge als Nachwuchs. Nach einer ersten Gruppe in der Ausbildung soll nun ein zweiter sogenannter Check-up für ein Dutzend Menschen angeboten werden, teilte die Bahn mit. Schätzungen zufolge fehlen derzeit mehrere Tausend Lokführer in Deutschland.

 

Die ersten 15 Flüchtlinge im Alter von 22 bis 36 Jahren haben ihre einjährige Ausbildung zum Triebwagenführer in Mannheim bereits Mitte November begonnen. Die meisten kommen aus Syrien; aber auch Marokko, Tunesien und Sri Lanka sind vertreten. Die Auszubildenden mit gesichertem Aufenthaltsstatus haben bereits Verträge mit der Albtal-Verkehrsgesellschaft, Go-Ahead, Abellio und der MEV- Eisenbahnverkehrsgesellschaft.

„Bewerber-Check-up“

Im sogenannten „Bewerber-Check-up“ lernen die Teilnehmer nach Bahnangaben Deutsch. Außerdem wird ihnen das Wichtigste für die Ausbildung zum Lokführer beigebracht; sie können ihre Grundkenntnisse in Mathe und den Naturwissenschaften sowie Technik auffrischen und werden dabei von Sozialpädagogen und erfahrenen Trainern begleitet. „Wer den Check-up erfolgreich durchläuft und anschließend einen Medizinisch-Psychologischen Test besteht, bekommt einen Ausbildungsplatz“, verspricht die Bahn.

Das mehr als eine Million Euro teure Modellprojekt war vom Land gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit ins Leben gerufen worden. Es hat zum Ziel, dem Personalmangel in der Bahnbranche zu begegnen und gleichzeitig Menschen mit Fluchterfahrung in Gesellschaft und Arbeitsmarkt zu integrieren.