Viele verschwundene Handtücher, 800 Stammgäste, 50 Azubis und ein Jürgen Klinsmann: Der Direktor des Mövenpick Hotels gewährt einen Blick hinter sonst verschlossene Türen des Vier-Sterne-Superior-Hauses am Stuttgarter Flughafen.

Echterdingen - Die Tür ist schwarz, ein silberner Löwe hält einen großen Ring zwischen den Zähnen – er fungiert als Türklopfer für das Zimmer 6105. Klick-klack, mit seiner Karte öffnet Hoteldirektor Jürgen Köhler eine der beiden Suiten des Mövenpick Hotels Stuttgart Airport. Standesgemäß wird man auf den 92 Quadratmetern mit einem roten Teppich empfangen. Der elegante Glastisch mit frischen Blumen, das einladend große Bett, der schicke Sekretär aus schwarzem Leder – sie alle werden zur Nebensache sobald der Blick auf die große, frei stehende Badewanne fällt. „Sie ist definitiv eines der Highlights unserer Gäste“, verrät Köhler.

 

Auch der eine oder andere Promi ist schon hier abgestiegen

Wer sich darin nach einem anstrengenden Tag wohl schon alles geräkelt haben mag? Das Mövenpick sei zwar kein klassisches Promi-Hotel, doch aufgrund der Nähe zum Flughafen und der Messe steigen hin und wieder auch Prominente hier ab: In einer der Suiten haben beispielsweise schon Lewis Hamilton, Jürgen Klinsmann, Ulrich Wickert, Dunja Hayali oder Katie Melua übernachtet. „Wir sind hier allerdings sehr understatementmäßig unterwegs – nur in den seltensten Fällen werden Fotos gemacht“, verdeutlicht der Hoteldirektor. „Einen Jürgen Klinsmann“ begrüße er selbstverständlich persönlich, aber dann werde der Gast in Ruhe gelassen.

Dass Hotelgäste auch mal etwas anstrengend sein können, liegt ebenfalls an der unmittelbaren Nähe zum Flughafen. Doch der 62-Jährige, der seit 29 Jahren als General Manager arbeitet, hat Verständnis für diejenigen, die ihrem Ärger aufgrund eines ausgefallenen Fluges an der Rezeption Luft machen: „Die kommen mit einer inneren Wut hier an, weil sie schon eingecheckt hatten und ewig umsonst am Gate warten mussten.“ Ist dieser erste Groll erst mal verraucht, würden die Gäste sichtlich die Annehmlichkeit des Vier-Sterne-Superior-Hauses genießen. Dass Flüge ausfallen komme regelmäßig vor – an diesem Tag hat eine Airline gleich 40 Zimmer gebucht. „Das passiert aber eher selten, meistens sind es zehn Zimmer am Tag, manchmal auch nur für drei bis vier Stunden“, erklärt Köhler.

Warum der Handtuchklau heute keinen Spaß mehr macht

Besonders am Herzen liegen dem General Manager, der seit 17 Jahren auch Regional Vice-President der Mövenpick Hotels Deutschland ist, seine 700 bis 800 Stammgäste. Manche kommen sogar täglich zum Mittagessen ins Restaurant Trollinger, viele dinieren abends – sehr beliebt sei auch der Brunch am Sonntag. Einmal im Jahr richtet Jürgen Köhler für seine treuesten Gäste ein Abend-Event aus. In einem Jahr habe er etwas Neues ausprobiert, das auch „in die Hose hätte gehen können“: An diesem Abend wurden die Stammgäste von den Azubis bedient und ein Platz blieb zunächst leer. Auf diesen setze sich dann der Mitarbeiter, der die Gäste seit Jahren betreut. Der Direktor strahlt, als er sagt: „Das kam richtig gut an, die Menschen konnten sich so einmal auf einer ganz anderen Ebene kennenlernen.“

Insgesamt sorgen im Mövenpick 140 hauseigene Mitarbeiter dafür, dass es den Gästen an nichts mangelt. 30 weitere Beschäftige kümmern sich dank Dienstleistern um Spülküche und Housekeeping. Was wird am meisten auf den Zimmern vergessen? „Das sind ganz klar Ladekabel fürs Handy“, sagt Köhler. Hand aufs Herz, wer hat nicht schon einmal darüber nachgedacht, eines der flauschigen Hotel-Handtücher bei der Abreise in den eigenen Koffer wandern zu lassen? Früher, so erklärt der Hoteldirektor, sei jedes Handtuch und jeder Aschenbecher mit einem Logo „gebrandet“ gewesen: „Deshalb war das einst ein regelrechter Sport, ein Handtuch als Souvenir mitzunehmen. Weil sie heute nur noch weiß sind, macht es allerdings keinen so großen Spaß mehr.“ Nichtsdestotrotz verschwinden im Jahr mehrere dieser Exemplare.

Einmal im Monat servieren die Abteilungsleiter das Essen

„Gute Mitarbeiter zu finden ist eine Herausforderung, daher sind mir speziell auch meine Azubis eine Herzensangelegenheit“, sagt Köhler. Um alle Bereiche kennenzulernen, durchlaufen die angehenden Hotelfachleute sowie die Köche während ihrer Ausbildung je nach Berufsbild zwischen drei und zehn Abteilungen. Im Anschluss an die Ausbildung werden im Unternehmen so gut wie alle übernommen: „Denn ich bilde gerne für unser eigenes Unternehmen aus“, sagt Köhler mit einem Schmunzeln. Im Durchschnitt bleiben seine Mitarbeiter neun Jahre im Mövenpick Hotel. Das Geheimrezept: „Es ist der Umgang miteinander: alles geschieht hier auf Augenhöhe.“ So sitzen auch in der Kantine alle gemeinsam an großen Tischen. Einmal im Monat servieren zudem die Abteilungsleiter das Essen. Respekt, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit – die Werte, die auf einer Mindmap an der Wand der Kantine stehen, „werden bei uns auch gelebt“, sagt Köhler.