Bürger wehren sich vehement gegen den Vorschlag, die Waldburgstraße in Stuttgart-Vaihingen zu einer Fahrradstraße zu machen. Sie befürchten, dass ein ganzes Wohngebiet abgeschnitten wird.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen/Rohr - Der Protest ist enorm. Die Idee, die Waldburg- zu einer Fahrradstraße umzugestalten, bereitet vielen Anwohnern Sorgen. Das zeigen unter anderem die vielen Leserbriefe zu der Berichterstattung unserer Zeitung. Wird eine der beiden Zufahrtsstraßen zur Rohrer Höhe gekappt? Müssen Parkplätze geopfert werden? Wird die Busverbindung schlechter, weil der Bus hinter den langsam bergauf Radelnden hinterherzuckeln muss? Das sind nur drei von vielen Fragen, welche die Anwohner umtreiben.

 

Einer von ihnen ist Thilo Fink. Der CDU-Bezirksbeirat hat in einer Flugblattaktion eine „angebrachte Bürgerbeteiligung“ gefordert. Und er hatte dazu aufgerufen, dem OB oder den Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat zu schreiben, um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen.

Gunter Kupfer hat das getan. Aus der Nachbarschaft habe er erfahren, dass im Ausschuss ein Beschluss gefasst werden solle, die Waldburgstraße künftig als Fahrradstraße auszuweisen. „Das scheint mir ein richtiger Schildbürgerstreich zu sein“, heißt es in den Brief an OB Fritz Kuhn. Seit mehr als 40 Jahren wohne er auf der Rohrer Höhe. Die Waldburgstraße sei die wichtigste Zufahrt. Die Steigstraße stelle keine wirkliche Alternative dar, weil sie zu schmal und im oberen Teil auch zu steil sei.

Der Anwohner spricht auch das Thema Parkplätze an. „Wo sollen denn die Autos, die bisher im oberen Teil der Waldburgstraße geparkt haben, künftig abgestellt werden? Die Nebensträßchen um den Albblick herum sind viel zu schmal und zu eng, um weitere Parkmöglichkeiten zu schaffen“, schreibt der Anwohner.

Wäre eine Alternativroute durch den Rohrer Wald möglich?

Kupfer schlägt eine Alternativroute für eine Fahrradstraße vor: nämlich die Panzerstraße von der Autobahn bis zur Rosentalstraße. „Da müsste man die Panzerstraße in diesem Teil auch asphaltieren, wie auf dem Radschnellweg geschehen, und für Fahrräder eine einfache Abzweigung in die Rosentalstraße bauen. Das kostet sicher ein wenig Geld, aber die Rosentalstraße ist eine Anliegerstraße und erlaubt deshalb gefahrloseres Radfahren.“ Zudem sei die Panzerstraße weniger steil. „Hat sich denn jemand vor Ort mal die Situation angeschaut, bevor am grünen Tisch eine wenig sinnvolle Entscheidung gefällt wird?“, fragt Kupfer abschließend und hofft, „dass dieses Thema mehr in der Öffentlichkeit und im Vaihinger Bezirksbeirat behandelt wird“.

Ist über die Fahrradstraße auf der Waldburgstraße schon entschieden?

Kupfer hat bereits eine Antwort bekommen. Die Stadtverwaltung habe mit einem externen Gutachter in einer Machbarkeitsstudie die technische und wirtschaftliche Umsetzbarkeit von 13 Radschnellverbindungen untersucht. Eine dieser Routen sei die Fortführung des Radschnellwegs aus Böblingen über die Waldburgstraße zum Bahnhof Vaihingen. Die Studie sei im Juli im Ausschuss für Stadtentwicklung behandelt worden und bilde nun „eine Grundlage und einen Rahmen für zukünftige und detailliertere Planungen“. Dabei werde man sich intensiv mit weiterführenden Fragen beschäftigen: „Was ist mit Parkplätzen? Kommt der Bus durch? Werden andere Straßen stärker belastet? Wie steht es um die Verkehrssicherheit?“, diese Beispiele listet die Verwaltung in ihrer Antwort auf. „Wir versuchen dann, für alle Anwohner und Verkehrsteilnehmer eine Lösung zu finden. Dabei sind natürlich auch Kompromisse nötig.“ Im Falle der Waldburgstraße hätten noch nicht einmal die „Vorplanungen“ begonnen, über eine Fahrradstraße sei noch nicht entschieden. „Zudem wird auch der Bezirksbeirat beteiligt, und wir nehmen natürlich Ihre Anregungen gerne mit auf“, verspricht die Verwaltung.

Kupfers Vorschlag, den Schnellweg alternativ durch den Rohrer Wald zu führen, betrachtet die Fachverwaltung allerdings mit Skepsis. Unter anderem, weil diese Route mit zu vielen Umwegen verbunden sei, es keine Beleuchtung gebe und das Fahren auf Kopfsteinpflaster nicht komfortabel sei. Kupfer hatte jedoch angemerkt, dass für diese Streckenführung Geld in die Hand genommen werden müsste, beispielsweise um zu asphaltieren. Der Anwohner sagt, er habe ohnehin den Eindruck, dass die Einrichtung der Fahrradstraße längst beschlossen sei. So gebe es am Ende der Waldburgstraße bereits eine entsprechende Zählstation.