Die Freude darüber, dass am Seepark weitergebaut wird, ist groß. Gleichzeitig wachsen jedoch die Sorgen um den benachbarten Probstsee.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Wie das mit dem Zulauf funktionieren soll, ist der SPD-Bezirksbeirätin Ingrid Schulte ein Rätsel. Vom halb fertigen Seepark führt eine Leitung zum Probstsee. Künftig soll über diese das Regenwasser von den Dächern der neuen Häuser in den Teich fließen. Für das ökologische Gleichgewicht des Sees ist die Zufuhr von Frischwasser wichtig. Aber die neue Leitung ist von Geröll umgeben. Einige Steine sind bereits abgerutscht und haben die Klappe des Zulaufs zugesetzt.

 

Doch das ist nicht der einzige Grund, weshalb Ingrid Schulte mit Sorge auf den Probstsee in ihrer Nachbarschaft schaut. Zwar freut sich die Bezirksbeirätin, dass es nach dem langen Stillstand wegen der Häussler-Insolvenz auf der Baustelle endlich weitergeht. Zum Hintergrund: Die Gesellschaft für Wohnungs- und Gewerbebau und die Bietigheimer Wohnbau werden den Seepark fertigbauen.

Doch derzeit verlottere die Gegend rund um das Gewässer immer mehr. Insbesondere im hinteren Bereich, wo der See an die halb fertigen Häuser grenzt, sind Reste kleinerer Feiern zu finden: leere Tüten, Flaschen und Büchsen. Vermutlich waren es Jugendliche, die sich abends dort getroffen haben.

Auch Manfred Wörner, dem Vorsitzenden des Angler-Vereins Möhringen, ist das ein Dorn im Auge. Er habe schon jede Menge Unrat aus dem Gebüsch herausgeholt. „Einmal hatte sich hier jemand ein regelrechtes Lager gebaut. Und erst vor kurzem habe ich eine aus Steinen gebaute Grillstelle entfernt“, sagt Wörner.

Probstsee ist Naturdenkmal

Für den Vereinsvorsitzenden gibt es aber noch mehr Ärgernisse: Er zeigt auf große Stämme, die quer über den kleinen Pfad liegen, der zu einer der Angelstellen führt. „Diese Bäume sind nicht umgefallen, sie wurden abgesägt und dann einfach liegen gelassen“, sagt Wörner. Mit einem Naturdenkmal habe das nicht zu tun.

Ingrid Schulte befürchtet, dass noch viel mehr Bäume gefällt werden. „Auf sämtlichen Werbeplakaten hat man von den neuen Häusern aus eine freie Sicht auf den See“, sagt sie. Das dürfe nicht Wirklichkeit werden. Der Bezirksbeirätin und dem Vorsitzenden des Angler-Vereins ist es außerdem wichtig, dass das südliche Seeufer für Spaziergänger unzugänglich bleibt.

Alexander Gass, beim Tiefbauamt zuständig für die Stuttgarter Seen, kann Ingrid Schulte und Manfred Wörner beruhigen. „Wir bauen einen Zaun.“ Der hintere Bereich des Gewässers werde nur für diejenigen zugänglich sein, die ein berechtigtes Interesse haben – also beispielsweise die Angler und die Fachleute der Stadtverwaltung. Darüber hinaus gebe es einen Höhenversatz zwischen der Wohnbebauung und dem See. Das allein stelle eine natürliche Barriere dar.

„Die Sache wird sich regeln“

Alexander Gass hofft auch, dass, wenn die neuen Häuser an der Vaihinger Straße fertig sind, sich die Zahl der nächtlichen Treffen wieder reduziert. „Wir denken, dass sich die Sache wieder regelt“, sagt der Mann vom Tiefbauamt und ergänzt: Eine Baustelle übe auf Jugendliche eben eine besondere Anziehungskraft aus.

Auch die Tatsache, dass über Monate hinweg rund um den Probstsee abgesägte Bäume liegen geblieben sind, habe mit dem Stillstand im Seepark zu tun. „Wir werden darauf achten, dass die Stämme wegkommen“, sagt Gass. Dass weitere Bäume gefällt werden, sei nicht vorgesehen. Und auch was den Zulauf betrifft, bemüht sich Gass, Schultes und Wörners Bedenken auszuräumen. „Die Anlage ist noch nicht fertig“, sagt er. Es gebe eine wasserrechtliche Genehmigung, und deren Vorgaben müssten erst noch umgesetzt werden.

Ganz versöhnt sind Ingrid Schulte und Manfred Wörner mit diesen Aussagen aber nicht. Schulte fürchtet, dass beim Bau des Seeparks noch einige Bäume gefunden werden, die angeblich morsch sind, oder an denen der Bagger zufällig hängen bleibt. Und Wörner kann nicht verstehen, weshalb die Stadt, wenn es um den Probstsee geht, nicht wenigstens mal mit dem Angler-Verein Möhringen als Pächter des Gewässers spricht. „Wir kennen den See in- und auswendig. Und dennoch findet keinerlei Gedankenaustausch statt“, moniert Wörner.