Mögliche Betrugsmasche Seltsames Haustürgeschäft macht Plieninger stutzig

In Stuttgart-Plieningen verkauft ein Mann für vergleichsweise hohe Preise an Haustüren Produkte, die angeblich aus Behindertenwerkstätten stammen. Ob das stimmt, ist allerdings fraglich.
Plieningen - Erst als Jürgen Barth schon 20 Euro ausgegeben hatte, kam ihm die ganze Aktion komisch vor. Kurz vor Beginn seiner morgendlichen Videokonferenz habe es an seiner Tür geklingelt, erzählt er. Ein Mann habe dort gestanden und habe ihm etwas verkaufen wollen. „Er sagte, er komme wie letztes Jahr – woran ich mich nicht erinnern kann – und verkauft Artikel von Behindertenwerkstätten“, erzählt Barth.
Der Mann sei Anfang 30 gewesen mit kurzen, dunklen Haaren. Jürgen Barth habe ihm drei Mikrofasertücher abgekauft. „Da nur noch eine Minute bis zur Konferenz war, machte ich das Geschäft, ohne weiter nachzufragen“, sagt er.
Später dachte der Plieninger aber über das seltsame Haustürgeschäft nach. Als der Mann gesagt habe, er verkaufe Artikel von Behindertenwerkstätten, dachte Jürgen Barth an Holz-Wäscheklammern, die vor vielen Jahren wohl von Stuttgarter Einrichtungen einmal verkauft worden sind. Im Angebot hatte der Mann aber Mikrofasertücher, Messer und Grußkarten. Angeblich sollten fünf Euro des Verkaufspreises gespendet werden.
In der Kürze der Zeit hat Jürgen Barth nur das Stichwort Spende aufgeschnappt, nicht aber, wohin genau das Geld geht. „Auf den beiliegenden Flyern konnte ich auch nichts von der Spende entdecken“, sagt er. Zudem: Für drei Mikrofasertücher habe der Mann 24,95 Euro verlangt. „Da ich nur 20 Euro griffbereit hatte, fragte ich, ob das auch ginge, worauf er einwilligte“, sagt Barth. Das kam dem Plieninger so seltsam vor, dass er sich mit seiner Geschichte an die Zeitung wandte.
Die Lebenshilfe weiß nichts von solchen Verkäufen
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass es sich bei dem Haustürverkäufer um einen Betrüger handelt. Die Lebenshilfe Stuttgart teilt auf Anfrage unserer Zeitung mit, dass sie grundsätzlich keine Haustürgeschäfte mache. „Mir ist auch keine Werkstatt für behinderte Menschen bekannt, die das macht“, sagt eine Sprecherin. Produkte aus den Werkstätten der Lebenshilfe würden in Läden und eigenen Bistros verkauft. Ähnlich sieht es beim Behindertenzentrum Stuttgart (BHZ) aus. „Das BHZ hat noch nie Haustürgeschäfte abgewickelt, in Auftrag gegeben oder derartige Spenden erhalten“, heißt es dort auf Anfrage. Eigene Produkte würden in der Coronazeit hauptsächlich über den Online-Katalog des BHZ verkauft. Auch die Caritas Stuttgart bestätigt, nichts mit dem Haustürverkauf zu tun zu haben.
Dem Polizeirevier 4 Balinger Straße ist der Vorfall bisher nicht bekannt. Im Revier heißt es, dass solche Maschen öfter versucht würden. Zum aktuellen Fall seien bisher aber keine Meldungen eingegangen. Den Betroffenen wird geraten, die Polizei unter der Rufnummer 110 zu informieren und möglichst eine Personenbeschreibung abzugeben.
Unsere Empfehlung für Sie

Corona-Betrugsmasche im Kreis Böblingen Auf den Spuren der Impftermin-Betrügerin
Eine Seniorin aus Holzgerlingen ist von einer angeblichen Gesundheitsamtsmitarbeiterin angerufen und ausspioniert worden. Doch wie die Betrügerin dann das Konto des Opfers plündern konnte, ist auch der Polizei ein Rätsel.

Neue Betrugsmasche in Stuttgart Smishing: SMS ermöglichen Datenklau
Gefährliche Nachrichten geben sich als Paketankündigung aus: Wer sie anklickt, lädt sich eine gefährliche Schadsoftware herunter. Wie kann man sich davor schützen?

Polizei warnt Welle betrügerischer Telefonanrufe rollt über Nürtingen
Die Polizei warnt derzeit vor einer Reihe betrügerischer Anrufe in Nürtingen (Kreis Esslingen) und Umgebung. Die Betrüger geben sich als Polizeibeamte aus und fragen nach Wertsachen.

Neue Regel in Stuttgart-Hohenheim Wunsch nach Gratis-Parken in Randzeiten
Bisher kostet das Parken auf dem Campus der Uni in Stuttgart-Hohenheim rund um die Uhr. Die Mehrheit der Bezirksbeiräte von Birkach/Plieningen möchte das ändern. Den Anwohnern zuliebe.

Kontrollstellen in Stuttgart So will die Polizei die Ausgangssperre überwachen
Von Freitag an soll man um 21 Uhr daheim sein – die Polizei achtet darauf. Belebte Treffpunkte im Freien werden ebenfalls weiterhin überwacht, um die Corona-Schutzregeln durchzusetzen.

Coronaproteste in Stuttgart Eilanträge gegen die Demoverbote der Stadt
Die Anmelder gehen rechtlich gegen die Entscheidung der Stadt vor: Beim Stuttgarter Verwaltungsgericht sind zwei Eilanträge gegen das Verbot der Demos am Wochenende eingegangen.