Grundschulkinder erkunden das Heckengäu und bessern ihr Naturwissen auf – und erfahren auch viel über Gewürze.

Mönsheim - Eifrig zerreibt Max das Blättchen, dann steckt er seine Nase in die Hände und schnuppert ordentlich. „Das riecht nach Pizza!“, meint der Zehnjährige, der sich vielleicht insgeheim auch schon das Mittagessen herbeisehnt, ist er doch schon knapp zwei Stunden unterwegs. Bevor aber seltsame Fragen aufkommen, schiebt er hinterher: „Also das, was auf die Pizza draufkommt!“ Die Naturführerin reckt den Daumen in die Höhe. „Genau, es ist ein Küchengewürz!“ Nee, Salbei und Lavendel, die genannt werden, sind es gewiss nicht. Dann wieder Max nach kurzer Denkpause: „Oregano!“, ruft er lautstark, als hätte er soeben eine Pizzeria entdeckt. Jedenfalls hat er Recht.

 

Kann schon mal n vorkommen, dass einem nach Essen ist, lautete doch die strikte Anweisung von oben: „Nichts vom Wegesrand aufsammeln und in den Mund stecken!“ Das galt auch für die Brombeeren, die der ein oder andere nur allzu gerne verspeist hätte. Und überhaupt: Es ist auch kein Picknick, zu dem die drei Naturführerinnen am Rande Mönsheims geladen haben. Nein, auf dem Programm steht eine spannende Expedition in die Tier- und Pflanzenwelt des Heckengäus.

Es geht über Stock und Stein

„Was bitteschön haben Mönsheim und das Heckengäu mit Muscheln zu tun?“, möchte Ute Klink an der Mauer aus Muschelkalkstein von den kleinen Naturforschern wissen und fragt als kleine Hilfestellung, wo man denn üblicherweise Muscheln finde. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: „Am Strand!“ „Genau“, sagt die Naturführerin und erklärt: „Vor langer Zeit gab es hier gar keine Landschaft wie heute, das war alles ein riesiges Meer.“ Und damit ja keine Zweifel aufkommen, packt Bettina Günther ein Plastikfläschchen mit Salzsäure aus. „Ein Tröpfle auf das Gestein, und wenn sich Blubberblasen bilden, dann ist Kalk drin“, erklärt sie und sorgt für großes Staunen. Denn es blubbert ordentlich. Wie auch auf dem Schneckenhäuschen. „Die Schnecke scheidet über eine Drüse Kalk aus, und so baut sie sich ihr Häusle“, weiß Klink zu erzählen.

Bei hochsommerlichen Temperaturen geht es über Stock und Stein, vorbei an den vielen Trockenmauern. „Warum wurden die steilen Hänge von unseren Vorfahren terrassiert?“, fragt die Naturführerin. Raphael fasst sich ein Herz und meint recht überzeugt: „Damit bei einem Erdbeben nicht alles runter rollt.“ Seine These stimmt zwar nicht ganz, nötigt Klink dafür aber einen ordentlichen Lacher ab. „Das war früher ein Weinberg, und die Terrassen wurden angelegt, um ihn leichter zu bewirtschaften“, erklärt die Frau, die aus dem Lachen gar nicht mehr herauskommt.

Nein, das überlange Metall-Gestänge auf dem Hang sei keine „Sommerrodelbahn“. „Da hat man ein Wägelchen draufgestellt, damit man nicht alles schleppen muss“, stellt sie klar. Die drei Naturführerinnen dozieren über Ringelnatter, Eidechsen, Schmetterlinge und auch Schafe, die zwar nicht gerade typisch für das Heckengäu sind, aber ganz entspannt auf einer Wiese am Wegesrand herumlungern und nun einmal die Aufmerksamkeit erregen. Wie auch das Gewächs mit den Dornen. Der Name? Nicole Beck gibt einen Tipp: „Einfach ‚Hecke’ dazustellen!“

Ein Abstecher ins Grüne

„Heckendornen?“ Nicht ganz. „Welche anderen Pflanzen haben auch Dornen?“, fragt sie, und ein Kind ruft: „Heckenrosen!“ Nicht ganz, aus ihren Früchten lasse sich übrigens leckere Marmelade herstellen, so die Heckengäu-Naturführerin, und die kenne man in ganz Mönsheim. Fast, denn erst, als ihre Kollegin das Kinderlied „Ein Männlein steht im Walde“ anstimmt, kommt Bewegung in die Sache: Hagebutten! Oder wie es bei Miriams Mama heißt: Hegemark. Und Jannik steuert noch eine passende Anekdote bei: „Die hatte ich mal am Rücken, das juckt ganz doll!“

Die Notwendigkeit des Abstechers ins Grüne erklärt Ute Klink wie folgt: „Der Lebensraum, in dem man sich heute im Spiel bewegt, ist nicht mehr die Natur, sondern vor allem das Kinderzimmer mit dem Computer.“ Folglich hätten die Kinder kaum eine Ahnung davon, was sich vor ihrer Haustür abspiele. Deshalb sind laut der Naturführerin Exkursionen wie diese enorm wichtig, um dieser Entwicklung entgegen zu steuern. Und Pizza ohne Oregano ist ja auch irgendwie doof.