Die Kommunikation der Zentralgenossenschaft WZG steht in der Kritik. Doch das Unternehmen reagiert nur mit einem Reförmchen.

Möglingen - Nicht immer kann der Weinkenner auf einem Etikett ablesen, ob der Inhalt seinen Vorstellungen entspricht. Ähnlich geht es wohl all jenen, die hinter dem Etikett „Strukturreform bei der Württembergischen Weingärtner-Zentralgenossenschaft (WZG)“ etwas Großes, Umfassendes vermutet hätten. Im Frühjahr hatte der WZG-Vorsitzende Dieter Weidmann angekündigt, dass sich sein Unternehmen neu ausrichten wolle. Vor allem die Kommunikation mit den Mitgliedsgenossenschaften wolle man verbessern.

 

Doch obwohl sich die Kritik von Mitgliedern offenbar häufte und zuletzt sogar die Bottwartäler Winzer der WZG den Rücken gekehrt haben, sieht man bei der Möglinger Weinzentrale, die Vertrieb und Vermarktung für 35 Genossenschaften übernehmen, keinen großen Reformbedarf mehr. Für das Vorstandsmitglied Werner Hupbauer, der unlängst in den Ruhestand verabschiedet wurde, wird kein Nachfolger gesucht. Seine Arbeit übernehmen die drei anderen Manager und die übrigen Mitarbeiter. Hupbauer war ausgerechnet für die Mitgliederkontakte zuständig – der Bereich, in dem einige Mitglieder große Defizite sehen. „Weitere Veränderungen haben wir zur Zeit nicht vorgesehen“, sagte Dieter Weidmann am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz in Möglingen.

„Ein Austritt der Bottwartäler wäre gravierend“

Auch die Kritikpunkte der Genossenschaft Horrheim-Gündelbach sehe er nicht als dramatisch an, sagte Weidmann. Zwar hätten die Wengerter der beiden Vaihinger Stadtteile bessere Konditionen gefordert und den Liefervertrag mit der Weinzentrale gekündigt. Die Sache sei aber nur „etwas spektakulär rübergekommen, weil der Vorstand sich die Entscheidung von den Mitgliedern absegnen ließ“. Eine Kündigung sei völlig normal, um „etwas mehr Dampf in die Sache zu bringen“.

Ebenso gelassen sieht der WZG-Vorsitzende den anstehenden Austritt der Bottwartäler Winzer. „Wenn ein Betrieb wie die Bottwartäler WG unser Haus verlassen würde, dann wäre das sicher ein gravierender Einschnitt“, sagte Weidmann. Er gehe aber davon aus, dass in dieser Sache das letzte Wort noch nicht gesprochen sei. Zumal die Weingärtner mit einer Vermarktung im Alleingang nicht immer mit höheren Auszahlungen zu rechnen hätten. Immerhin habe die WZG im vergangenen Jahr 20,5 Millionen Euro Weingeld ausgezahlt, also gut eine Million mehr als 2010.

„Kommunikation ist ein sehr großes Manko“

Die Bottwartäler Winzer scheint das bislang nicht zu beeindrucken. „Unsere Kündigung steht“, bekräftigt die Geschäftsführerin Anna-Barbara Helliwell. Nach wie vor hält sie „Kommunikation für ein sehr großes Manko“ bei der WZG. Ende des nächsten Jahres werde der Austritt ihrer Firma aus dem Zentralverband wirksam. Zwar habe sie zwischendurch Gespräche mit dem WZG-Aufsichtsrat geführt, der offenbar immer noch der Ansicht sei, dass die Kündigung zurückgezogen werde – „reden kann man ja immer“, sagt Helliwell.

Doch sie warte seit Monaten auf ein konkretes Angebot. „Wenn sie wollen, dass wir bleiben, wollen wir auch etwas sehen.“ Dass die Strukturen der WZG weitgehend unverändert bleiben sollen, sei in dieser Hinsicht kein gutes Zeichen.