13 Frauen und Männer werden im Gottesdienst am Sonntag für ihre neue Aufgabe gesegnet.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Hören und gehört werden. Zeit haben für Menschen, die sich in einer schwierigen Situation befinden und jemanden zum Reden brauchen. Darum geht es beim Projekt „Orte des Zuhörens“. Künftig wird es das Angebot auch in Möhringen und auf dem Fasanenhof geben. Initiatoren sind die katholischen Gemeinden St. Hedwig und St. Ulrich im Kooperation mit der Caritas.

 

Die erste Sprechstunde auf dem Fasanenhof ist am Mittwoch, 8. Mai. Von 10 bis 12 Uhr können Menschen, die Hilfe brauchen, in den Bürgertreff Panorama in der Wohnanlage am Laubeweg 1 kommen. Die erste Sprechstunde in Möhringen ist am Dienstag, 21. Mai, von 16 bis 18 Uhr im Bürgerhaus, Filderbahnplatz 32. Das Gesprächsangebot findet künftig einmal im Monat in beiden Stadtteilen statt.

Den Menschen, die jemanden zum Reden brauchen, werden immer zwei Ehrenamtliche gegenübersitzen. Der Grund: „Vier Ohren hören mehr als zwei“, sagt Brigitte Neyer-Strohmaier. Sie ist eine der Projektleiter. Zudem gehe es darum, die Ehrenamtlichen zu schützen und beispielsweise davor zu bewahren, sich die Probleme zu sehr zu Herzen zu nehmen.

„Hilfe anzunehmen kostet oft ein wenig Überwindung“

Ein Dreivierteljahr ist es her, dass Brigitte Neyer-Strohmaier zusammen mit Rosemarie Welker und dem Pastoralreferenten Benedikt Maier zu einem Informationstreffen einluden. Das Ziel war es, Ehrenamtliche zu gewinnen, die sich die Zeit zum Zuhören nehmen. Zusammengekommen ist ein Team aus 13 Ehrenamtlichen. Es sind nicht nur Menschen aus den beiden Filder-Gemeinden, sondern aus ganz Stuttgart. Und es sind auch nicht nur Menschen katholischen Glaubens. „Wir sind eine bunte, ökumenische Gruppe“, sagt Brigitte Neyer-Strohmaier.

Einer von ihnen ist Ulrich Deinhardt. „Ich habe in meinem Berufsleben meist technisch gearbeitet“, sagt er und ergänzt: „Als ich in den Ruhestand ging, stand für mich fest, dass ich mich nun ehrenamtlich um Menschen kümmern möchte.“ Die 13 Ehrenamtlichen haben sich für ihre neue Aufgabe schulen lassen. Deinhardt hat dabei viel Neues gelernt. Er habe erfahren, wie wichtig es ist, offen und ohne Vorurteile auf andere Menschen zuzugehen. Zudem sei es in den Workshops um die Entstehung und die Auswirkungen von Not, um Gesprächstechniken und um die Rolle des Helfenden sowie die rechtliche Grundlage gegangen. „Wichtig ist zum Beispiel, dass man demjenigen, der Hilfe sucht, nicht einfach sagt, was er tun soll. Er muss selbst draufkommen“, sagt Deinhardt.

Bange ist ihm vor dem ersten Gespräch nicht. Rosemarie Welker geht es ähnlich. Sie fürchtet nur ein wenig, dass am Anfang gar keiner zu dem Gesprächsangebot kommt. „Hilfe anzunehmen kostet oft ein wenig Überwindung“, sagt Welker. Für sie steht fest: „Wir dürfen nicht so schnell aufgeben.“ Das Projekt müsse sich erst im Stadtbezirk etablieren. Weitere Ehrenamtliche seien jeder Zeit willkommen, sagt Neyer-Strohmaier und ergänzt. „Es kann allerdings ein wenig dauern, bis die nächste Schulung stattfindet.“