In naher Zukunft könnte ein neues großes Innovations- und Integrationszentrum auf dem Areal des Porsche-Entwicklungszentrums entstehen. „Ein Zeitfenster dafür wären die kommenden drei bis fünf Jahre“, sagte Benno Brandlhuber am Mittwochabend

Weissach/Mönsheim - In naher Zukunft könnte ein neues großes Innovations- und Integrationszentrum auf dem Areal des Porsche-Entwicklungszentrums entstehen. „Ein Zeitfenster dafür wären die kommenden drei bis fünf Jahre“, sagte Benno Brandlhuber am Mittwochabend während einer Sondersitzung des Mönsheimer Gemeinderates. Der Leiter „Entwicklung, Planung und Prozesse“ des Sportwagenherstellers schränkte ein: „Noch steht nichts fest, das sind Ideen“.

 

Als möglichen Standort nannte Brandlhuber den Norden des Entwicklungszentrums, wo zur Zeit bereits auf Gemarkung der Gemeinde Mönsheim für rund 150 Millionen Euro neue Gebäude entstehen. Ein modernes Design-Studio und ein Elektronik-Integrationszentrum werden voraussichtlich im Laufe des Jahres 2013 bezugsfertig sein, ein neuer Windkanal 2014.

Gleich neben diesen drei Neubauten weitere Büros und Labors zu setzen – als Schnittstellen für automobile Vordenker, Entwickler und Kreative – , wäre aus Porsche-Sicht ein logischer Schritt. Denn Porsches Denkfabrik baut nicht nur aus – sie ordnet auch die „historisch gewachsene Struktur“ nach der „Logik kurzer und effizienter Wege“ neu an, wie der Porsche-Pressesprecher Heiner von der Laden bestätigte. Auch eine Erweiterung bestehender Prüfstände „nach Westen“ hin sei eine Option, ergänzte Brandlhuber. „Prüfgebäude für kommende Antriebsgenerationen.“ Aber auch hier: „Konkrete Vorstands-Entscheidungen gibt es noch nicht.“

Vorrang hat für Porsche ohnehin das Beheben logistischer Probleme. Das Entwicklungszentrum wächst rasant. 2011 kamen 400 Ingenieure, Techniker und weitere Kräfte dazu, 2012 werden es wohl noch einmal so viele sein. Wann genau die anvisierte „6000er-Marke“ geknackt werde, vermag der Weissacher Planungsleiter noch nicht genau zu sagen. Auch Porsche behalte die „wirtschaftliche Gesamtentwicklung“ schließlich genau im Blick.

Doch ob schnell aufgestockt wird oder langsam – auch so reicht die Infrastruktur für die zur Zeit rund 4500 Mitarbeiter mittlerweile kaum noch aus. Deswegen will Porsche das „Kasino“ im Entwicklungszentrum, also die Kantine, vergrößern. Als Übergangslösung gebe es ein „temporäres Zusatzcasino“ mit 1200 Sitzplätzen auf Flachter Gemarkung.

Die Parkkapazitäten am Entwicklungszentrum stoßen mittlerweile ebenfalls an Grenzen. Rund um das Gelände gibt es deswegen mehrere Interimsparkplätze, unter anderem an der „Wespentaille“, der engsten Stelle des Geländes gleich neben der Teststrecke. Außerdem hat Porsche das Herz des interkommunalen Gewerbegebietes Mönsheim und Friolzheim angemietet, bereitet dort einen geteerten und beleuchteten Parkplatz vor. Voraussichtlich von Oktober an können hier maximal 1400 Porsche-Mitarbeiter ihre Autos abstellen und per Shuttle-Bus zum Arbeitsplatz pendeln. Die erste dauerhafte Lösung zeichnet sich dann Ende des Jahres ab: Dann nämlich sind die zwei neuen Decks des bestehenden Parkhauses fertig. Auch hat die Gemeinde Weissach mittlerweile grünes Licht gegeben für einen Parkhaus-Neubau über dem Regenrückhaltebecken. „Und wir werben weiter für öffentliche Verkehrsmittel“, so Brandlhuber. Erst vor kurzem sei die Busanbindung verbessert worden, für Mitarbeiter gebe es günstige Tickets.

Klar sei aber auch: Nach Weissach zu kommen werde mit öffentlichen Verkehrsmitteln schon wegen der fehlenden S-Bahn weiterhin schwieriger sein als beispielsweise an den Standort Zuffenhausen zu pendeln. „Wenn wir mehr Leute einstellen, fahren mehr Autos“, stellte Brandlhuber klar – auch mit Blick auf die aktuelle Verkehrsdebatte in Weissach und Mönsheim (siehe Artikel rechts). Porsche-Sprecher Heiner von der Laden betonte, die Firma wolle konstruktiv helfen, die Situation auf den Straßen so gut wie möglich zu gestalten. Brandlhuber unterstrich die Bedeutung des Standorts: „Wir sind die bedeutendste Automobilregion in Europa.“ Weissach sei im VW-Konzern der größte Entwicklungsstandort neben Ingolstadt und Wolfsburg. „Wir stehen aber im Wettbewerb mit Tigerstaaten wie Korea und China. Wenn wir weiter die Nase vorn haben wollen, müssen wir zulegen.“