Die Anwohner der Probststraße in Stuttgart-Möhringen sind genervt. Jeden Tag quietschen und donnern die Stadtbahnen an ihren Wohnungen vorbei. Jetzt haben die SSB die Gleise geschliffen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Silvia Leichtl ist genervt. Jeden Tag quietschen und donnern die Stadtbahnen an ihrer Wohnung vorbei. Es sei unmöglich bei geöffnetem Fenster zu telefonieren, Radio zu hören oder einfach nur ein Schwätzchen zu halten, sagt die Seniorin. Sie wohnt in einem der neuen Häuser an der Probststraße. Die Bewohner des Pflegeheims Haus Sankt Barbara und der daran angeschlossenen Betreuten Wohnungen hatten bereits im vergangenen Jahr wegen des „unzumutbaren Stadtbahnlärms“ Alarm geschlagen.

 

Silvia Leichtl wünscht sich, dass die Stadtbahnfahrer etwas rücksichtsvoller fahren. Das allein würde die Lärmpegel deutlich senken. Die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) hätten nach der Beschwerdewelle im vergangenen Jahr bewiesen, dass es geht. Doch irgendwann seien die Belange der Menschen in der unmittelbaren Nachbarschaft offensichtlich wieder in Vergessenheit geraten. Jetzt gebe es nur noch ein paar wenige Stadtbahnfahrer, die ihre Bahn etwas behutsamer um die Kurve lenken.

Fünf Briefe hat Silvia Leichtl im vergangenen Sommer an die SSB geschickt. Als Antwort habe sie nur einen Standardbrief vom SSB-Kundenservice bekommen. Das sei für sie alles andere als zufriedenstellend, sagt die Seniorin. Vor kurzem hat sie sich noch einmal an den SSB-Vorstand Wolfgang Arnold persönlich gewandt und darum gebeten, die Angelegenheit zur Chefsache zu machen.

Es gab eine regelrechte Klagewelle

Birte Schaper, Pressesprecherin bei den SSB, kennt das Problem. „Im vergangenen Jahr gab es da eine regelrechte Klagewelle“,sagt Schaper. Dann sei einige Monate lang sprichwörtlich Ruhe gewesen. Nun, da es Sommer wird und die Leute die Fenster gern geöffnet lassen, würden die Fahrgeräusche offensichtlich wieder vermehrt wahrgenommen werden. Doch es sei keineswegs so, dass die SSB nicht auf die Beschwerden eingehe, sagt Schaper. „Wir schleifen die Gleise in dem betreffenden Bereich regelmäßig und überdurchschnittlich häufig“, betont sie und ergänzt: Mehr könne die SSB nicht tun.

Insbesondere sei es nicht möglich, in dem betreffenden Bereich langsamer als die derzeit etwa 50 Kilometer in der Stunde zu fahren. „Wir müssen einen Fahrplan einhalten. Darum sind wir an dieser Stelle auch noch nie langsamer gefahren“, sagt Schaper. Genau das kann Silvia Leichtl aber nicht glauben. „Ich beobachte das. Es gibt ein paar wenige, die ohne Quietschen und Getöse vorbeifahren können. Die sind nur eine Idee langsamer als ihre Kollegen.“ Das könne unmöglich Auswirkungen auf den Fahrplan haben, so die Seniorin.

Immerhin scheint Silvia Leichtls erneutes Nachhaken bei dem Nahverkehrsbetrieb bereits Wirkung gezeigt zu haben. Zumindest wurde die Gleise beim Möhringer Bahnhof Ende vergangener Woche geschliffen. Das unangenehme Quietschen sei damit deutlich reduziert worden, sagt die Seniorin. Aber sie befürchtet auch, dass dieser Effekt nicht lang vorhalten wird.