Der Jamaikaner Patrick Peart verbringt seinen fünften Winter in Stuttgart. Über die Kälte tröstet ihn sein Imbiss hinweg.

Stuttgart-Möhringen - Strand, Palmen und das ganze Jahr über Sonnenschein – Jamaika ist nicht zuletzt aufgrund des tropischen Klimas für viele Leute der Inbegriff eines Traumreiseziels. Patrick Peart ist auf der karibischen Insel, auf der eine jährliche Durchschnittstemperatur von 26 Grad Celsius herrscht, geboren. 2008 ist der 42-Jährige mit seiner Frau und den beiden gemeinsamen Töchtern nach Stuttgart gezogen. Nun verbringt er seinen fünften Winter in der Landeshauptstadt.

 

Bevor Peart nach Stuttgart kam, lebte er knapp zehn Jahre lang in London. Dort lernte er seine jetzige Frau, eine gebürtige Schwäbin, kennen. In England hatte der gebürtige Jamaikaner Zeit, sich mit gemäßigten Gefilden vertraut zu machen. Dennoch sei es für ihn immer noch schwierig, sich an die Kälte zu gewöhnen, wie Peart erzählt. Für ihn fühle sich der Winter in Stuttgart sogar noch kälter an als der in der englischen Metropole.

Das karibische Lebensgefühl erhalten

Peart stammt aus Mandeville, der Hauptstadt des Landkreises Manchester. Die Stadt liegt auf einer Hochebene im Landesinneren auf gut 630 Metern. Etwa drei Grad ist es dort im jährlichen Durchschnitt kühler als in anderen Gebieten Jamaikas. Tagsüber sei die Temperatur laut Peart angenehm. „Abends muss man sich aber ein Langarmshirt drüber ziehen“, erzählt der Jamaikaner. Und seine Frau Tina ergänzt: „Die Temperaturen können unter die 20 Grad gehen.“

Als Patrick Peart vor mehr als vier Jahren nach Deutschland zog, sei es „ein massiv kalter Winter“ gewesen, erinnert sich Tina Peart. Die Kälte habe ihrem Mann neben dem kulturellen Schock sehr zugesetzt. In London hatte Peart eine „richtige Community“. Sie bestand aus vielen Freunden, die ebenfalls aus der Karibik stammten. Tina Peart ist sich sicher, dass in London das „Heimatfeeling“ ihren Mann gut über die Kälte hinweggetröstet hat. Doch auch in Möhringen fand sich für Patrick Peart ein Weg, um das karibische Lebensgefühl nicht zu verlieren. Anfang September vergangenen Jahres hat er einen jamaikanischen Imbiss in Möhringen eröffnet. Im „Patrick‘s Stop“, wie das kleine Restaurant an der Hechinger Straße heißt, kann man karibische Spezialitäten wie frittierte Kochbananen oder das jamaikanische Nationalgericht Jerk Chicken, ein gegrilltes feurig-scharfes Hähnchen, genießen.

Der Winter wirkt sich bei Peart auch auf sein Geschäft aus. Im September, als er den Laden eröffnete, sei es sehr warm gewesen und viele Leute seien gekommen. Jetzt, da es kälter geworden sei, sei die Zahl der Kunden leicht zurückgegangen, berichtet Peart. Auch ist es dem Jamaikaner manchmal zu kalt in der Küche. „Dann reibe ich meine Hände, um mich zu wärmen“, erzählt er.

„Ich kannte den Schnee nur aus dem Fernsehen“

Um die Jahrtausendwende, als Peart nach London gekommen war, sah er zum ersten Mal in seinem Leben Schnee. „Ich kannte den Schnee bis dahin nur aus dem Fernsehen“, so Peart. „Ich bin sofort aus dem Haus gerannt, um ihn zu spüren und zu schmecken.“ Im Gegensatz zur Kälte macht dem Jamaikaner der Schnee nichts aus. Mit seiner fünf Jahre alten Tochter geht er gerne Schlittenfahren.

Das letzte Weihnachtsfest hat das Ehepaar Peart zusammen mit den deutschen Schwiegereltern im Allgäu beim Skifahren verbracht. Vor drei Jahren stand Peart zum ersten Mal auf den Brettern. Das Fazit des Jamaikaners zum Wintersport fällt eindeutig aus: „Ich liebe es!“