Die Masken werden abgestaubt, neue Mitglieder müssen Ekel-Prüfungen bestehen und die Guggenmusik spielt wieder auf. Ganz klar: Es ist Fasnet!

Leonberg - Es ist strahlender Sonnenschein, also ideales Wetter, um rund um den Dreikönigstag Maske und Häs aus dem Lager zu holen, beides im Freien mit lautem Tamtam abzustauben und neue Mitglieder zu taufen. Traditionell erwachen dann die Hexen und Zünfte in der Region aus ihrem Winterschlaf. Einst wurden das Ende des Winters und der Anfang des Frühlings mit grauenvollen Geister- und Hexenmasken gefeiert, um böse Wintergeister zu verjagen. Die Tradition ist heute in der Fasnet noch lebendig und von jetzt an beginnen die närrischen Veranstaltungen und Umzüge.

 

Erstes Maskenabstauben überhaupt

Für die Ende 2018 gegründete Narrenzunft der Eltinger Mollenbachhexen ist es das erste Maskenabstauben in ihrer Geschichte überhaupt. 2019 haben sie zunächst ihr Häs und die Maske entworfen und Freundschaften zu anderen Vereinen geknüpft. Jetzt geht es in ihre erste offizielle Fasnet-Saison und deshalb müssen alle Maskenträger zunächst getauft werden. Insgesamt neun sind es, allen voran der 1. Hexenmeister Thorsten Engel. Doch bevor es an die Taufe geht, erzählen die Mollenbacher in einem kleinen Theaterstück ihre Geschichte. Ideal dazu ist der Brunnen auf dem Eltinger Kirchplatz, der kurzerhand zum Mollenbachsee umfunktioniert wird und als Bühnenbild dient.

Das sagt die Legende

Ein heftig tobendes Gewitter zieht auf, der Donner grollt, ein starker Wind bläst über den Kirchplatz und Blitze zucken hinter dem Brunnen hervor. Es scheint, als ginge die Welt unter. Ein Blitz schlägt in den grünlich schimmernden See, ein zweiter Blitz knallt in den bläulichen See. Dichter, nebelartiger Dampf steigt auf. Plötzlich, wie von Geisterhand gelenkt, entsteigen dem Brunnen bucklige und hinkende Gestalten mit langem Haar und fratzenähnlichem Gesicht. Als sie sich am Ufer versammeln, schauen sie sich gegenseitig an und erschrecken dabei so sehr, dass sie anfangen zu lachen und künftig jede Menge Spaß miteinander haben.

So weit die Legende, die sich bei den Mollenbachhexen auch in ihrem Häs widerspiegelt, genäht und entworfen von der Häs-Hexe Corinna Rall. Der für Hexen typische Rock, der Schurz und die gehäkelte Stola sind passend zur Entstehungsgeschichte in Grün und Blau gehalten, blaue und grüne handgestrickte Strümpfe und Strohschuhe ergänzen das Outfit. Auch bei der aus Zirbenholz geschnitzten Maske setzt sich das Konzept fort: Es gibt Masken mit bläulicher und mit grünlicher Gesichtsfarbe, die im Dunkeln leuchten. Die Hexe schaut recht grimmig und hat eine große Hakennase. Alle Masken sind gleich, nur die Anzahl der Warzen konnte sich jedes Mitglied aussuchen. Gefertigt hat sie ein Profi aus dem Bayerischen, der Maskenschnitzer Stillerer Loaven. Etwa 500 Euro müssen die Mitglieder für solch eine handgeschnitzte Maske investieren.

Glibberiger Wackelpudding

Unter lautstarker musikalischer Begleitung der Stuttgarter First Guggenband folgt die Taufe. Und Thorsten Engel, dem 1. Hexenmeister, geht es gleich als Erstem an den Kragen. Sein Häs darf er immerhin mit einem Plastikumhang schützen, dann wird eine extra für ihn gefertigte Kappe mit glibberigem Wackelpudding und allerlei anderem gefüllt, mit der er einmal über den Kirchplatz laufen muss. Doch damit nicht genug, für ihn und die anderen Täuflinge wird ein Bottich mit allem gefüllt, was Wald und Wasser rund um den Mollenbach hergeben: Mutterboden, Blätter, Gras als Grundzutaten, worin sie dann wühlen dürfen. Letztlich getauft wird mit eiskaltem blauem und grünem Wasser. Erholen und aufwärmen können sich die Täuflinge und Gäste anschließend im Alten Rathaus bei hausgemachter Kartoffelsuppe, Glühwein und reichlich Kaffee und Kuchen.

Begleitet wird die Taufe von zahlreichen befreundeten Narrenzünften. Mit dabei sind die ebenfalls im Vorjahr neu gegründeten Renninger Schdoibruch Hexa, die Schleglerhexen aus Heimsheim, die Leonberger Waldhexen, die Hecka-Hupfer aus Renningen, die Ditzinger Glems-Hexa und die Rutesheimer Gumpa Hexa.