In der Ortsmitte wurde eine Skulptur des Kunstschmieds Peter Klink enthüllt.

Die Mönsheimer sind die „Buchele“. Diesen Necknamen haben sie nicht ohne Grund. Der kleine Ort am Grenzbach ist umgeben von Wäldern, in denen die Rotbuche die Hauptrolle spielt. Und jetzt haben sie eine neue Mitbürgerin – das Buchelesweible, das seinen Platz zwischen der Nikolauskirche und dem alten Rathaus gefunden hat.

 

Die Figur einer schmalen, jüngeren Frau besteht zwar aus verzinktem Eisen, doch mit ihrem Korb aus Stahl, über dem ein Tuch mit dem Mönsheimer Wappen liegt und der alleine schon über 20 Kilogramm wiegt, sowie der geöffneten Hand mit einigen Buchele darin, wirkt sie durchaus lebensecht. Ihre Haltung ist aufrecht und ihr Blick den Betrachtenden zugewandt. Ihr Schöpfer, der Kunstschmied Peter Klink, der aus Mönsheim stammt, seine Werkstatt aber inzwischen in Pfullendorf hat, ließ der Sammlerin trotz ihrer bescheidenen Kleidung – „wie meine Großmutter nach dem Krieg“, so Peter Klink – in Anspielung auf die traditionelle Schmuckherstellung in Mönsheim sogar einen kleinen Ohrschmuck zukommen. „Das ist die erste lebensgroße Frauenfigur, an die ich mich herangewagt habe, das war für mich doch eine gewisse Herausforderung“, erzählte Peter Klink. Walter Knapp, langjähriger Gemeinderat und Kenner der Mönsheimer Geschichte, habe ihn bei den Entwürfen unterstützt. Später habe Knapp dem Buchelesweible in seiner Werkstatt spontan den Namen „Kathrinle“ gegeben, so Klink, und der würde auch ortshistorisch gut passen.

Kosten: 35 000 Euro

Die Idee zu der Skulptur hatte Hermann Wenning. Der 83-Jährige, der eigentlich aus dem Ruhrgebiet stammt, aber bereits seit über 50 Jahren in Mönsheim lebt, kannte den Kunstschmied Peter Klink schon als jungen Mann. Mit dem Gedanken, dass es doch nicht sein könne, dass „wir in Mönsheim nichts von Klink haben“, habe er sich an den damaligen Bürgermeister Thomas Fritsch gewandt. Gleichzeitig habe er zugesichert, das Projekt durch Spenden zu finanzieren, was ihm übrigens durch Gelder von 29 Spendern komplett gelungen ist. Gekostet haben das Buchelesweible und die gegenüberstehende Bank aus Buchenholz mit einer geschmiedeten Buche auf der einen und einem Wagenrad auf der anderen Seite rund 35 000 Euro.

„Davor habe ich die allergrößte Hochachtung, dass dies gelungen ist“, sagte Thomas Fritsch zur Spendenaktion. Er habe ja in 24 Jahren als Bürgermeister viel erlebt, fügte er schmunzelnd hinzu. „Aber dass ich einmal zusammen mit drei anderen Herren hier auf dem Marktplatz eine Frau enthüllen würde, habe ich mir im Leben nicht träumen lassen“, sagte der frühere Schultes mit einem Lachen und unter dem Beifall der zahlreichen Gäste. Für seinen Nachfolger Michael Maurer steht die Figur sinnbildlich für den Zusammenhalt im Ort, sie sei ein klares Bekenntnis auch zur Ortshistorie. „Über den richtigen Standort gab es mindestens so viele Meinungen wie dieser Mühlstein Getreide gemahlen hat“, sagte er mit Blick auf den Sockel, auf dem das Buchelesweible steht und auf die vielen Diskussionen, wo denn die Figur am besten hin soll.

Nahrhaft und gesund

Übrigens: Die Rotbuchen sind die in Mitteleuropa am meisten verbreiteten Bäume. Gerade jetzt im Herbst erfreuen sie nicht nur mit ihrem rotgoldenen Laub, sie werfen auch ihre kleinen braunen Samen ab, die Bucheckern. Diese Buchele sind wahre Kraftpakete und werden von den Tieren des Waldes geschätzt. Regina Ostermann, die Geschäftsführerin des Landschaftserhaltungsverbandes Ortenaukreis und Vorstandsmitglied der Stiftung Deutsche Landschaften erklärte, dass Bucheckern „unglaublich nahrhaft und gesund“ seien, weil 100 Gramm von ihnen 92 Gramm Fett, davon das meiste ungesättigte Fettsäuren, enthielten.

Die häufigste Verwendung der Bucheckern war deshalb die Verarbeitung zu Speiseöl. Allerdings benötigt man für einen Liter Öl sieben Kilo Buchensamen. Das seien etwa 25 000 Bucheckern, so Regina Ostermann. Sehr selten bekomme man heute noch Öl aus Bucheckern zu kaufen und wenn, müsse man für einen Liter um die 200 Euro bezahlen.

Walter Knapp zitierte aus Archivunterlagen aus den 1930er Jahren, in denen die Mönsheimer dazu aufgefordert wurden, Buchele zu sammeln. Diese seien dann nicht in eine der beiden Mönsheimer Ölmühlen gebracht worden, sondern in eine nach Weissach. Schon vor 100 Jahren bestand der überwiegende Teil des Mönsheimer Waldes aus Buchen, und das ist bis heute so geblieben.