In das Grundstück an der Felix-Dahn-Straße in Stutgart-Degerloch hatte der örtliche Bezirksbeirat große Hoffnungen gesetzt – und fühlt sich nun von der Stadt übergangen. Knackpunkte sind Verkehr und Parken.

Degerloch - Großes Engagement, große Hoffnung – und schließlich Ernüchterung und Katzenjammer. So könnte man die Stimmung zusammenfassen, die im Bezirksbeirat mit Blick auf das städtische Grundstück an der Felix-Dahn-Straße herrscht. Quälend lang hatte der Prozess aus Sicht der Räte sowieso schon gedauert. Was Susanne Frucht und Ingrid Huber vom Stadtplanungsamt nun am Dienstag vorstellten, enttäuschte ihre Hoffnungen umso mehr.

 

Präsentiert hatten Frucht und Huber zwei Möglichkeiten. Die erste sieht einen Discounter mit Wohnungen auf dem Dach und ergänzenden Nutzungen vor, dazu eine zweigeschossige Tiefgarage, die die wegfallenden Parkplätze ersetzt. Variante zwei sieht für das Sockelgeschoss eine Tagespflege-Einrichtung vor, darüber Wohnungen – unter anderem für Menschen mit Behinderung. Bereits im Januar hatte der damalige Erste Bürgermeister Michael Föll bei seinem Besuch im Bezirksrathaus angedeutet, dass sich die Verwaltung für Variante zwei stark machen würde, da sie keine Änderung des Baurechts erfordert.

Die Entscheidung wird sich wohl weiter verzögern

Dabei bleibt es. Doch unabhängig davon, für welche Variante der Umwelt- und Technikausschusses (UTA) sich entscheidet, werde ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben, sagte Frucht. Das erfordere schon allein die zentrale Lage des Grundstücks in Degerloch.

Wann sich der UTA mit der Vorlage beschäftigt – ursprünglich sollte er das am 21. Mai tun – steht allerdings in den Sternen. Denn der Bezirksbeirat hat den Antrag in aller Entschiedenheit und einstimmig abgelehnt. Knackpunkt sind die wegfallenden Parkplätze, die aus Sicht der Räte nicht ausreichend ersetzt würden.

Angesichts des Verkehrskonzept seien diese aber „zwingend erforderlich“, sagte Michael Huppenbauer (Grüne). Er attestierte der Vorlage zwar, zu 95 Prozent gute Ansätze zu enthalten. Einen echten Mehrwert für dieses Degerlocher „Sahnestück“ sehe er jedoch nicht. Thilo Roßberg (FDP) nannte das Vorgehen gar eine „Frechheit“. „Die Arbeit des Bezirksbeirats wird mit Füßen getreten“, so Roßberg.

Skepsis über Discounter-Lösung

Viele Räte ärgerten sich darüber, dass sich die Stadt den Impulsen des Gremiums verschlossen hat: Einen bereits im Jahr 2016 vorgelegten Fragenkatalog habe sie nicht beantwortet, das Degerlocher Verkehrskonzept nicht in die Planungen mit einbezogen, die intensive Vorarbeit der Räte nicht berücksichtigt.

Allgemeine Skepsis machte sich auch ob der Discounter-Lösung der Variante eins breit: Diese nämlich sieht nur 800 Quadratmeter Verkaufsfläche vor – zu wenig für klassische Handelsketten, für die sich eine Investition erst ab 1000 Quadratmeter rechnet. Umso größer war das Bedauern darüber, nicht das bereits vor vier Jahren vorgestellte Konzept von Aldi umgesetzt zu haben: Dieses hätte nämlich nicht nur Parkplätze an der Oberfläche erhalten, sondern auch neue geschaffen, wie Götz Bräuer (CDU) anmerkte.

Nun soll nach dem Wunsch des Bezirksbeirats ein modifizierter Antrag her, der die Kritikpunkte berücksichtigt – vielleicht ist das letzte Wort in der Sache also noch nicht gesprochen.