Auch kurz vor dem Generationswechsel ist der Transporter Mercedes Sprinter stark gefragt, obwohl VW und MAN gerade mit frischen Modellen auf den Markt gekommen sind. Der neue Sprinter startet auch mit Elektroantrieb.

Stuttgart - Obwohl beim Sprinter im nächsten Jahr ein Generationswechsel bevorsteht, ist der absatzstärkste Transporter von Mercedes-Benz weiterhin stark gefragt. „Wir werden in diesem Jahr in der Transportersparte einen Rekordabsatz erreichen und der Sprinter wird einen maßgeblichen Anteil daran haben“, berichtet Volker Mornhinweg, der Chef der Van-Sparte von Daimler im Gespräch mit dieser Zeitung. In den ersten drei Quartalen legte der Absatz der Van-Sparte weltweit um acht Prozent auf rund 283 300 Fahrzeuge zu, davon waren mehr als 142 000 Sprinter. Die Werke in Düsseldorf und Ludwigsfelde, wo der Sprinter produziert wird, sind laut Mornhinweg voll ausgelastet und fahren im Drei-Schicht-Betrieb. Dies ist alles andere als selbstverständlich, zumal der VW-Konzern versucht hat, den Wettbewerb zu verschärfen. Denn früher basierte der VW-Crafter auf dem Sprinter. Daimler produzierte den Crafter im Auftrag der Wolfsburger. Vor einigen Jahren hat der VW-Konzern jedoch beschlossen, eigene Wege beim großen Transporter zu gehen, hat einen neuen Crafter entwickelt und dafür eigens ein Werk in Polen errichtet.

 

Der neue Crafter ist in diesem Jahr auf den Markt gekommen. Zudem ist auch MAN erstmals in den Transportermarkt eingestiegen und hat den TGE auf den Markt gebracht, der ein Schwestermodell des Crafters ist. „Wir haben bisher nicht feststellen können, dass die neuen Wettbewerber unser Geschäft beeinflussen“, sagt der Daimler-Transporter-Chef Mornhinweg.

Im nächsten Februar feiert der neue Sprinter Premiere

Die neue Generation des Sprinters feiert im nächsten Februar Premiere und kommt im Sommer auf den Markt – zunächst mit einem Verbrennungsmotor. Der neue Sprinter wird aber künftig auch mit einem Elektroantrieb angeboten. Der Stromer wird in der ersten Hälfte des Jahres 2019 kommen. Zuvor kommt Mitte nächsten Jahres bereits der mittelgroße Transporter Vito auch mit E-Antrieb auf den Markt.

Daimler ist unter öffentlichen Druck geraten, nachdem die Deutsche Post mit dem Streetscooter selbst in die Produktion von Elektrotransportern eingestiegen ist, weil die etablierten Hersteller angeblich kein passendes Fahrzeug liefern konnten. Mornhinweg weist indes den Eindruck zurück, dass Daimler nun schnell nachziehen wolle. Die Stuttgarter hatten schon 2012 den Vito auch mit Elektroantrieb angeboten, der jedoch damals nur wenige Käufer fand. Deshalb wurde die Produktion wieder eingestellt.

Mornhinweg rechnet mit einer steigenden Nachfrage nach E-Transportern

Mornhinweg meint, dass die Zeit jetzt reif sei für Elektro-Transporter. „Wir sind absolut davon überzeugt, dass der Elektroantrieb im innerstädtischen Lieferverkehr und teilweise auch im Servicebereich perfekt ist“, urteilt der Daimler-Manager. Enorm wichtig sei auch, dass es in Partnerschaft mit dem Paketlieferdienst Hermes gelungen sei, über den Lebenszyklus des Fahrzeugs die Gesamtkosten von E-Fahrzeugen auf das gleiche Niveau zu bringen wie die Gesamtkosten von Verbrennern. „Dadurch wird die Nachfrage steigen“, erwartet Mornhinweg. Daimler und Hermes haben in diesem Frühjahr eine strategische Partnerschaft bekannt gegeben. Bis 2020 will Hermes in Deutschland 1500 Sprinter und Vito mit E-Antrieb einsetzen.

Die Elektro-Offensive ist Teil einer im vorigen Jahr gestarteten Zukunftsinitiative, die darauf zielt, nicht nur Fahrzeuge, sondern ganzheitliche Lösungen anzubieten. Bei den Elektro-Transportern umfasst dies unter anderem das Angebot einer Auswahl der passenden Lade-Infrastruktur oder die Entwicklung von Software, mit der die besten Routen ausgewählt werden oder Fuhrparkmanager jederzeit kontrollieren können, wie viel Leistung noch in der Batterie ist und ob Ladesäulen belegt oder verfügbar sind.

Mit Geschäften rund um das Fahrzeug könnte einmal ein Milliardenumsatz gemacht werden

Für die Entwicklung von ganzheitlichen Transportlösungen, zu denen viel Software für digital vernetzte Logistiksysteme und beispielsweise auch automatisierte Regalsysteme gehören, hat Daimler eigens einen Bereich mit mittlerweile 500 Mitarbeitern aufgebaut, der wie ein Start-up arbeitet. „Wir geben neuen Ideen eine Chance, testen sie und versuchen ein Pilotprojekt mit Kunden zu machen. Dann rechnen wir, ob es sich lohnt, ein neues Angebot daraus zu entwickeln. Dadurch kann man sehr schnell sein“, erläutert Volker Mornhinweg.

Der Daimler-Manager zeigt sich überzeugt davon, dass es Vorteile im Wettbewerb bringt, wenn Systemlösungen angeboten werden und nicht nur Fahrzeuge. „Aus diesen Geschäften rund um das Fahrzeug könnte einmal ein Umsatz in der Größenordnung von einer Milliarde entstehen, ich kann aber nicht sagen, ob es morgen oder übermorgen sein wird“, sagt Mornhinweg.