In seinem Jahresbericht verweist Rektor Wolfram Ressel auf einen erheblichen Sanierungsstau, und eine ungewöhnliche Entwicklung bei den Studierendenzahlen.

Stuttgart - Viele Institutsgebäude der Uni Stuttgart sind in die Jahre gekommen – insbesondere auf dem Campus in Stuttgart-Vaihingen. Der derzeitige Sanierungsstau betrage rund eine Milliarde Euro, berichtete der Stuttgarter Unirektor Wolfram Ressel vor Senat und Unirat. Als dringlichste Maßnahme listete er die Modernisierung des Naturwissenschaftlichen Zentrums auf, das von 2018 bis 2030 für 650 Millionen Euro auf Vordermann gebracht werden soll. Ebenfalls im nächsten Jahr soll damit begonnen werden, die gastronomische Versorgung in der Stadtmitte und in Vaihingen für 100 Millionen Euro zu verbessern. Und 20 Millionen Euro verschlingen allein die Planungskosten für einen Neubau der Physik und Biotechnik, der auf dem Parkplatz vor dem Verfügungsgebäude entstehen soll.

 

Besonders erfreut zeigte sich Ressel darüber, dass das Telekom-Areal einschließlich Commundo-Tagungshotel vom 16. August an Eigentum der Uni Stuttgart sein und vom Studierendenwerk betrieben werde. Dort werde man einen Faculty Club als Professorentreff einrichten – „ganz so wie in den großen, internationalen Universitäten – das wollten wir immer schon haben“, so Ressel.

„Intelligente Systeme für eine nachhaltige Gesellschaft“ als Forschungsschwerpunkt

Die Forschungsschwerpunkte fasste der Rektor mit der Bezeichnung „Intelligente Systeme für eine nachhaltige Gesellschaft“ zusammen. Besonders herausragend seien die Simulationswissenschaften, die Quantentechnologien, die Produktionstechnologien, die Digital Humanities – also computergestützte Verfahren in den Geisteswissenschaften – sowie das Thema „Adaptives Bauen“ – also wie man bei wachsender Weltbevölkerung und schrumpfenden Ressourcen mehr Wohnraum mit weniger Material schaffen kann. Insgesamt sei die Uni mit zehn Sonderforschungsbereichen beziehungsweise Transregios, vier Graduiertenkollegs und elf ERC-Grants – also Finanzhilfen für Pionierforschung – „extrem erfolgreich“, so Ressel. Offen ist noch, wie gut die Uni mit ihren fünf Exzellenzanträgen punkten kann. Zudem bündele die Uni ihre Forschungsaktivitäten zum System Mensch und zur künstlichen Intelligenz in Allianzen mit der Uni Tübingen und Max-Planck- und Fraunhofer Instituten.

Als weltweiten Spitzenreiter bei den Industriemitteln bewerte die Times Higher Education World in ihrem Ranking die Uni Stuttgart. Insgesamt aber stagniert deren Höhe der Drittmittel bei 190 000 Euro. Dafür aber, so Ressel, sei er „stolz und glücklich“ über deren breit angelegte Aufteilung.

Studentenzahl geht zurück, Ausländeranteil steigt

Erstmals seit Jahren ist die Zahl der Studierenden nach rasantem Wachstum wieder leicht rückläufig – aktuell sind 27 686 junge Menschen eingeschrieben. Ressel bewertete das so: „Wir können uns halten, auch wenn uns das einige Probleme bringt“, sagte er im Blick auf andere Unis mit größeren Rückgängen. Weiterhin gewachsen ist jedoch der Ausländeranteil. Er beträgt an der Uni Stuttgart aktuell 21,2 Prozent aller Studierenden – das sind 5957 Personen. Damit sei man deutschlandweit die Uni mit dem höchsten Ausländeranteil, hob Ressel hervor. Eine Bewertung wie im vergangenen Jahr verkniff sich der Rektor dieses Mal allerdings.