Das Verkehrsproblem im Synergiepark macht auch die Wirtschafts- und Industrievereiningung Stuttgart nervös. Sie will nach einer Pendleranalyse mit einem betrieblichen Verkehrsmanagement dagegen steuern.

Möhringen/Vaihingen - Zur Lösung des Verkehrsproblems im Synergiepark will die Wirtschafts-und Industrievereinigung Stuttgart (WIV) maßgeblich beitragen. „Alles, was dazu notwendig ist, dauert bisher viel zu lange“, sagt der Vorsitzende Günter Sabow. Auch die WIV als Betreuer der dort ansässigen Firmen werde so langsam nervös. „Daimler will 2020 da sein, bei der Allianz dauert es wohl noch zwei Jahre länger, und die dafür notwendige Infrastruktur, um den Zuwachs an Beschäftigten zu verkraften, wird nicht rechtzeitig fertig“, sagt Günter Sabow. Die WIV versuche, mit den Fraktionen im Gemeinderat, mit der Stadtverwaltung und mit Baubürgermeister Peter Pätzold alles, um den Ausbau der Industriestraße und der Nord-Süd-Straße zügig voranzutreiben, „damit sich dort nicht alles zum Schrecken der Firmen, der Pendler und der Mitarbeiter gestaltet“.

 

Schlechte Schienenverbindung nach Tübingen und Reutlingen

Als eine Komponente der Lösung leiste die WIV mit einem „betrieblichen Mobilitätsmanagement“ einen eigenen Beitrag. Die Vereinigung habe die größeren Firmen ab circa 300 Mitarbeitern im Synergiepark gebeten, ihre jeweiligen Pendlerströme zu analysieren. „Bisher haben wir das Thema Pendler viel zu pauschal betrachtet. Wir brauchen diese Erhebungen, um der Politik zu zeigen, woher die Mitarbeiter kommen“, sagt Sabow. Erst dann könne man sehen, welche der Mitarbeiter den Öffentlichen Nahverkehr nutzen könnten und welche nicht. „Bisher hat die Politik gesagt, die Pendler sollten eben den ÖPNV benutzen. Wenn die Mitarbeiter aber aus der Gegend von Tübingen und Reutlingen kommen, sind sie jedoch sehr schlecht mit dem Schienennetz angebunden.“

Mit dem betrieblichen Mobilitätskonzept wolle die WIV ein betriebsübergreifendes Werkzeug für alle Mitarbeiter im Synergiepark, bisher sind es rund 20 000, nach den Ansiedlungen der Allianz und Daimler werden es wohl 40 000 sein, schaffen. „Es müssen Fahrgemeinschaften in die Gänge kommen, die mit einem echten Fahrplan über Apps auf den Handys der Mitarbeiter funktionieren“, sagt Sabow. Damit könne man den Verkehr im Synergiepark um zehn bis 15 Prozent reduzieren. „Die Apps sind heutzutage so differenziert, dass man Fahrpläne mit ihnen organisieren kann“, ergänzt Sabow.

Dass das betriebliche Mobilitätsmanagement kein Projekt der fernen Zukunft ist, belegt der Zeitplan. „Schon im September wollen wir uns bei der Firma Trelleborg zusammensetzen und die Pendleranalysen der Firmen übereinanderlegen, um unsere Handlungsgrundlage zu erhalten. Dann können wir sehen, wem und mit welchem Verfahren wir helfen können“, sagt der WIV-Vorsitzende. Auch den Umweltschutz hätten die Firmen dabei im Blick: „In Sachen Elektromobilität verhandeln wir mit dem Energieversorger EnBW, denn wir haben auf dem Areal noch keine Ladeinfrastruktur.“ All dies, sagt Sabow, sei ein Aufwand, der Geld koste. Im Verbund mit zehn bis 15 Firmen, die gemeinsam starteten, könne man jedoch Lösungen finden. Auf eine Feststellung legt Günter Sabow allerdings Wert: „Das alles ist nur dann sinnvoll, wenn durch den Ausbau der Nord-Süd-Straße deutliche Verbesserungen erreicht werden.“

Mitarbeiter müssen für den täglichen Bedarf einkaufen können

Auch mit der Gestaltung des Gewerbeboulevards am Wallgraben soll es nach Auffassung der WIV vorangehen. „Die Mitarbeiter haben heute eine Riesenerwartung an die Aufenthaltsqualität, nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch im Freien. Deshalb müssen wir das Umfeld mit mehr Grün angenehm gestalten.“ Zur Aufenthaltsqualität gehöre auch die Versorgung der Mitarbeiter. In dieser Hinsicht sei Daimler ein toller Partner: „Ins künftige Office 5 des Automobilherstellers dürfen die Menschen hineinlaufen. Nach anfänglichem Zögern scheint das Unternehmen bereit zu sein, im Gebäude Platz für ein Geschäft mit Artikeln des täglichen Bedarfs zur Verfügung zu stellen.“ Die Pendler müssten im Synergiepark einkaufen können, denn auf ihrer Heimfahrt hätten schon viele Geschäfte geschlossen.

Daran, dass der Synergiepark eine Erfolgsgeschichte wird, gibt es für Günter Sabow keinen Zweifel: „Ich denke, dass wir tolle Lösungen bekommen und dass der Synergiepark bei der Internationalen Bauausstellung 2027 eine Komponente sein wird.“ Ein solches Areal mit 40 000 Beschäftigten, das finde man bundesweit nirgendwo.