Einen Tag lang konnten Besucher im evangelischen gemeindezentrum Bilbeln aus vier Jahrhunderten bewundern. Einige Origiane sind so kostbar, dass sie sich kein Filderbauer leisten konnte.

Möhringen - Wer in kostbaren Büchern blättern will, braucht Anleitung, damit keine Schäden entstehen. „Bitte ziehen sie die Handschuhe an“, sagte Pfarrer Winfried Maier-Reveredo bei der Ausstellung von Bibel-Raritäten am Dienstag im evangelischen Gemeindehaus Möhringen. Er hatte Gemeindemitglieder im Amtsblatt gebeten, besondere Bibeln im Familienbesitz am Reformationstag für eine eintägige Ausstellung zur Verfügung zu stellen und schließlich 25 Exemplare zusammenbekommen. „Am Anfang lief das Ganze etwas schleppend, aber am Ende haben wir so viele Bibeln bekommen, dass wir gar nicht alle ausstellen konnten, weil der Platz nicht gereicht hätte“, sagte er.

 

Das älteste und sicherlich kostbarste Exemplar war eine Hausbibel aus der Zeit um 1700. Jede illustrierte Seite davon ein Original-Stich. „Die großen Illustrationen befinden sich alle vorne, zusammen mit der Widmung an alle evangelischen Landesfürsten in Deutschland. Dahinter folgt dann der Bibeltext“, erläuterte der Pfarrer. Der Geber des Exemplars sei ein Lehrer aus Möhringen.

Straßburger Bibeln mit vielen Miniaturen

Kostbar waren auch die Nachdrucke zweier reich mit kostbaren Miniaturen illustrierten Straßburger Hausbibeln aus dem Jahre 1630. Dass Filderbauern jemals solche Kostbarkeiten besessen haben könnten, bezweifelt der Pfarrer. „Das war nur betuchten Bürgern möglich.“ Zu Martin Luthers Zeiten, kurz nach der Erfindung des Buchdrucks, habe eine aufwendig illustrierte Bibel den Monatslohn eines Arbeiters gekostet. Der Einband der Straßburger Bibeln war gleichzeitig ihr Schutzumschlag, der von zwei Bronzeklammern zusammengehalten wurde. Um die Bibel zu öffnen musste man auf den Verschluss schlagen. „Wenn wir davon reden, ein Buch aufzuschlagen, dann rührt dies von diesem Vorgang her“, erläuterte der Pfarrer. Die älteste Hausbibel der Ausstellung stammte aus dem Jahre 1846. „Eine Familienbibel bekam das Brautpaar erst in dieser Zeit als Geschenk bei der Hochzeit in der Kirche. Vorher gab es diesen Brauch noch nicht.“ Dies zeige, dass der Buchdruck gegen Mitte des 19. Jahrhunderts insgesamt billiger geworden sei. „Früher hätte man es sich angesichts der vielen Hochzeiten gar nicht leisten können, Bibeln in solchen Mengen zu verschenken.“

Nicht ganz so teuer wie die antiken Exemplare, aber ebenfalls viel Kunstgenuss, verspricht eine Bibel mit Drucken von Motiven des großen Niederländers Rembrandt Harmenszoon van Rijn, oder eine moderne, vom Nachdruck einer vom Wiener Maler Friedensreich Hundertwasser gestaltete Bibel.