Friseurmeister Armin Knapp hört auf. Seinen Bart will er auch künftig auf Wettbewerben zeigen.

Mönsheim - Der Bart bleibt dran: Als Friseur ist Armin Knapp zwar Ende August in den Ruhestand gegangen, als prominenter Träger von auffällig gestylten Bärten bleibt er aber weiter aktiv. Beim Abschied des 66-jährigen Friseurmeisters von seinen Kundinnen und Kunden im Salon an der Pforzheimer Straße habe es Tränen gegeben, erzählen er und seine Frau Rosemarie. Schließlich hat der Mönsheimer nach seiner Lehre in Leonberg im damaligen Salon von Josef Sauter seit 1971 im elterlichen Geschäft dafür gesorgt, dass das Haupthaar seiner Kundschaft von nah und fern gut sitzt. Kurz nach der Meisterprüfung übernahm er 1974 das Geschäft von den Eltern, 1983 zog der Betrieb vom Marktplatz in die Pforzheimer Straße um.

 

Der junge Friseurmeister engagierte sich in der Friseurinnung Pforzheim und übernahm dort im Laufe der Jahre zahlreiche Ämter und war von 1999 bis 2008 Obermeister. In der Handwerkskammer Karlsruhe war er unter anderem 15 Jahre Mitglied der Meisterprüfungskommission und auch auf Bundesebene engagierte er sich für das Friseurhandwerk. An seinem Wohnort Mönsheim war er ebenfalls aktiv: Zusammen mit anderen gründete er den Bund der Selbstständigen, der von 1988 bis 1996 bestand und dessen Vorsitzender er sechs Jahre war.

Viele haben bei ihm gelernt

Im Salon in Mönsheim galt es, die Kunden zu bedienen, die Mitarbeiter zu führen und Lehrlinge auszubilden. Rund 30 jungen Leuten, so schätzt er, hat er das Friseurhandwerk beigebracht. „In fast jedem Ort hier ringsherum gibt es einen Friseur, der bei mir gelernt hat“, sagte er schmunzelnd. Werbung habe er nie machen müssen, die Kunden kamen durch Mundpropaganda in den Salon in der Ortsmitte. Es seien auch viele Herren darunter gewesen, die in den großen Firmen in der Umgebung arbeiten und nach Feierabend schnell zum Haareschneiden vorbeikamen. Und sicher manchmal auch zum Bartstutzen. Denn auch das gehört zum Friseurhandwerk.

Und damit waren sie bei Armin Knapp genau richtig, denn er ist Bart-Fan und das schon seit seinem 19. Lebensjahr, versichert er. Seine Frau Rosemarie, mit der er seit 1976 verheiratet ist, kennt ihn gar nicht ohne. Dafür ist sie von seinen fantasievollen Styling-Ideen begeistert. Denn der Friseurmeister hat seinen Bart zu seinem Hobby gemacht. 1993 war er Gründungsmitglied und bis 1999 Präsident des Bart-Clubs Pforzheims, genannt die „Pforzemer Schnäuz“. Damals nahm er zum ersten Mal an einem Wettbewerb der Bartträger teil. „Ich wollte einfach etwas Kreatives machen, das nicht jeder hat“, sagt er zur Begründung: ein kunstvoll gestylter Bart, für den es Stunden braucht, um ihn in die gewünschte Form zu bringen. Er formt, schneidet, färbt und zwirbelt die Gesichtshaare so lange, bis sie den von ihm gewünschten Look haben. Dazu kommt noch ein zum Bart passendes stilgerechtes Outfit.

„Superweltmeister aller Vollbartklassen“

Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: Er belegte bei nationalen und internationalen Wettbewerben vordere Plätze, häufig zusammen mit seinem 17 Jahre älteren Bruder Gerhard. 1997 wurde Armin Knapp „Superweltmeister aller Vollbartklassen“. Er erinnert sich: „Ich startete damals mit der Form ,Vollbart gestylt’“. Das ist ein künstlerisch gestalteter Bart mit vollem Haarwuchs. „Das ist die Königsdisziplin, da gibt es die interessantesten Arbeiten.“ Und seine fand offensichtlich den größten Zuspruch. Sein Bruder siegte in der Kinn- und Backenbartklasse. Damit begann für die beiden Mönsheimer eine umtriebige Zeit. „Wir kamen überall in der Welt in der Presse, es gab viele öffentliche Auftritte, auch im Fernsehen“, erzählt Armin Knapp und zeigt viele Zeitungsausschnitte. Die Liebe zum typgerecht und auffällig gestalteten Bart hat bei Armin Knapp bis heute nicht nachgelassen.

2015 wurde er Zweiter bei der Weltmeisterschaft im österreichischen Leogang, 2017 Vize-Europameister in Tel Aviv. „Aufs Treppchen habe ich es fast jedes Mal geschafft“, sagt der Friseurmeister aus Mönsheim. 2013 hat ihn seine Heimatgemeinde als verdienten Bürger mit dem „Goldenen Buchele“ geehrt.

Jetzt ist Schluss mit Schneiden

Jetzt hat Armin Knapp zwar die Friseurschere weggelegt. Den Salon in Mönsheim hat er an zwei junge Kolleginnen abgegeben, die ihn unter den Namen „Kopf-Sache“ weiterführen. In Sachen Bart wird er aber weitermachen. „Der Reiz ist immer noch da“, sagt er. Und er wird mehr noch als bisher seine kreative Ader ausleben. Zeichnen und künstlerisches Gestalten sind seine Hobbys. Bis Ende des Jahres wird das Ehepaar Knapp seine Mönsheimer Wohnung aufgelöst haben und nach Kandern ins Badische gezogen sein. Dort wohnen die Tochter und zwei Enkelkinder. „Die Kinder finden es toll, dass der Opa so einen ausgefallenen Bart hat“, sagt Rosemarie Knapp. Und sie selbst auch.